Mein geliebter Wuestenprinz
die Sachen nicht halb so aufwendig und teuer wirkten wie einer der Dschilbabs oder der farbenfrohen Kaftane, die verheiratete Frauen in Zayed trugen.
Durch eine Glaswand blickte sie auf die Straße vor dem Ankunftsbereich des Flughafens. Dort parkte eine ganze Flotte auf Hochglanz polierter schwarzer Mercedes-Limousinen. Der Anblick rief Jayne ins Gedächtnis, wie reich dieses kleine Land war.
In der Empfangshalle herrschte plötzlich Bewegung. Jayne stand auf, um besser sehen zu können, was sich dort abspielte. Uniformierte Männer durchquerten die Halle. Seltsam, dachte Jayne, diese Uniformen kenne ich nur von der Palastwache des Emirs. Als sie diese Uniformen in Rot und Khaki das letzte Mal gesehen hatte, war sie des Landes verwiesen worden.
Hinter den Uniformierten entdeckte sie nun einen großen schlanken Mann. Er trug einen dunklen Anzug. Seine Größe und die Art, wie er den Kopf hielt, erinnerten sie klar an einen bestimmten Mann. Jaynes Herz schlug schneller.
Tariq. Sie fühlte plötzlich, wie ihr die Knie nachzugeben drohten. Panik stieg in ihr auf.
Er kam näher, und ihr Puls begann zu rasen. Dann wandte Tariq den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Das Erste, was Jayne wahrnahm, war, dass seine Augen immer noch wie pures Gold schimmerten. Dann stellte sie fest, wie wenig herzlich er sie betrachtete.
Tariq musterte sie von Kopf bis Fuß, dann verzog er den Mund. Sofort verspürte Jayne wieder das verhasste Gefühl, ihm nicht zu genügen. Sie war einfach nur die unscheinbare Jayne Jones, und sie trug Klamotten vom Discounter.
Unwillkürlich wich sie zurück. Es hatte sich nichts geändert. Ihr Ehemann verachtete sie.
Sie sah verstört zur Seite und entdeckte dabei den roten Teppich, die kleinen Mädchen, die Blumensträuße hielten – und das Banner, das von zwei Frauen entrollt wurde. Entgeistert las Jayne den Spruch darauf: Willkommen zu Hause, Herrin.
Diese Show galt ihr.
Nun wurde ihr auch klar, weshalb der Beamte vorhin so nervös gewesen war. Ihr erstes Zusammentreffen mit Tariq seit über fünf Jahren wurde für die Öffentlichkeit inszeniert. Jayne fühlte, wie ihre Handflächen feucht wurden.
Sie ließ den Blick über die ganze Versammlung schweifen, sah die Fernsehkameras auf sich gerichtet – und geriet in Panik.
Tariq ging entschlossen auf sie zu, begleitet von der Palastwache. Jayne wusste nur zu genau, dass dieser Empfang nichts mit Liebe zu tun hatte.
Die Menge drängte näher. Und als sich ein Kameramann zwischen sie und Tariq schob, ergriff Jayne ihre Chance. Hastig zog sie den Chiffonschal über ihr Haar, packte die Louis Vuitton-Reisetasche und eilte davon. Die Glastüren öffneten sich automatisch, gleich danach stand sie an der Zufahrtsstraße.
Die Hitze nahm ihr fast den Atem. Jayne glaubte, Rufe zu hören, achtete jedoch nicht darauf. Stattdessen senkte sie den Kopf und beschleunigte ihre Schritte. Hinter der Mercedes-Flotte parkte ein Taxi. Sie rannte darauf zu.
Der Taxifahrer, der an seinem Wagen lehnte, grinste und entblößte dabei einige Goldzähne. „Taxi?“ Er riss die hintere Wagentür für sie auf. Musik dröhnte ihr entgegen.
„Ja“, stieß sie außer Atem hervor und ließ sich auf den Rücksitz fallen. Nachdem sie den Fahrpreis wortlos akzeptiert hatte, grinste der Taxifahrer noch breiter. „Fahren Sie mich zum Palast. Bitte.“
Er musterte sie kurz von oben bis unten. Schließlich setzte er sich ans Steuer und drehte die Musik etwas leiser.
„Beeilen Sie sich“, forderte sie und spähte ängstlich durch das Seitenfenster.
Der Taxifahrer gab Gas. Jayne konnte den Impuls nicht unterdrücken, sie drehte sich um und blickte durch das Rückfenster.
Sie sah, wie sich die Glastüren erneut öffneten. Tariq trat mit langen, energischen Schritten ins Freie, seine Miene glich einer steinernen Maske. Hinter ihm hastete die Palastwache heran. Jayne ließ sich tiefer in die Wagenpolster sinken. Ihr war klar, dass Tariq wütend war.
Furcht stieg in ihr auf. Er war nicht mehr der junge Mann, in den sie sich damals verliebt hatte. Tariq hatte sich verändert. Er wirkte wie jemand, der Macht hat und sie zu nutzen wusste. Immerhin war er der einzige Sohn des Emirs von Zayed. Und er war gewohnt, dass seine Befehle befolgt wurden.
Trotzdem verspürte Jayne auch Erleichterung, weil sie entkommen war. Das Taxi schwankte, als der Fahrer beschleunigte und sich durch den dichten Verkehr manövrierte. Jayne wurde gegen den Sitz gedrückt und ahnte bereits, dass ihr
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