Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
wohl noch eine Weile nach Gregors Identität und brachte gar in einer großen Hamburger Tageszeitung eine Foto von Gregor, was mich zunächst sehr nervös machte. Schließlich erfuhren wir aber, dass sich niemand gemeldet hatte, um über Gregor Auskunft zu geben. Vielleicht war er zu lange in Indien gewesen, vielleicht hatte er abgenommen oder einen anderen Haarschnitt als früher. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er als unbekannter Toter geführt wurde.
Hannes Larentius reiste noch am selben Abend ab. Drei Tage später soll er eine Vermisstenanzeige aufgegeben haben. Vermisst wurde Konrad Schuhriegel, der Bremsnitz Richtung Bern verlassen hatte, dort auch gesehen worden war, dann aber nach Hamburg fahren wollte, wo er nie angekommen war. Hedwig und ich wurden befragt, konnten zum Verbleib des Polizisten jedoch keine Auskunft erteilen, wie sich wohl von selbst versteht.
Von Hannes Larentius haben wir nie wieder etwas gehört.
Hedwig litt wochenlang unter schwersten Depressionen, war kaum ansprechbar und kochte mitunter wie eine Anfängerin. Da sie sich den Ausgang ihrer Liebesgeschichte jedoch selbst zuzuschreiben hatte, konnte sie weder mich noch Lisa für das Scheitern ihrer späten Liebe verantwortlich machen.
Lisa macht immer noch meine Ablage und sucht nach wie vor ihren Traumprinzen.
Lizzie lebte drei Monate mit Knut Meiser zusammen, trennte sich dann aber, weil der Mann sich als eingefleischter Junggeselle und Geheimniskrämer entpuppte. Er hatte schlicht zu viele Geheimnisse und war viel zu selten zu Hause.
Lisa und ich verteilten die Erde des Grabhügels nach und nach in unserem Garten und Hedwig pflanzte unter dem Flieder Hortensien an, die im Laufe der Zeit zu üppigen, bis zu anderthalb Metern hohen Büschen heranwuchsen.
Sarah Baerenbaum wurde einen Tag nach unserer Prügelei aus der Klinik entlassen. Die Staatsanwaltschaft war gezwungen, in unserem Fall zu ermitteln, stellte das Verfahren aber wegen Geringfügigkeit nach vier Monaten ein.
Sarah Baerenbaum soll wieder nach Berlin gezogen sein.
Mein Mann benötigte seinen Rollstuhl drei Monate lang. Zu unserem Scheidungstermin im Februar des folgenden Jahres erschien er schon wieder auf eigenen Beinen.
Kurz nach unserer Scheidung heiratete er erneut: Laura Hesselbach.
Ab und an treffen wir uns, mein Mann, der nun mein Exmann ist, und ich.
Wir trinken dann einen Kaffee in meinem Büro und manchmal gehen wir danach in meine Privaträume.
Man könnte sagen, wir haben ein Verhältnis.
Eines, das mir sehr gefällt. Eines ohne Verpflichtungen und ohne Ansprüche.
Mein Leben ist wunderbar und das wird auch so bleiben.
Es sei denn, Marie Overlut schafft sich einen neuen Hund an und der beginnt unter dem Flieder zu graben.
------- ENDE ------
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