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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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irgendetwas nicht stimmte. Aber …
    Man weiß es, wenn man stirbt
.
    Die Worte kreischten in ihr. Sie würde diese Operation nicht überleben, sie musste raus hier, sofort, in dieser Minute, alles rückgängig machen, den Plan fallen lassen.
    Maddy bemühte sich, etwas zu sagen, doch gleichzeitig beugte sich der Chirurg über sie, er hielt in der behandschuhten Hand einen Baumwolltupfer und begann, diesen erst in ihrem linken, dann in ihrem rechten Nasenloch zu bewegen. Sie versuchte, sich abzuwenden, den Kopf zu schütteln, zu schreien, aber es kam ihr vor, als habe jemand ihren Körper von ihrem Gehirn getrennt.
    Bitte helft mir! O Gott, bitte helft mir doch!
    Dunkelheit senkte sich herab und verschlang ihre letzten Gedanken, bevor sie sich ganz gebildet hatten, bevor sie sich in Worte verwandeln konnten. Und jetzt, während sie den Blick des Chirurgen erwiderte, sah sie ein Lächeln darin, als habe er etwas vor ihr verborgen gehalten und müsse das jetzt nicht mehr.
    Und da wusste sie, dass sie heute sterben würde.

[home]
    1
    S pät an einem regnerischen Nachmittag ging Faith Ransome in den Erdgeschosszimmern ihres Hauses umher, suchte nach herumliegenden Legosteinen und dachte: Ist das alles? Ist das mein Leben? Gibt es da nicht mehr?
    Aus der Küche rief Alec: »Mami, Mamiii! Komm, sieh mal!«
    Zu ihrer Erleichterung fand sie ein gelbes Eckstück hinter dem Sofa. Ross hätte den Stein bestimmt entdeckt. Und dann …
    Sie fröstelte, und ihr war ein wenig übel. Es kam ihr kalt vor in England, nachdem sie drei Wochen unter Thailands heißer, trockener Sonne Urlaub gemacht hatten. Seit vier Tagen waren sie wieder zu Hause, aber es erschien ihr viel länger. Wie vier Jahrhunderte.
    »Mamiii!«
    Sie ignorierte Alec und ging in den ersten Stock. Es war ein Ritual. Sie überprüfte jede Stufe nach Flecken, Schmutz, Pfotenabdrücken und die Wände nach neuen Flecken, inspizierte die Lampen nach durchgebrannten Glühbirnen. Sie ließ den Blick über den Teppich im Flur schweifen und hob einen weiteren Legostein auf, ging in Alecs Zimmer und legte die beiden Teile in einen Karton auf dem Tisch. Sie sah sich genau um, hob einen Robot-Spacewalker auf, stellte Alecs Turnschuhe in den Schrank und schloss die Tür, strich die Star-Wars-Tagesdecke glatt und stellte die Kuscheltiere in einer geraden Reihe aufs Kopfkissen.
    Spike, Alecs dicker Hamster, rannte in dem Laufrad in seinem Käfig. Sie hob ein paar verschüttete Körner vom Tisch und warf sie in den Papierkorb.
    Auf einmal hörte sie Rasputin, ihren schwarzen Labrador, laut bellen, mit kleinen Pausen.
    Dann das unverkennbare Knirschen von Autoreifen auf Kies. Plötzlich ein Adrenalinstoß …
    Aber es war kein angenehm-wohliges Gefühl – eher so, als ob sich die Wellen einer sturmgepeitschten See in ihr brächen. Ununterbrochen bellend trottete Rasputin aus der Küche durch die Halle ins Wohnzimmer, wo er – wie Faith wusste – auf seinen Stuhl vor dem Erkerfenster sprang, damit er sein Herrchen sehen konnte.
    Er kam früher als sonst von der Arbeit.
    »Alec! Daddy ist zu Hause!« Sie lief zum Schlafzimmer, schaute hinein, sah nach. Das Eichen-Himmelbett war gemacht. Schuhe, Hausschuhe, herumliegende Kleidungsstücke waren schon an ihrem Platz. Angrenzendes Badezimmer. Das Waschbecken sauber. Die Handtücher so aufgehängt, wie Ross es gefiel.
    Hastig zog sie ihre Jeans, das Sweatshirt und die Turnschuhe aus, die Sachen, die sie tagsüber trug. Aber nicht, weil sie Lust hatte, sich zur Begrüßung ihres Mannes schick anzuziehen, sondern um Kritik zu vermeiden.
    Im Bad betrachtete sie sich kurz im Spiegel. In dem Schränkchen befand sich eine kleine Plastikdose mit Tabletten. Ihren
Glücks
pillen. Es war über einen Monat her, dass sie eine genommen hatte, und sie war entschlossen, sich von ihnen fern zu halten. Entschlossen, die Depressionen zu besiegen, die sie in den letzten sechs Jahren, seit der Geburt ihres Sohnes, immer wieder überfallen hatten – sie ein für alle Mal auszuradieren!
    Sie trug ein wenig Lidschatten, Wimperntusche, einen Hauch Rouge auf, tupfte etwas Puder auf ihr perfektes Näschen (das Werk ihres Mannes, nicht ihrer Gene) und zog eine schwarze Karen-Millen-Hose, eine weiße Bluse, eine hellgrüne Betty-Barclay-Strickjacke und schwarze Pumps an.
    Dann kontrollierte sie ihre Frisur im Spiegel. Sie war blond von Natur aus und bevorzugte klassische Frisuren. Im Augenblick trug sie das Haar zu einer Seite, schulterlang und schräg

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