Mein geliebter Wuestenprinz
dich.“
Bei diesen Worten wurde ihr die Kehle eng. Und plötzlich erkannte Jayne, dass die Scheidung, um derentwillen sie nach Zayed gekommen war, nie stattfinden würde. Sie konnte Tariq nicht verlassen. „Das verspreche ich“, sagte sie feierlich.
„Tariq?“
Er trat ans Bett. „Ja, Vater?“
„Es gibt da ein Stück Land, das du Karim schenken sollst.“ Ein Hustenanfall schüttelte ihn. Nachdem er wieder ruhiger atmen konnte, fuhr der Emir stockend fort: „Ich … ich habe … es damals Ali verpachtet.“
„Ich kümmere mich darum, Vater.“
„Sei gut zu deiner Mutter.“
„Das werde ich.“ Seine dunklen Augen schimmerten warm, als er seine Mutter anschaute. Offenbar war er bereit, sich zu versöhnen, auch wenn es lange dauern würde.
„Mach deine Frau glücklich“, fuhr der Sterbende fort. „Lerne aus meinen Fehlern.“
„Ja“, versprach Tariq, aber er klang unsicher.
„Lina?“ Die Stimme des Emirs klang mit einem Mal furcht-erfüllt.
„Ich bin bei dir.“ Athina trat auf die andere Seite des Bettes und nahm seine Hand. „Ich bleibe bei dir.“
„Danke.“ Er schwieg eine Weile, doch irgendwann flüsterte er: „Ich habe dich geliebt, Athina. Aber ich habe es dir nie gesagt. Du dachtest, es ging nur ums Öl.“
Unter Tränen schüttelte sie den Kopf. Athina wirkte erschüttert. Jayne sah zu Tariq. Als sie in seinen Augen die tiefen Gefühle las, die ihn überwältigten, stockte ihr der Atem.
12. KAPITEL
Die Beerdigung fand zwei Tage später statt.
Jayne war erstaunt darüber, wie viele Staatsgäste aus ganz Europa und der Golfregion kamen, um Abschied vom Emir von Zayed zu nehmen. Karim al Bashir war da, Farrah Jirah kondolierte, und selbstverständlich waren auch Ali und Mahood angereist, in Begleitung von Leila, die sich extrem zurückhaltend benahm.
Aus Griechenland waren Tariqs Cousins aus der Kyriakos-Linie gekommen. Athina machte Jayne mit ihren Neffen Manolis und Jannis sowie deren Ehefrauen Pandora und Gemma bekannt. Später, als alle im Palastgarten Kaffee tranken und Kuchen aßen, unterhielt Jayne sich angeregt mit Pandora und Manolis’ Schwester Katy. Jayne spürte, dass Katy irgendwie unglücklich war, und nahm sich vor, Tariq später danach zu fragen.
Gemma war bildschön, sie hatte glänzende wilde rote Locken. Neugierig sah sie von Tariq zu seiner Noch-Ehefrau. Jayne vermutete, dass Gemma sich fragte, wie es denn wohl gerade um ihre Ehe stand.
Plötzlich hörte Jayne ein Krächzen, das ihr sehr vertraut war. Überrascht drehte sie sich um und entdeckte einen großen Vogel, der auf einem Pfosten saß.
Noor!
Wo war Tariq? Suchend sah Jayne sich nach ihm um und erkannte, dass er den Falken sogar vor ihr gesehen hatte.
Langsam näherte er sich dem Pfosten. Tariq wirkte unfassbar erleichtert, und er lächelte sogar.
Zweifellos liebte er seine Falken, erwartete jedoch keine Gegenliebe von den Raubvögeln. Er gab seine Liebe bedingungslos. Genau wie seinem Vater. Und dieser war Tariq nur mit Stolz begegnet.
In was für einer harten, kalten Welt war ihr Ehemann bloß aufgewachsen. Umgeben von engstirnigen Männern und ohne die Zuwendung der Mutter, die ihn liebte.
Jayne hatte ihn geliebt. Nur wusste er damals nicht, wie er diese Liebe erwidern sollte. Kein Wunder, bei diesen Voraussetzungen.
Es ist leicht, einen Falken zu zähmen. Er darf niemals satt werden.
Wie ein fernes Echo klangen seine Worte in ihr nach.
Er würde niemals einfach sein, Tariq zu lieben.
„Jayne?“
Sie drehte sich um. Da stand er, den Falken auf dem Arm. Er wirkte sehr ernst. Und Jayne sah ihm an, dass ihn die Beerdigung seines Vaters sehr mitgenommen hatte. Der plötzliche Tod des Emirs war überraschend gekommen, obwohl der Arzt ihnen vorher alles erklärt hatte.
„Ist es nicht wunderbar, dass Noor wieder da ist?“, fragte Jayne und ging auf ihn zu.
Er nickte. „Ich bringe sie rüber ins Gehege.“ Nachdem er kurz geschwiegen hatte, fügte er leise hinzu: „Jayne, wir haben uns in den letzten beiden Tagen kaum gesehen. Wir brauchen Zeit, um miteinander zu reden.“
Irritiert musterte sie ihn. Früher hatte sich Tariq nie Gedanken um sie gemacht oder dafür gesorgt, dass sie Zeit miteinander verbrachten. Doch er hatte recht. Sie mussten endlich reden.
„Ich will … ich will sie sehen.“
Sie saßen in Tariqs Büro vor dem Computer. Auf dem Bildschirm war das Foto von Amys erstem Schultag zu sehen. Tariq konnte den Blick nicht von dem Bild wenden.
„Warum?“, fragte
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