Mein Geliebter aus den Highlands
die Schultern. Nach drei Tagen in dem dunklen Loch, in das die Gowans sie gestoßen hatten, war ihr die Kälte bis ins Mark gekrochen. Sie wich nur dann, wenn sie sich eng an Gregors warmen Körper schmiegte.
Und das wurde allmählich zur reinen Folter. Stirnrunzelnd kämmte und flocht sie sich die Haare. Viel zu oft musste sie sich das Geständnis verkneifen, dass sie eine Frau war, kein Kind. Allerdings war ihr schleierhaft, warum es sie so sehr nach diesem Mann verlangte. Sie kannte ihn doch erst seit ein paar Tagen und hatte ihn noch nie richtig gesehen. Darüber hinaus erzählte er ihr nur sehr wenig von sich. Im Grunde war er ein Fremder. Dennoch war ihr, als würde sie ihn schon jahrelang kennen. Jedes Mal, wenn sie nachts nebeneinander lagen und sie seinen harten Schaft an ihrem Rücken spürte, wollte sie sich daran reiben. Sie wünschte sich inständig, er wäre durch ein Verlangen nach ihr zustande gekommen und nicht durch ein Bild in einem Traum oder das Bedürfnis, sich zu erleichtern. Es war der reine Wahnsinn. Und das Schlimmste war, dass sie nicht wusste, wie sie sich von diesem Wahn befreien sollte.
Es war höchste Zeit, dass der Mann seinen Fluchtplan in die Tat umsetzte. Sie selbst war noch auf keinen gekommen, und er hatte nur in ihrer ersten gemeinsamen Nacht davon gesprochen. Jedes Mal, wenn sie ihn vorsichtig danach fragte, kam nur eine Erwiderung: »Geduld, Mädchen.« Wie geduldig sollte sie denn noch sein? Wenn er einen Plan hatte, sollte er ihn erläutern, und wenn nicht, sollte er es einfach zugeben. Sie wäre zwar enttäuscht, aber sie würde ihm keinen Vorwurf machen, dass es ihm nicht gelang, einen Weg aus einem sehr tiefen Erdloch zu finden.
»Setz dich aufs Bett, Mädchen«, sagte Gregor. »Unser Frühstück kommt.«
Alana tastete sich vorsichtig zu ihrem Lager. Sie glaubte nicht, dass sie sich jemals so mühelos im Dunkeln bewegen würde wie Gregor, ganz gleich, wie lange sie noch hier unten ausharren musste. Als sie endlich an ihrem Ziel angelangt war, setzte sie sich rasch hin und beobachtete den schwachen Lichtschein, der über ihnen auftauchte.
»Seid ihr bereit, uns zu sagen, wer ihr seid?«, fragte der Mann, der den sauberen Notdurfteimer herabließ.
»Nay«, erwiderte Alana. Sie war stolz, dass sie es schaffte, dem wachsenden Drang zu widerstehen, ihren vollen Namen herauszuschreien, eine genaue Wegbeschreibung zu ihren Leuten zu liefern und zu fordern, aus dem Dunkeln hochgezogen zu werden.
Gregor grummelte nur, während er den sauberen Eimer vom Haken nahm und den vollen Notdurfteimer daran befestigte. Er blieb stehen, wie er es auch an den vergangenen drei Tagen getan hatte, und starrte auf das Seil, während ihr Wärter den Eimer hochzog und dann ihr Essen herabließ. Auch beim Austausch des schmutzigen Wassers gegen sauberes rührte Gregor sich nicht vom Fleck. Alana wunderte sich ein wenig darüber, denn das Ganze war wahrhaftig nicht sehr spannend. Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, spürte sie seine Konzentration und entdeckte sie auch in der angespannten Reglosigkeit seiner schlanken Gestalt.
Als der Wächter verschwand und mit ihm auch das schwache Licht, rang Alana wie immer um ihre Fassung. Erst als sich Gregor neben sie setzte, seufzte sie erleichtert auf. Immer, wenn das Licht verschwand, wurde ihre Angst vor der Dunkelheit übermächtig. Es war ihr peinlich, dass sie Gregors Anwesenheit brauchte, um sich dagegen zu wappnen. Sie schämte sich ihrer Feigheit, aber dieser Angst war mit vernünftigen Argumenten nicht beizukommen. Sie konnte nur hoffen, dass Gregor nicht merkte, wie verängstigt sie war, auch wenn sie nicht wusste, warum ihr das wichtig war.
»Ich habe jetzt einen Plan, Mädchen«, sagte Gregor und legte ihr vorsichtig ihren Essensanteil auf den Schoß.
»Und wann habt Ihr diesen Plan erdacht?«, fragte sie bemüht gelassen, auch wenn die Hoffnung ihr Herz schneller schlagen ließ. »Bevor oder nachdem Ihr mit dem Austausch des Notdurfteimers beschäftigt wart?«
»Für so ein kleines Ding hast du eine ziemlich scharfe Zunge«, murmelte er grinsend. »Ich habe zugesehen, wie die Eimer hochgezogen und heruntergelassen wurden.«
»Das habe ich bemerkt. Ich kann in dem schwachen Licht zwar nicht viel sehen, aber offenbar hat Euch dieser Vorgang sehr interessiert.«
»Ich habe ihn genau untersucht. Es hat eine Weile gedauert, bis ich darauf gekommen bin, wie man es am besten beurteilen kann.«
»Was beurteilen?«
»Die Entfernung
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