Mein Herz schlaegt fur uns beide
flogen über die schwarz-weißen Fliesen, und ich bemerkte, dass der Boden fast aussah wie ein Schachbrett. Ich schaute auf und sah, dass sie fast schon die halbe Treppe hochgelaufen war, aber ich rührte mich noch immer nicht. Meine Füße wollten sich einfach nicht bewegen. Ich schaute zu Lexi hoch. Einen Moment lang schien sie die Stirn zu runzeln, dann legte sie die Hände aufs Geländer, zog sich hoch, rutschte den ganzen Weg nach unten und landete genau in der Mitte des Schachbrettbodens. Sie wirbelte herum und sah mich an.
Lexi: Was ist los?
Ich sagte nichts, deshalb drehte sie sich zum Spiegel um und schob ihre Augenklappe gerade.
Lexi: Dieses blöde Ding kratzt die ganze Zeit.
Ich wartete.
Lexi: Ich kriege nächste Woche eine neue.
Eine Minute lang dachte ich, sie würde die Klappe abnehmen, aber dann sah sie mich wieder an, lächelte und hielt mir eine sommersprossige Hand hin. Also streckte ich die Hand aus und nahm sie. Plötzlich fühlte ich mich viel mutiger, und ich ging durch die glänzende schwarze Tür und über den Schachbrettboden und hinein nach LexiLand.
19. Kapitel
LexiLand war riesig! Es hatte fünf Schlafzimmer, drei Badezimmer, einen Salon, einen Waschraum, ein Spielzimmer, ein Musikzimmer, ein Gartenzimmer und noch dazu eine Küche mit Platz genug für einen langen Holztisch und zwei Bänke. Es gab vier Treppen, von denen eine bis aufs Dach führte, wo es noch einen Garten gab, den Lexi »Dachterrasse« nannte. Lexi führte mich herum und anders als bei der Schulführung war es wirklich super.
Lexi: Das ist der Salon.
Ich: Und esst ihr hier?
Lexi: Nein, du Dummie, hier hält man sich nur auf. Hängt rum, aber wir sind fast immer in der Küche.
Ich schaute mich im Salon um. Zwei große Fenster reichten vom Boden fast bis an die Decke und man konnte ein bisschen von dem versteckten Garten auf dem Platz sehen. Es gab einen großen Kamin und drei witzig aufgestellte Sofas. Zwei standen einander gegenüber und das große rote blickte auf den Kamin. Keines stand vor dem Fernseher, wie man das normalerweise macht. Zwischen den Sofas gab es einen großen Holztisch mit ordentlichen Stapeln aus Zeitschriften und einer Silbervase mit Blumen, die ich noch nie gesehen hatte.
Ich schaute die Wände hoch, die über und über mit Gemälden bedeckt waren. Ein Bild war größer als die Tafel bei uns in der Klasse, eins hatte viele bunte Farbkleckse, und es gab ein sehr schönes von einem Boot auf See, bei dem ich gleich an das Titelbild von Tom Flemming und das gemalte Meer denken musste. Auf dem Kaminsims standen viele Fotos und Kerzenhalter, und ich sah, dass das Wachs an den Seiten heruntergelaufen war und wie Wachseiszapfen über dem Teppich hing.
Lexi ging auf die eine Seite des Raumes und öffnete eine Tür. Es war keine normale Tür. Sie faltete sich immer weiter auseinander, bis nicht mehr viel Wand übrig war und ich in das nächste Zimmer blickte.
Lexi sagte, das sei das Musikzimmer. In der Mitte unter einer dieser besonderen Lampen, wie ich schon unten eine gesehen hatte, stand ein großes schwarzes Klavier. Es war aber etwas ganz anderes als Omas winziges Klavier, es war riesig. Es war wie die Klaviere, die man im Fernsehen sieht oder bei großen Konzerten, wie dem, das ich vor ein paar Jahren mit Laura und meinem Dad besucht hatte.
Es war wunderschön. Ich rannte hinüber und fuhr mit der Hand über die seidenglatten Seiten. Ich ging immer wieder herum und seufzte. Aus irgendeinem Grund hätte ich mich gern auf den Hocker gesetzt und gespielt. Aus irgendeinem Grund hätte ich wirklich gern den Deckel gehoben und etwas gespielt, egal was, und dieses Gefühl hatte ich noch nie gehabt. Bei Omas Klavier fiel mir das Üben immer richtig schwer, aber ich wusste genau, dass es wie Magie sein würde, auf einem so schönen wie dem von Lexi zu spielen.
Ich: Das ist … sehr …
Lexi: Ich hatte immer schrecklich langweiligen Unterricht und hab mich dauernd darüber beklagt. Einmal, noch in unserem alten Haus, saß ich auf dem Hocker und wollte eigentlich gar nicht üben, und Dad klappte einfach den Deckel zu und sagte, ich sollte nur spielen, wenn ich wirklich wollte, und ich sagte, ich hasste es. Ich sagte, ich hasste das Üben noch mehr als After-Eight-Eis, den Zahnarzt und Mathe zusammen. Weißt du, etwas, das wie Zahnpasta schmeckt, dürfte einfach nicht auch noch wie Schokolade schmecken. Findest du nicht auch?
Auf einmal fühlte ich mich ganz komisch. Es erinnerte mich an Laura,
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