Mein irischer Held
nicht ausschließen, dass die Schreiben trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Hugh in die Hände gefallen waren und den Earl nie erreicht hatten.
„Wie dem auch sei“, Hugh Marstowe schüttelte ungeduldig den Kopf, „ich werde nicht länger auf ihn warten. Alle Papiere, die die Eheschließung betreffen, sind unterzeichnet. Es ist der Wunsch des Königs und deines Vaters, dass wir heiraten. Also werden wir das sobald wie möglich tun.“
„Nicht, solange mein Vater nicht dabei ist.“
Hugh lachte spöttisch, und in diesem Moment verlor Genevieve die Beherrschung. „Ich würde selbst dann nicht Euer Weib werden wollen, wenn Ihr der letzte Mann auf Erden wäret“, brach es aus ihr heraus.
Seine Faust traf sie hart an der Schläfe. In ihrem Kopf explodierte ein heftiger Schmerz, aber mit all der ihr zur Verfügung stehenden Willenskraft unterdrückte sie einen Aufschrei.
„Du bist also noch immer aufsässig?“
Sie schluckte. Wenn sie ihn doch nur nicht gereizt hätte. Nun würde die Strafe umso schrecklicher ausfallen. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass Hugh weniger brutal war, wenn sie vorgab, ihm in Zukunft gehorchen zu wollen. Sie durfte ihm nicht widersprechen, sie durfte sich nicht wehren, wenn sie überleben wollte. Schließlich war er weitaus stärker als sie.
Ein Lächeln zeigte sich jetzt auf seinem Gesicht. Es war ein grausames Lächeln, das Genevieve hasste, fürchtete und verachtete.
„Zieh dich aus!“, befahl er.
Ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Er würde sie festhalten, ihr seine Stärke demonstrieren, sie demütigen, wie er das in den vergangenen Wochen so oft getan hatte. Er genoss es, ihr seine körperliche Überlegenheit zu beweisen. Wenn sie nicht tat, was er von ihr verlangte, dann schlug er sie, bis sie zusammenbrach. Sie fürchtete ihn, und das nicht nur wegen der Schmerzen, die er ihr zufügen würde. Vielleicht würde er sie ihrer Jungfräulichkeit berauben. Es grenzte an ein Wunder, dass es bisher nicht so weit gekommen war. Doch früher oder später musste sie damit rechnen. Ihr war übel vor Angst.
Ein paar Sekunden lang war sie unfähig, sich zu rühren. Und schon hatte Hugh die Hand erhoben und zur Faust geballt. Er schlug Genevieve so heftig in den Magen, dass sie sich zusammenkrümmte und laut aufstöhnte.
Würde so ihre Zukunft aussehen? Würde sie für den Rest ihres Lebens der Brutalität dieses Mannes ausgeliefert sein? Vor Entsetzen schloss sie die Augen.
Während der letzten Tage hatte sie gelegentlich an Selbst mord gedacht. Und manch eine Frau hätte sich vielleicht wirklich entschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Aber noch hatte Genevieve die Hoffnung auf eine Lösung der Verlobung nicht endgültig aufgegeben. Im Übrigen wollte sie ihr Seelenheil nicht wegen eines Schurken wie Hugh aufs Spiel setzen. Er konnte Macht über ihren Körper ausüben, aber nie würde sie zulassen, dass er dieselbe Macht über ihre Gedanken erhielt.
Als sie die Augen aufschlug, sah sie, dass er seinen Dolch gezogen hatte. Beim Anblick der glitzernden Klinge stieg erneut Übelkeit in ihr auf. Er hob die Waffe – und durchschnitt die Bänder, die Genevieves Kleid zusammenhielten. Es sank zu Boden, und sie stand zitternd da. Nur mit ihrem Hemd bekleidet, fühlte sie sich noch schutzloser.
„Du gehörst mir, Genevieve.“ Er legte den Dolch auf den Tisch und stellte sich dann breitbeinig vor seine Verlobte hin.
Sie warf einen kurzen Blick auf die Waffe, bemerkte aber noch rechtzeitig, dass Hugh zu einem neuen Schlag ausholte. Um nicht getroffen zu werden, ließ sie sich gegen den Tisch fallen. Der Dolch rutschte über die Kante und fiel polternd zu Boden.
„Bitte“, flüsterte sie, „verzeiht mir. Es tut mir leid, wenn ich einen Fehler begangen habe.“ Jedes Wort war gelogen, aber vielleicht würde er sie, wenn sie sich entschuldigte, weniger hart bestrafen.
Hugh begann sich auszuziehen. Sein durchtrainierter muskulöser Körper wirkte sehr männlich.
„Ich glaube nicht, dass deine Entschuldigung ernst gemeint ist. Aber ich werde dafür sorgen, dass du deine Fehler wirklich bereust.“ Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. „Es ist an der Zeit, dass du begreifst, wie ein gehorsames Weib sich zu benehmen hat.“ Seine Finger schlossen sich um ihre Schulter. „Bald ist es so weit, Genevieve.“ Er küsste sie so rücksichtslos, dass sie schon bald Blut schmeckte. „Noch aber ahnst du nicht, welche Wonnen ich dir verschaffen kann.“
Sie
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