Mein geliebter Wuestenprinz
Sie wieder zurück sind, Exzellenz.“ Ein Bediensteter kam ihnen entgegen. „Scheich Tariq“, fuhr der Mann hastig fort, „man verlangt nach Ihnen. Scheich Ali ist gekommen und möchte eine Audienz. Er hat Scheich Mahood mitgebracht. Sie warten.“
Sie spürte, wie Tariqs Aufmerksamkeit von ihr zu den Neuigkeiten glitt. Die Erwähnung Scheich Alis trug nicht dazu bei, ihre Stimmung zu heben. Jayne hätte nichts dagegen gehabt, diesen Namen nie wieder zu hören. Unter halb gesenkten Lidern warf sie Tariq einen Blick zu.
„Sagen Sie den beiden, dass ich gleich komme.“ Tariqs Miene war hart.
„Ich habe ihnen bereits mitgeteilt, dass Sie Ihre Frau nach langer Abwesenheit begrüßen. Das scheint sie jedoch nicht zu kümmern. Sie verlangen, dass die Frage der Weiderechte im nördlichen Landesteil sofort geklärt wird.“
Tariq fluchte, und Jayne zuckte zusammen. Dann wandte er sich an sie: „Ich muss gehen. Wir sehen uns nachher beim Abendessen. Dann reden wir weiter. Währenddessen wird sich Latifa um dich kümmern und dir deine Räume zeigen.“
Jayne hatte gar nicht gehört, wie die Kammerzofe zu ihnen getreten war. Latifa war jung, alles an ihr war rund. Respektvoll sah sie zu Jayne auf und wartete offensichtlich auf Anweisungen.
„Warte …“, rief Jayne Tariq hinterher. Doch er hörte sie nicht, weil er bereits davoneilte. Den Kopf hielt er zu dem Bediensteten geneigt, der ihm Informationen zuflüsterte.
Mit einem Mal fühlte Jayne sich sehr verloren. Tapfer unterdrückte sie dieses Gefühl. „Danke, Latifa“, sagte sie. „Bitte führen Sie mich in mein Zimmer. Ich sehne mich nach einem Bad.“
Ihr Zimmer erwies sich als luxuriöse Suite. Die großen, rundbogigen Fenster boten einen schönen Blick in die herrlichen Palastgärten. Dattelpalmen und üppig blühende Sträucher wuchsen dort. Es gab Brunnen und Wasserspiele, und der betörende Duft der Gardenien lag in der Luft.
Jayne streifte ihre Schuhe ab und inspizierte die Räume, ehe sie ins Bad ging. Währenddessen hatte Latifa die breite Wanne mit warmem, nach Rosenblüten duftendem Wasser gefüllt.
Zehn Minuten später badete Jayne und schloss die Augen.
Als sie den verschwenderischen Rosenduft einatmete, stieg ein beklemmender Gedanke in ihr auf: Sie war wieder hier, in Tariqs Welt. Hatte sie sich nicht einst geschworen, nie wieder zurückzukehren?
Sie fragte sich, ob er nachher Zeit für sie haben würde. Er war ein wichtiger Mann in Zayed. Sein Vater hatte ihn schon früh mit Regierungsaufgaben betraut, und Tariq würde die Regentschaft einmal übernehmen.
Damals, vor fünf Jahren, hatten Tariqs Verpflichtungen einen Keil zwischen ihn und seine junge Frau getrieben. Diesmal jedoch war es Jayne sehr recht, dass Tariq wenig Zeit für sie hatte. Jayne brauchte ihn nicht mehr. Nicht als Liebhaber, nicht als Ehemann. Sie wollte nur eins: die Scheidung besprechen. Seufzend erinnerte Janye sich an seine merkwürdigen Worte: „Es wird keine Scheidung geben. Noch nicht. Aber es kann sein, dass die Zeit bald gekommen ist. Sehr bald. Dann werden wir reden.“
Sie wollte sich nicht auf diese Weise abfertigen lassen. Denn ihrer Meinung nach war die Scheidung längst überfällig.
Von Tariq würde sie sich nie wieder bevormunden lassen. Sie war erwachsen geworden. Die Macht und der Reichtum ihres Ehemanns machten ihr keine Angst mehr.
Nach dem Baden ging Jayne in das luxuriöse Schlafzimmer, um sich für das Dinner anzuziehen. Sie wusste, wie konservativ die Leute im Palast dachten. Deshalb wählte Jayne einen knöchellangen schwarzen Rock, der die Hüften betonte und in weichen Bahnen um ihre Beine schwang. Sie kombinierte den Rock mit einem schwarzen Top, das einen V-Ausschnitt und lange Ärmel aus durchsichtigem Chiffon hatte. Zum Schluss schlüpfte sie in schwarze Pumps im Ballerinastil. Jayne war bereit, Tariq gegenüberzutreten.
Sie fand ihn allein im Kleinen Salon. Statt des schwarzen Designeranzugs trug Tariq nun ein traditionelles weißes Gewand. Darin wirkte er noch größer und eindrucksvoller. „Wo sind die anderen?“, fragte Jayne.
Früher waren die Tage meistens mit einem Dinner ausgeklungen, an dem Dutzende von Leuten teilnahmen, die Jayne kaum gekannt hatte. Entfernte Verwandte, Beamte, ausländische Gäste. Für Jayne waren diese Abende oft zur Tortur geworden. Jetzt ging sie davon aus, dass die Delegation, die Tariq heute Nachmittag empfangen hatte, auch zum Abendessen eingeladen war.
„Meinem Vater … geht es nicht
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