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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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nach dem Blutdruckmessgerät. Ich zog meinen Blazer aus und krempelte den Ärmel meiner Bluse auf. Behutsam legte mir der Sanitäter die Manschette um den Oberarm und pumpte sie auf. Die ganze Zeit über sahen wir uns nicht an. Die Manschette schloss sich immer fester um meinen Arm. Obwohl das Blutdruckmessen sicherlich für ihn reine Routine war, wirkte Meyer hoch konzentriert.

    »Ihr Blutdruck hat sich wieder stabilisiert«, sagte er einen Moment später, während die Luft aus der Manschette wich und der Druck auf meinen Oberarm nachließ.

    Plötzlich öffnete sich die Schiebetür des Behandlungszimmers. Im Rahmen stand der kahlköpfige Kommissar, der mich verhört hatte. Ich erschrak, die Härchen auf meinen Unterarmen stellten sich auf wie eine kleine Armee.

    »Wollte nur mal schauen, wie es Ihnen geht«, sagte Wöste jovial.

    »Also, jetzt reicht’s aber!«, rief Meyer. »Sie können hier doch nicht einfach reinplatzen, ohne anzuklopfen.« Meyers Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen, aus denen alle Warmherzigkeit gewichen war. »Sollte das noch ein einziges Mal passieren, werde ich mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren«, polterte der Sanitäter weiter.

    Wöste war so verdattert, dass er keinen Ton herausbrachte.

    »Also, nun mal langsam«, versuchte der Kommissar den Sanitäter zu beschwichtigen. »Die Frau ist vor meinen Augen zusammengeklappt. Da werde ich ja wohl noch nachsehen dürfen, wie es ihr …«

    »Deshalb haben Sie trotzdem anzuklopfen. Es hätte ja auch sein können, dass sich die Patientin gerade freimacht«, schnitt Meyer dem Kommissar das Wort ab.

    »’tschuldigung«, stammelte Wöste und sah mich an. »Alles wieder klar?«, fragte er versöhnlich.

    »Ich werde jetzt gehen«, erwiderte ich kühl.

    »Aber Sie müssen sich bereithalten«, schnappte der Kommissar zurück.

    Nun hatte Meyer genug. Er stand so heftig auf, dass sein Stuhl ein Stück zurückrollte.

    »So«, sagte er scharf. »Sie gehen jetzt. Und zwar sofort.«

    Ehe der Kommissar etwas erwidern konnte, packte Meyer ihn bei den Schultern und schob ihn auf den Flur hinaus.

    »Ist ja gut, ist ja gut«, sagte Wöste, drehte sich um und verschwand.

    »Nicht zu glauben«, schnaubte der Sanitäter und zog die Schiebetür wieder zu.

    Ich war gerührt, dass Meyer mich beschützte wie ein Löwenvater sein Junges.

    »Bullen glauben immer, sie können sich alles erlauben«, sagte er verächtlich. »So, Frau Rabe. Passen Sie gut auf sich auf. Bewegen Sie sich, gehen Sie an die frische Luft, trinken Sie Kaffee oder noch besser: ein Gläschen Champagner.«

    »Ich wüsste nicht, worauf«, entgegnete ich, während ich den Ärmel meiner Bluse runterkrempelte und den Blazer überzog.

    Meyer ließ sich nicht beirren und streichelte mich noch einmal mit seinem Blick. »Auf das Leben. Auf das Leben an sich«, lächelte er. »Das bringt den Kreislauf wieder in Schwung und hilft allemal besser als die Tropfen, die Ihnen der Doktor jetzt verschreiben würde. Außerdem ist Schampus nicht so bitter wie Medizin.«

    Es war das erste Mal seit Tagen, dass ich wieder lächeln konnte. Fast hätte ich geheult, als Hilmar Meyer mir zum Abschied die Hand schüttelte. Er war der erste Mensch, der nett zu mir gewesen war, obwohl er wusste, dass ich die Frau eines Mädchenmörders war.

    Als ich die Wohnungstür aufschloss, war der Anflug von Trost, den Hilmar Meyer mir geschenkt hatte, schon wieder verflogen. Wie gerne war ich früher vom Büro nach Hause gekommen. Meistens war Tobias vor mir da gewesen und hatte gekocht. Er kochte gut und gerne, vor allem asiatisch. Mir knurrte der Magen, wenn ich mich an den würzigen Duft erinnerte, der durch unsere Wohnung gezogen war. Nun wartete niemand mehr auf mich. Nur das Chaos, das die Kripo hinterlassen hatte.

    Ich würde meine Wohnung jetzt in Ordnung bringen. Und mein Leben.

    Ich ging ins Schlafzimmer, zog den schwarzen Hosenanzug aus und hängte ihn in den Kleiderschrank. Dann schlüpfte ich in eine alte Jeans, streifte mir ein schlabbriges T-Shirt über und drehte die Anlage auf volle Lautstärke. Lullayby von The Cure. Dann holte ich den Staubsauger aus der Abstellkammer und rückte dem Pulver der Spurensicherung zu Leibe. Zimmer für Zimmer, Tür für Tür, Regal für Regal, Schrank für Schrank. Ich kam nur langsam voran. Nicht nur, weil ich mir immer zuerst einen Weg durch die Sachen am Boden bahnen musste, sondern auch, weil der Staubsauger nur die groben Partikel einsog und einen

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