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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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schmierigen Film zurückließ, der nur mit Schwamm und Seifenlauge zu bezwingen war. Am späten Nachmittag war die Wohnung endlich wieder in Schuss. Erschöpft, aber auch ein wenig stolz darüber, dass ich mich nicht hatte gehen lassen, fasste ich den Entschluss, alles wegzuschmeißen, was mich an die Zeit mit Tobias erinnerte. Das meiste hatte die Kripo ohnehin in Kisten verpackt und mitgenommen: seinen Computer, seine Kleider, einen Großteil seiner Bücher, die Toilettenartikel. Ich würde Kommissar Wöste anrufen und ihm sagen, dass ich die Sachen nicht wiederhaben wollte.

    Nur die beiden Fotoalben, Zeugen drei gemeinsamer Jahre, standen noch in unserem Arbeitszimmer. Die Beamten hatten nur kurz darin geblättert und sie zurückgestellt. Ich nahm die Alben aus dem Regal. Eigentlich wollte ich sie sofort nach unten bringen und in die Altpapiertonne vor dem Haus schmeißen. Doch dann konnte ich nicht widerstehen. Ich hockte mich auf den Parkettboden und schlug ein Album auf. Gleich auf der ersten Seite klebte unser Hochzeitsfoto. Wir hatten standesamtlich geheiratet. Tobias trug einen anthrazitfarbenen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte, im gleichen Ton wie das enge Seidenkleid, das ich mir zur Hochzeit hatte schneidern lassen. Wir hatten allein geheiratet, ohne Trauzeugen, Gäste, ohne Feier. Nur wir beide und die Standesbeamtin. Es war heiß gewesen. Die Standesbeamtin, eine füllige Frau um die fünfzig, hatte eine weiße Rüschenbluse aus knisterndem Polyester angehabt. Ihr mächtiger Busen, der durch die Rüschen noch betont wurde, hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Die Frau war von einer routinierten Freundlichkeit, die verriet, dass sie schon viele Tausend Paare getraut hatte. Obwohl Tobias und ich sie ausdrücklich gebeten hatten, bei unserer Trauung keine Rede zu halten, hatte sie es sich nicht nehmen lassen, »ein paar Worte zu sagen«. Sie ermahnte uns, dass wir immer zueinanderhalten sollten – was sie wohl heute dazu sagen würde?

    Nach der Trauung hatten wir für den Fotografen posiert. Tobias lächelte in die Kamera. Als ich mir das Bild nun genauer ansah, fand ich, dass es ein Lächeln ohne Wärme war. Ein Lächeln, das nicht dem Glück, sondern dem Sieg geschuldet war. Ja, Tobias hielt mich im Arm und lächelte wie ein Sieger, der eine Trophäe ergattert hatte.

    Und mein Lächeln? Es tat mir weh hinzuschauen. Aber ich zwang mich, meine Züge zu studieren. Verzückt war ich gewesen. Ja, das war das richtige Wort. Verzückt, hatte alles um mich herum vergessen, fühlte mich geliebt, angenommen.

    Meine Eltern waren nicht verheiratet gewesen. Mein Vater hatte meine Mutter verlassen, nachdem sie schwanger geworden war. Vermutlich war es der Schock über die Trennung, der mich zu früh hatte zur Welt kommen lassen. Meinen Vater hatte ich nie kennengelernt. Dabei hätte ich ihn wahrlich gebraucht. Solange ich denken kann, war meine Mutter schwer depressiv, zog sich in ihr Schlafzimmer zurück. Schon früh war ich mir selbst überlassen. Ich stellte mir den Wecker, zog mich an und ging zur Schule. Wenn ich mittags heimkam, lag meine Mutter noch immer im Bett. Sie war unnahbar. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie mich auch nur einmal in den Arm genommen hätte. Doch sie meinte es nicht böse. Sie war einfach nicht in der Lage, für mich zu sorgen. Sie war nicht geschaffen für das Leben und ich war ihr eine Last. Deshalb bemühte ich mich von klein auf, ihr möglichst keine Arbeit zu machen. Zum Glück gab es Frau Wilhelms, eine Nachbarin, die sich um mich kümmerte. Sie hatte selbst drei Kinder, lud mich regelmäßig zum Mittagessen ein, fütterte mich mit durch, wusch sogar meine Wäsche. Ohne Frau Wilhelms, die faktisch die Mutterrolle übernommen und sogar einen Schlüssel für unsere Wohnung hatte, wäre ich womöglich auf die schiefe Bahn geraten oder ins Heim gesteckt worden. Frau Wilhelms passte auch auf mich auf, wenn meine Mutter für Wochen in der Psychiatrie verschwand.

    Ich begriff früh, dass ich mich anstrengen musste, um den Makel meiner Herkunft auszugleichen. Schon immer fühlte ich mich minderwertig. Als Kind hatte ich nie Markenklamotten besessen, so wie meine Mitschüler, trug das auf, was den Wilhelms-Kindern zu klein geworden war. Ich versuchte, meine Mankos mit guten Noten auszugleichen. Denn nur, wenn ich meine Mitschüler abschreiben ließ, war ich vor ihrem Spott sicher.

    Als ich achtzehn war, nahm meine Mutter sich das Leben, vergiftete sich mit einer

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