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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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sofort von innen.

    Nur Sekunden später rüttelte der schlaksige Typ an meiner Wagentür. »Frau Rabe, wir wollen doch nur mit Ihnen reden! Ich dachte, das wäre in Ihrem Sinne « , rief er und klopfte an die Scheibe. Ich ignorierte ihn, ließ den Motor an und gab Gas.

    Als ich wenig später in der Agentur ankam, zitterten meine Knie noch immer. Im Büro war es still. Ich dachte schon, dass noch niemand da wäre, als im Flur plötzlich Saskia Terlinden um die Ecke bog und fast mit mir zusammengeprallt wäre. Ausgerechnet Saskia. Meine Erzfeindin. Sie hatte nach mir in der Agentur angefangen, aber viel schneller Karriere gemacht, war nun stellvertretende Agenturchefin und meine Vorgesetzte. Saskia war ein besonderes Kaliber. Sie war intelligent, hatte studiert. Doch sie hatte – aller Emanzipation zum Trotz – keinerlei Skrupel, ihre ebenso gut ausgebildete Konkurrenz auszuschalten, indem sie es den richtigen Männern besorgte. An der Uni war sie mit dem Dekan ins Bett gestiegen und später hatte sie sich mit dem Agenturchef eingelassen. Saskia zementierte ihre Macht, indem sie Leute um sich scharte, die etwas zu sagen hatten. Namen trug sie wie Schmuckstücke. Der Lokalchef einer großen Zeitung war ein guter Freund von ihr, ebenso wie ein paar bekannte Schauspieler, Regisseure und Musiker. Sie duzte sich auch mit einigen Lokalpolitikern. Ihr gesamter Freundes- und Bekanntenkreis schien aus strahlenden Erfolgsmenschen zu bestehen. Eine sterbenslangweilige Gesellschaft von Narzissten, die sich auf Partys, mit einem Glas Champagner in der Hand, gegenseitig von ihren Erfolgen erzählten, als seien es gewonnene Schlachten.

    Erst nach einer ganzen Weile war mir klar geworden, woher Saskias unerschütterliches Selbstbewusstsein rührte. Zuerst hatte ich angenommen, dass sich hinter der Fassade der strahlenden Erfolgsfrau eine zutiefst unsichere Person verbergen würde. Doch inzwischen kannte ich Saskias viel schlichtere Strategie: Sie ignorierte einfach alles, was an ihrem Selbstbild von der schönen, erfolgreichen und klugen Frau kratzte. Wenn ein Mann Saskia den Laufpass gegeben hatte, erzählte Saskia, dass sie ihn verlassen habe. Zerriss ein Kunde ihre Entwürfe in der Luft, behauptete Saskia ohne Skrupel, ihre Präsentation sei – abgesehen von ein paar klitzekleinen Verbesserungsvorschlägen – großartig angekommen. Saskia machte sich gerne größer, als sie war, und erzählte herum, dass sie nebenher an ihrer Doktorarbeit schriebe. Dabei hatte ein Kollege längst herausgefunden, dass es keine Dissertation gab, die unter Saskias Namen angemeldet war.

    Während die meisten Frauen fast zwanghaft an ihrem Spiegelbild herumkrittelten, machte Saskia Terlinden keinen Hehl daraus, für wie schön sie sich hielt. Alle paar Wochen erzählte sie, dass sie auf der Straße von einem fremden Mann angesprochen worden sei. Ihr scheinbar unerschütterliches Selbstbewusstsein war vermutlich ein Überbleibsel aus ihrer Jugend, in der sie tatsächlich einmal sehr gut ausgesehen haben musste. Saskias rote Mähne fiel in dicken Naturlocken über ihren Rücken und reichte ihr fast bis zur Hüfte. Eine imposante Haarpracht, das musste man ihr lassen. Doch inzwischen war Saskia Mitte vierzig, ging – obwohl sie kinderlos war – in die Breite. Trotzdem trug sie vorzugsweise Miniröcke, die sie mit schweren Stiefeln kombinierte, so als sei sie noch ein Girlie.

    Sie ahnte nicht, dass sich die Kollegen königlich über ihr Outfit amüsierten. Nur jüngere Kollegen fielen noch auf Saskia rein, ließen sich von ihr zum Mittagessen einladen. Saskia mimte dann die hilfsbereite Freundin, horchte die Ahnungslosen aus, sammelte private Informationen, die sie bei passender Gelegenheit gegen ihre Konkurrenten verwenden konnte. Deshalb nahmen sich die Älteren vor ihr in Acht. Saskia hatte Macht, erledigte gern für den Chef die Drecksarbeit, mahnte Kollegen ab oder feuerte sie. Und seitdem durchgesickert war, dass Saskia Terlinden Psychopharmaka schluckte (sie hatte einmal ihr teures Gucci-Handtäschchen auf dem Klo vergessen), wussten alle, dass ihr Verhalten krankhafte Züge hatte.

    »Mensch, Mädchen!«, rief Saskia und breitete ihre Arme aus. Ehe ich mich versah, drückte sie mich so fest an sich, dass ich ihr teures Parfüm riechen konnte.

    In den Arm genommen hatte sie mich noch nie. Wieder hatte ich einen Kloß im Hals und hätte fast losgeheult. Plötzlich schämte ich mich für all die Scheußlichkeiten, die ich über Saskia

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