Mehr als ein Sommer
auf. »Es tut mir leid, so unhöflich zu sein, aber ich muss jetzt wirklich gehen. Können Sie mir vielleicht sagen, in welche Richtung ich gehen muss, um zum Schalter der Cairo Air zu gelangen?«
»Da rüber, links und dann um die Ecke. Ich zeige es Ihnen«, antwortete Constance und erhob sich.
»Das ist nicht nötig«, gab Trevor zurück, aber die Frau nahm keinerlei Notiz von ihm und marschierte quer durch die Halle, wobei die Segeltuchtasche immerzu gegen ihr Bein schlug.
Das Gesicht der Angestellten hinter dem Schalter hellte sich auf, als sie Constance erblickte. »Mrs. Ebenezer, ich hoffe, die lange Wartezeit ist nicht zu ermüdend für Sie?«
»Mir geht es gut, meine Liebe. Mein Freund hier fliegt mit der gleichen Maschine. Könnten Sie ihn neben mich setzen?«
Freund? Trevor hob die Hand um zu protestieren. »Moment mal...«
Die fürs Einchecken zuständige Angestellte nahm Ticket und Pass, die zwischen seinen Fingern klemmten, und sagte: »Ich werde sehen, was ich tun kann.« Dann hämmerte sie auf die Tasten ihres Keyboards ein.
»Aber...«
»Keine Sorge, Mister... Wallace. Ihr Anschlussflug mit East Africa Air nach Nairobi wird warten, bis Sie in Kairo eingetroffen sind.« Sie blickte prüfend auf den Monitor. »Sie sind erster Klasse gebucht, und Mrs. Ebenezer fliegt Economy. Einen Augenblick...«
»Aber ich...« Er blickte auf Constance nieder, die ihm nur bis zur Mitte des Oberarms reichte. Er konnte lediglich diesen weißen Haarflaum sehen, der, wie er jetzt feststellte, eine leicht rosafarbene Tönung hatte.
»Darf ich Ihr Ticket noch einmal haben, Mrs. Ebenezer? Normalerweise würde ich das hier nicht machen, aber...« Die Frau lächelte seine Begleiterin mit einer Herzenswärme an, als seien sie alte Freundinnen. »Wir haben Platz in der ersten Klasse. Ich gebe Ihnen ein Upgrade. Irgendwelches Gepäck, Mister Wallace?«
»Dieses Handgepäck. Warten Sie einen Moment...«
Mrs. Ebenezer legte den Kopf in den Nacken, blickte zu ihm auf und strahlte wie ein Schulmädchen. »Stellen Sie sich das mal vor: erster Klasse! Ich bin so froh, dass ich Ihnen begegnet bin.«
Als er sich nicht rührte, weil er immer noch überlegte, was er wohl sagen könne, um rückgängig zu machen, was sich da soeben abgespielt hatte, nahm Constance der Dame jenseits des Schalters seine Reiseunterlagen aus der Hand. »Sie sind Kanadier!«, rief sie aus und fächelte mit seinem Pass vor seinem Gesicht. »Das hätte ich gleich wissen müssen.« Sie stopfte die Papiere in die Tasche von Trevors Jackett und hakte sich bei ihm ein. »Vielen Dank, meine Liebe«, rief sie der Angestellten hinter dem Schalter zu und führte alsdann den verdatterten Trevor zurück zu der Bank. Jedes Mal, wenn er versuchte, etwas zu sagen, fiel sie ihm ins Wort.
»Servieren sie einem dort wirklich kostenlose Cocktails? Nicht, dass ich viel Alkohol trinken würde, nur gelegentlich vor dem Abendessen einen Gin mit Tonic und einen winzigen Schluck Scotch, bevor ich schlafen gehe. Fliegen Sie immer erster Klasse?«
Sie platzierte ihre Tasche zwischen ihnen auf der Bank und schmachtete ihn mit feuchten blauen Augen an. Ihr Gesicht erinnerte ihn an die Puppenköpfe, die Tante Gladys an Winterabenden in Regina aus Äpfeln gebastelt hatte — die Brille mit dem Metallgestell, die sachten Erhebungen und tiefen Furchen ihrer zusammengefallenen Wangen und ihr Geruch nach süßem Apfelmost, den man mit Rosenwasser vermischt hatte. Sie redete und redete und wollte wissen, ob er diese oder jene Leute aus Saskatchewan kenne, die ebenfalls Wallace hießen. Plötzlich wollte er nur noch schreien.
»Drei Stunden und die ganze Flugzeit nach Nairobi, um einander näher kennenzulernen«, fuhr sie fort und hatte die Familie aus Saskatchewan auf einmal vergessen.
Die Anspannung fuhr wie ein Messer zwischen seine Schulterblätter.
»Iris war besorgt, weil ich allein reise, aber ich habe ihr gesagt, dass das Blödsinn ist, weil ich schon einem netten Menschen begegnen würde, der mir Gesellschaft leistet. Und sieh an, da sind Sie.«
Er hätte schwören können, dass sie mit den Wimpern klimperte, als sie ihn ansah. Du meine Güte. Sie flirtet mit mir. »Hören Sie, Mrs. Ebenezer, ich...«
»Nennen Sie mich bitte Constance.« Sie berührte mit der Hand den Ärmel seines Jacketts. »Die Leute nennen mich Connie, aber ich ziehe Constance vor. Ebenezer war der Name meines zweiten Ehemanns. Und ein Geizhals war er obendrein.«
Er schluckte seine Wut herunter, die
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