Mein Herz schlaegt fur uns beide
als ob sie dicht neben mir stände. Es war eine andere Art von komischem Gefühl, kein schlechtes oder fieses oder trauriges. Es war ein gutes Gefühl, und ich weiß noch nicht, wie ich es nennen soll.
Lexi: Dad will nicht, dass irgendwer seinen »Extraflügel« anfasst. Einmal hat er die Freundin meiner Mum angeschrien, weil sie ein Glas darauf abgestellt hatte, sieh mal.
Ich beugte mich über den Deckel und sah oben einen schwachen Ring. Wir hatten auf unserem Küchentisch jede Menge solcher Ringe.
Lexi: Das hat ihn wirklich wütend gemacht.
Ich schaute an den Wänden hoch und sah jede Menge Plakate, die mir bekannt vorkamen, aber ich wusste nicht, warum. Lexi folgte meinem Blick.
Lexi: Die sind von meinem Dad und seinen Shows.
Hinten im Zimmer stand ein kleiner Schreibtisch und darüber hing noch ein riesiges gerahmtes Plakat. Ein Plakat, das ich kannte. Es zeigte einen riesigen Mond und Sterne und die Worte: Der Mond, die Sterne und der König von Omar. Es war ein Musical, das ich mit Mum, Laura und Oma besucht hatte. Das war in den Weihnachtsferien, und wir vier waren mit dem Zug nach London gefahren, um es zu sehen. Es war umwerfend und Laura und ich hatten auf der Rückfahrt die ganze Zeit eines der Lieder gesungen.
Lexi: Mein Dad hat die Musik gemacht, weißt du, das ist sein Beruf. Er macht Musik für Shows.
Ich sah mir wieder die vielen Plakate an und ich kannte fast alle.
Ich: Wow! Das hab ich gesehen.
Ich zeigte auf das Plakat über dem kleinen Schreibtisch.
Lexi: Das ist mein Lieblingsstück.
Ich: Ich hab es mit Laura gesehen. Zu Weihnachten.
Als ich mich zu Lexi umdrehte, sah sie furchtbar traurig aus.
Lexi: Ich hasse Weihnachten.
Ich wartete, dass sie mir den Grund sagen würde, aber sie griff nach meiner Hand, und dann gingen wir in ihr Zimmer.
Es war wunderbar in LexiLand. Sie zeigte mir lauter neue Dinge, wie:
1. Wie man über ein langes Geländer rutschen kann, ohne runterzufallen.
2. Wie man mit Messer und Gabel Spaghetti isst.
3. Wie man mit dem Computer witzige Bilder macht.
4. Und wie man sich die Fingernägel in drei verschiedenen Farben lackiert (ich ging mit gelben, rosa und orangen Fingernägeln nach Hause).
Ich hatte mich seit ewigen Zeiten nicht mehr so wohlgefühlt, aber die Zeit verging so schnell, und als Mum mich abholen wollte, bettelten Lexi und ich um noch zehn Minuten. Ich sah, wie Hannah und Mum in der Küche verschwanden, und wir rannten, so schnell wir konnten, wieder nach oben.
❊ ❊ ❊
Später, beim Schlafengehen, krabbelte ich ins Bett und zog mir die Decke bis ans Kinn. LexiLand, dachte ich, LexiLand. Das war fast magisch. Ich überlegte mir gerade, ob Mum mir wohl erlauben würde, für mein Taschengeld diesen bunten Nagellack zu kaufen, als Dad zur Tür hereinschaute.
Dad: Na, was hast du heute bei Lexi angestellt?
Ich ließ mich im Bett zurücksinken und grinste.
Dad: Du hast also Spaß gehabt?
Ich: Lexis Dad macht die ganze Musik für …
Dad: Ich weiß, er ist Max Lister. Der Max Lister. Er wird Max Maestro genannt. Er ist ein Genie, musst du wissen.
Dann lachte er und sagte, ich solle das Licht ausmachen. Ich wollte Laura alles erzählen, aber ich war so müde, dass ich ganz schnell einschlief.
Beim Frühstück
Mum: Eddie.
Ich sah zu ihr hoch und lächelte.
Mum: Hannah und ich haben gestern Abend darüber geredet, und sie und Lexi möchten wissen, ob du auch am nächsten Freitag zu ihnen kommen möchtest, es sei denn, du willst lieber zu Oma.
Ich brauchte gar nicht zu antworten, ich grinste sie nur an.
Die nächste Woche in der Schule war anders als sonst. Alles war irgendwie leicht und machte fast schon Spaß. Lexi wartete jeden Tag an der Ecke auf mich und wir gingen zusammen zur Schule. Am Mittwoch fragte sie Miss Cauber, ob sie sich an einen anderen Platz setzen dürfte. Ich weiß nicht, was Lexi zu ihr gesagt hat, aber es schien zu klappen, denn als wir aus der Mittagspause zurückkamen, saß Lexi gleich neben mir, und von da an waren wir in der Schule immer zusammen.
Ich ging nicht nur an diesem Freitag nach LexiLand, sondern jeden Freitag, drei Wochen lang, es war super. Lexi und ich hatten ganz viel Spaß, und sie erzählte mir alles über sich, aber sie sagte niemals, warum sie diese Augenklappe tragen musste, und ich beschloss, dass Tante Shelly recht hatte. Ich würde sie nie wieder fragen.
Am dritten Freitag, als meine Mum mich im Canning Circus abholte, brachte sie Rory mit. Der klebte nicht ewig lange an der
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