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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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aus, während er sie gleichzeitig zu völliger Selbstverleugnung als Vorbedingung des Übergangs zu den höheren Ebenen ermunterte. Als ich eines Tages zu ihm sagte, ich fände es nicht recht, wie er seine Freunde behandelte (ich nannte sie nicht Pilger oder Gläubige), hatte er den Nerv zu erwidern: »Nun, Candida, irgendwer muß die Drecksarbeit schließlich tun, nicht wahr?« Es ist schon merkwürdig, dieses Verhältnis zwischen Sklave und Herr, finden Sie nicht? Subtil und voller Tücken. Ich mag zu meiner Zeit einige Fehler begangen haben, aber das hinterhältige Spiel gehörte nicht zu meinem Repertoire – jedenfalls nicht, wenn ich bei klarem Verstand war.
    Nun, ich ließ es dabei bewenden; mit dem Messias kann man nicht streiten. Was mein Verhältnis zu Tad betraf – wenn wir nicht unisono die Unarten unseres Sohns beklagten, führten wir hin und wieder herrliche Gespräche über die Vergangenheit, insbesondere diskutierten wir die mysteriöse Eigenschaft, für die ich eine natürliche Begabung besessen haben muß, ohne sie je zu begreifen: die Liebe. Seine Zuneigung zu mir war nie erloschen, sagte er, trotz seiner Äußerungen vor Gericht. Nachdem er seinen Lapsus – das war sein Ausdruck für den Rückfall in die Gebieterklasse – überwunden hatte, hinderte uns nichts mehr daran, Lebensgefährten zu werden. »Das ist lieb von dir«, erwiderte ich, »aber ich bin wirklich zu alt, und was würde Anna sagen.«
    »Wir haben mit ihr darüber gesprochen, und sie ist einverstanden.«
    Das überraschte mich. Dann fiel mir ein, daß Anna mir in Armstrong erzählt hatte, sie und Tad wären Speichen, weil er mich als seine Nabe betrachtete, und das half mir, ihr Verhältnis zu begreifen. Doch es gab ein weiteres Hindernis. Er bestand auf einer aquarischen Trauung. »Du willst immer noch, daß ich konvertiere?!« Ich fühlte mich sowohl belustigt wie verärgert und ließ ihn wissen, daß ich damals in Armstrong vielleicht willens gewesen war, mich darauf einzulassen, aber jetzt, nach allem, was wir durchgemacht hatten – seit unserem katastrophalen Frohmat, genaugenommen –, sah ich keinen Grund mehr zu glauben.
    »Aber Molly, alle Widrigkeiten liegen hinter uns. Sie waren eine Phase, die wir überwinden mußten. Nur deshalb ist es uns gelungen, diesen letzten und äußerst bemerkenswerten Konnex zu erleben.« Er pries lang und breit unser gemeinsames Formatierungstalent und sagte, es hätte uns wieder zusammengeführt. Ich gab höflich zurück, zwar wollte ich die Bedeutung des Konnexes nicht schmälern, aber nach meiner Meinung wäre es ein wenig zu spät und ein dürftiger Trost für den Triumph des Todes über jedes Format, daß der Philosophie des Chefs Grenzen gesetzt waren. »Es gibt bestimmte Dinge, auf die wir keinen Einfluß haben«, betonte ich. Er nahm für sich das Recht in Anspruch, anderer Meinung zu sein, und verbürgte sich dafür, daß die Dinge nicht so waren, wie sie sich mir darstellten, ich hätte eben die falsche Perspektive. »Habe ich es mir ausgesucht, als P9 auf die Welt zu kommen?« fragte ich, gereizt von seiner forschen Selbstsicherheit.
    »Ja!« antwortete P-10 und teilte mit den Händen die Wand, um sich an unserem Gespräch beteiligen zu können. »Genau wie dieser Narr sich ausgesucht hat, ein Mensch zu sein, während ich mir in meiner göttlichen Weisheit ausgesucht habe, ein Semi mit außergewöhnlichen Kräften zu sein.«
    »Entschuldigst du uns – bitte!« donnerte Tad, sprang auf und stieß die Faust gegen die Mauer, doch der Kopf von P-10 und die Öffnung in der Wand verschwanden, bevor seine Faust ihn treffen konnte.
    Ich ging über den Vorfall hinweg, denn mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, daß unser Sohn uns auf diese Weise provozierte. Statt dessen ließ ich Tad an meinem Gedankengang teilhaben und sinnierte laut: »Nun, um dem Chef Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wenn es mein Entschluß war, als P9 geboren zu werden, dann folgt, daß ich mir auch dieses erbärmliche Ende gewünscht habe. Ist das also vielleicht meine bevorzugte Realität – mich in Schuppen aufzulösen?« Darauf wußte Tad nichts weiter zu sagen als, vermutlich wäre das mein TRIP.
    »O Tad, du bist immer noch derselbe!« rief ich aufgebracht, und dann mußte ich lächeln, weil mir klar wurde, daß ich ihn genau deswegen liebte. Mit einem Mal erschien mir die ganze Angelegenheit zu trivial, um sich deswegen zu entzweien, und ich erklärte, ich würde mit Freuden konvertieren; eine

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