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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einem Hotelzimmer untergebracht war, und dann froh sein, ihn loszuwerden.

3
    Sie gingen schweigend den breiten Bürgersteig hinunter, wobei der Mann alles neugierig betrachtete. Sein hübsches Gesicht hatte einen so verwunderten Ausdruck, daß Dougless fast glauben mochte, daß er diese moderne Welt noch nie zuvor gesehen hatte. Er stellte ihr keine Fragen; hielt aber oft an, um Autos anzustarren oder Frauen in kurzen Röcken.
    Sie mußten nur bis zur nächsten Straßenecke gehen, um einen kleinen Laden zu finden, der Herrenbekleidung verkaufte. »Hier können Sie sich etwas besorgen, was weniger auffällig ist als Ihr Harnisch und Ihre Strumpfhose.«
    »Ja, ein Schneider«, sagte er, blickte hinauf in das Stockwerk über der Ladentür und runzelte die Stirn, als würde er etwas vermissen.
    »Kein Schneider, nur Kleider.«
    In dem kleinen Laden gaffte der Mann die Hemden in den Regalen an und die Hosen, die an Bügeln an Garderobenstangen hingen. »Diese Kleider sind bereits gemacht«, sagte er.
    Dougless wandte sich dem Verkäufer zu, der aus dem Hinterzimmer kam. »Wir brauchen eine komplette Ausstattung von der Unterwäsche bis zum Anzug. Und Sie müssen seine Maße nehmen.« Selbst wenn dieser kostümierte Mann sich an seine Anzuggröße erinnern konnte, würde er zweifellos so tun, als habe er sie vergessen.
    Dougless suchte sich einen Stuhl und wartete, bis der Verkäufer ihren Begleiter versorgt hatte. Sie tat so, als lese sie in einem Magazin, schickte aber hin und wieder einen verstohlenen Blick zu Nicholas hinüber. Der hob die Arme, damit ihm der Verkäufer den Brustharnisch abnehmen konnte. Er trug ein Leinenhemd mit weiten Ärmeln darunter, das ihm auf der Haut klebte.
    Und was für ein Körper zeichnete sich da unter dem verschwitzten Stoff ab! Er war tatsächlich so breitschultrig und muskulös, wie sie das vermutet hatte, als er noch diesen mächtigen Harnisch trug.
    Der Verkäufer brachte ihm einige Hemden zum Anprobieren; aber dem Grafen gefiel keines von ihnen. Schließlich blickte der Verkäufer Dougless hilfesuchend an.
    »Was paßt Ihnen denn an diesen Hemden nicht?« fragte sie Nicholas.
    »Diese Kleider sind nicht schön«, sagte er stirnrunzelnd. »Sie haben keine Farbe, keine Juwelen, keine Stickerei. Vielleicht könnte eine Frau sich an den Stickrahmen setzen und eine von diesen Dingern . . .«
    Dougless lachte. »Heutzutage sitzen Frauen nicht mehr am Stickrahmen. Jedenfalls machen sie so etwas nicht mehr.« Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die rechte Manschette seines Hemds, das der Verkäufer über einen Bügel gehängt hatte. Die Manschette war mit schwarzer Seide bestickt und zeigte ein Muster aus Blumen und Vögeln - eine herrliche Handarbeit mit einem kunstvollen Spitzensaum.
    Dougless korrigierte sich im stillen. Natürlich gab es noch irgendwo Frauen, die so etwas anfertigten; denn irgend jemand in diesem Jahrhundert mußte doch dieses Hemd genäht und bestickt haben - oder etwa nicht?
    Sie wählte aus dem Haufen der anprobierten Sachen, die ihr Begleiter verworfen hatte, ein wunderschönes Baumwollhemd aus. Die Engländer waren nicht so wie die Amerikaner, die alle fünf Minuten etwas Neues haben wollten, und deshalb fand man in englischen Geschäften zumeist Kleider von bester Qualität, die jahrelang hielten. Und wenn jemand sich die unglaublich hohen Preise dafür leisten konnte, waren sie der Qualität nach durchaus ihr Geld wert.
    »Hier-probieren Sie dies doch mal an«, sagte sie in einem sie überraschend einschmeichelnden Ton. Gab es eine Frau auf Erden, die noch nicht die Erfahrung gemacht hatte, daß sie einen Mann dazu überreden mußte, etwas anzuziehen, was ihm wirklich stand? »Prüfen Sie mal den Stoff, wie weich er ist.«
    Widerstrebend entblößte er seinen Oberkörper, und Dougless hielt ihm das Hemd zum Anprobieren hin. Er hatte einen breiten, von der Sonne gebräunten Rücken und Muskeln, die unter der Haut bei jeder Bewegung ein Wellenmuster bildeten.    
    »Und nun gehen Sie dort zum Spiegel hinüber und schauen Sie sich an.«
    Sie war nicht auf die Reaktion gefaßt, die die drei bodenlangen Spiegel bei ihm auslösten. Er betrachtete sie und fuhr mit den Fingern darüber hin.
    »Ist das Glas?« flüsterte er.
    »Natürlich. Woraus sollten Spiegel wohl sonst gemacht sein?«
    Aus seiner kurzen Ballonhose holte er einen runden kleinen, hölzernen Gegenstand hervor und reichte ihn ihr. Als sie das Holz in der Hand drehte, sah sie, daß auf der anderen

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