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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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stand und mit Holzabfällen angefüllt war, suchte ich nach einem stabilen, doch handlich kurzen Stück ausrangierten Dielenholzes, maß mit zusammengekniffenen Augen die Distanz, drehte meinen Kopf weg, schloss dennoch instinktiv die Augen - und schlug zu. Holz traf auf Knochen. Etwas splitterte.
    Mit dem Schlag, in den ich alle meine Kraft gelegt hatte, brach ich ihm das Genick, indem ich zwei Wirbel trennte. So viel verstand ich von Anatomie und so hatte ich es mir auch vorgestellt.
    Nicht geplant waren die platt gehauene Nase, deren einst wohl gerundeter Nasenrücken nun nach links wies, die aufgeplatzten Augenbrauen und Lippen sowie der zerschmetterte linke Wangenknochen. Das Gesicht präsentierte sich mir bar jeder Proportion.
    Gesplittert war augenscheinlich nicht das Holz, gesplittert waren ausschließlich diverse Knochen. Es hatte allerdings ganz nach Holz geklungen.
    Im schummrigen Licht der Kellerbeleuchtung schien mir außerdem, als hätte die Stirn mehr als die anderen Gesichtspartien gelitten. Er sah aus, als wäre Haut über einer nach innen gewölbten Delle aufgerissen.
    Verwundert schüttelte ich den Kopf, beugte mich näher über das malträtierte Antlitz und entdeckte irritiert, dass die vermeintliche Delle ein Loch von der Größe eines Zweieurostücks war, an dessen zerfetztem Rand weißlich rötliche Gehimmasse klebte. Blut trat keines aus. Wie auch - der Mann war seit mehr als einer Stunde tot.
    Erstaunt betrachtete ich das Dielenstück und drehte es herum. Am oberen Ende leuchtete mir ein zurückgelassener Türstopper aus massivem, dunkel lackiertem Holz entgegen. Ich hatte ihn im diffusen Kellerlicht schlichtweg übersehen.
    Die Wirkung des Türstoppers hatte ich natürlich nicht vorausgesehen und einen kurzen Moment lang tat es mir Leid, dass ich den Mann so verunstaltet hatte. Das hatte er keineswegs verdient. Bloß gut, dass seine Angehörigen ihn niemals so sähen - so Gott wollte und ich es clever genug anstellte. Leider würde sich nicht vermeiden lassen, dass ich seiner mindestens noch einmal ansichtig wurde. Spätestens dann, wenn mir ein endgültiger Aufbewahrungsort für ihn eingefallen war.
    Ich schaute mir Gerhard Meinhard also etwas genauer an. Der Kopf war unnatürlich nach hinten weggeknickt, die weit aufgerissenen Augen starrten nach wie vor blicklos erstaunt zu mir hinauf und diesmal registrierte ich es auch.
    Toter geht‘s nimmer, beruhigte ich mein aufgescheuchtes Nervenkostüm und schloss dem Mann mit einem geflüsterten »Es tut mir Leid um Sie, Gerhard Meinhard« die Lider. Konnte keinesfalls schaden und machten sie im Kino auch immer so.
    Der Kopf ließ sich nunmehr wunderbar und ohne einen weiteren Einsatz meiner Körperkraft in einer Ecke positionieren, jedoch ragte der linke Ellenbogen etwas oberhalb des Truhenrandes auf, so dass ich meinen Hintern schwungvoll auf den Deckel fallen ließ, um das Hindernis auszutricksen. Ich vermute, ich brach ihm damit auch diesen Knochen.
    Die Vermutung reichte mir. Eine Bestätigung brauchte ich nicht. Es erschien mir inzwischen ein wenig unappetitlich, was aus dem einst stattlichen Mann geworden war, und es verlangte mich nicht danach, mir Gerhard Meinhard noch einmal anzusehen.
    So thronte ich durchgeschwitzt und mit verkrampft angewinkelten Beinen auf der Truhe und bemühte mich, die verrosteten Schnappschlösser zu schließen. Es war mühevoll, denn sie widersetzten sich nachhaltig. Sicherlich hätten ein paar Tropfen Ol Wunder gewirkt, aber erstens mochte ich nicht aufstehen und zweitens hatte ich keinen blassen Schimmer, wo wir Scharnieröl aufbewahrten, falls wir überhaupt welches besaßen.
    Gerhard Meinhard war achtundfünfzig Jahre alt geworden, zirka fünfundneunzig Kilo schwer, Unternehmensberater, leidenschaftlicher Golfspieler und schwerreich. Spätestens seitdem er sein Unternehmen ein gutes Jahr zuvor an einen amerikanischen Konzern verkauft hatte. Er war einmal geschieden, hatte eine Tochter, die Schauspielerin in irgendeinem Kaff in Thüringen war, und wollte seine verbleibende Zeit nutzen, um ein zweites Mal im Hafen der Ehe zu ankern.
    Dazu brauchte er mich, da ich ein Heiratsinstitut besitze. Eine Partnerschaftsagentur der gehobenen Klasse. Mit anderen Worten: Ich nahm nicht jeden. Vermögend sollten die Kandidaten, ob weiblich oder männlich, sein, gebildet und wenn möglich gut aussehend. Je weniger sie dem letzten Kriterium entsprachen, desto größer musste das finanzielle Polster sein. Mitunter nahm ich

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