Mein Herzenswunsch ein Baby
das Behandlungszimmer. Mit stockender Stimme berichtete sie, dass sie sich so sehnlichst ein Kind wünschte, aber fürchterliche Angst hatte vor einer künstlichen Befruchtung. Sie war weder bereit, die hormonelle Stimulation auf sich zu nehmen, noch irgendeinen Schritt in Richtung Wunschkind zu unternehmen. Da aber ihr Fall medizinisch so eindeutig war, dass es ohne eine medizinische Behandlung im weiter entfernten Ausland nicht zu einer Schwangerschaft kommen würde, war es nun meine Aufgabe, sie innerlich auf die notwendigen Aktionen vorzubereiten. Frau P. gab sich weiterhin widerspenstig. Ihre Angst vor der künstlichen Befruchtung war größer als ihr Wunsch nach einem Kind. Gemeinsam mit einer fundierten psychologischen Betreuung gelang es viele Monate später mit vereinten Kräften, in Frau P. Vertrauen zu erwecken, sodass sie sich der gesamten Kinderwunschbehandlung
endlich hingeben konnte und nicht mehr dagegen ankämpfte. Entspannungs- und Atemübungen sowie viele Gespräche – auch zum Thema Gottvertrauen – brachten dann die Wende. Frau P. war bereit, all das anzunehmen, was das Leben jetzt von ihr forderte. Sobald sie den ersten Schritt getan hatte, konnte sie sich ganz leicht dem gesamten Prozedere der künstlichen Befruchtung hingeben, ohne Widerwillen in sich zu verspüren. Entsprechend wurde sie belohnt und gleich im ersten Versuch schwanger.
Glaube und Gewissheit, dass das Richtige im Leben geschieht
Die Lebenserfahrung zeigt, dass man manchmal erst zu einem späteren Zeitpunkt den Sinn bestimmter Ereignisse erkennen kann. Im Lebensrückblick zeigt sich in mancher Katastrophe auch der wahre Segen. Wer allerdings mitten auf dem Weg zum Wunschkind ist und nicht weiß, ob und wann sich die Sehnsucht nach einem Kind erfüllen wird, will von solchen Überlegungen nichts wissen. Ein Segen soll das sein? Nein danke. Das ist grotesk. Wer es auf sich nimmt, mit allen Mitteln der modernen Medizin schwanger zu werden, der empfindet es als äußert zynisch, wenn ihm jemand sagt, dass in all dem Leid und der Quälerei auch noch ein großes Glück liegen soll.
Das ist wahr und mehr als verständlich, und doch beweist das Leben, dass viele Wunder sich erst viel später zeigen, nachdem man ein Stück des Weges gegangen ist. Vieles im Leben erschließt sich nicht von alleine. Es scheint zunächst absolut sinnlos zu sein. Sinnlose Schmerzen, sinnloses Leiden, sinnloses Bemühen um das Kind, das nicht kommen will. Dem menschlichen Verstand will kein einziger Grund einfallen, warum all die Warterei und Plagerei noch etwas Gutes beinhalten soll. Die Weisheit besteht nun darin, trotz all der Sinnlosigkeit um sich herum weiterhin den Glauben daran zu bewahren, dass alles im Leben seine Richtigkeit hat und dass es dem Menschen nicht gegeben ist, alles zu begreifen, zu ergründen und einen Sinn daraus zu ziehen.
Sobald Sie erkennen und wissen, dass Sie nichts wirklich wissen, können Sie innerlich loslassen und sich entspannen. Sie werden sich nicht mehr abmühen, krampfhaft nach einem Sinn zu suchen, nach Gründen, Kausalitäten und Erklärungen zu jagen und sie vom Leben einzufordern. Sie werden dann eher in der Lage sein, das Leben so anzunehmen, wie es ist, mit allem Unerklärlichen und allem Unbegreiflichen.
Der Leitsatz, der Sie dann führen wird, heißt: Es wird schon alles seine Richtigkeit haben. Dieser Satz schafft Vertrauen in Zeiten der Unruhe und Ungewissheit. Sie werden keine Energie mehr darauf verwenden, nach einer Ursache und einem Sinn zu suchen, in der Gewissheit, eine zufriedenstellende Erklärung zu finden oder eventuell einen Schuldigen (warum lässt Gott das zu?) dingfest zu machen. Stattdessen werden Sie Ihre Energie darauf verwenden, die Dinge in Angriff zu nehmen, anzupacken und das in Ihrem Leben zu verändern, das Sie dann schrittweise zum Wunschkind bringt.
Dieser Satz tröstet aber auch, wenn ein Versuch scheitert und Sie erneut starten müssen. Niemand weiß schließlich, ob und wann sich Ihre Sehnsucht nach einem Kind erfüllen wird. Es ist, wie es ist. Was sollen Sie sich den Kopf darüber zerbrechen?
Sie beginnen den Weg zum Wunschkind mit dem allerersten Schritt und setzen immer einen Fuß nach dem anderen voreinander. Schritt für Schritt geht es weiter. Auch der härteste, weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt und führt dann stetig weiter. Sie können zwar das Ende nicht erkennen, aber sie gehen einfach weiter voran. Dazwischen wird es Momente geben, in denen Sie fast
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