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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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lang. »Ihr Mann muss Gerichtspost bekommen haben. Und Sie wollen mir erzählen, dass Sie nichts davon gemerkt haben?« Der Ton des Beamten, der anfangs noch versucht hatte, mir durch Freundlichkeit zu schmeicheln, wurde schneidend.

    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe die Post meines Mannes nie kontrolliert«, sagte ich mit erstickter Stimme. Plötzlich fiel mir ein, dass ich einmal einen Zustellungsbeleg unterschrieben hatte. Ein Brief vom Amtsgericht. »Ach ja«, hatte Tobias nur abgewunken. »Ich muss als Zeuge aussagen – kleiner Verkehrsunfall.« Warum hätte ich misstrauisch werden sollen? Ein anderes Mal hatte Tobias etwas davon genuschelt, dass er vergessen habe, einen Strafzettel zu bezahlen. Ich war immer stolz darauf gewesen, keine dieser Frauen zu sein, die heimlich die Briefe, E-Mails oder SMS ihrer Männer lasen und in den Einzelabrechnungen nach verdächtigen Telefonnummern fahndeten. Ein Fehler, wie sich nun herausstellte.

    »Ihnen ist auch nie aufgefallen, dass Ihr Mann kleine Mädchen fotografierte? In der Bahn, am Strand, auf der Straße?«

    Ich starrte den Beamten ungläubig an. »Was sagen Sie da?«

    »Ihr Mann hat kleine Mädchen fotografiert. Zehn, höchstens zwölf Jahre alt«, wiederholte Wöste so langsam, als wolle er mich mit jedem Wort foltern. »Im Sommer, leicht bekleidet in Shorts oder Röckchen, der Fokus war immer auf die Beine gerichtet.« Wieder griff er zur Mappe und nahm ein paar Bilder heraus. Auf dem Foto war der Körper eines Mädchens zu sehen, zehn, vielleicht elf Jahre alt, jedenfalls noch nicht in der Pubertät. Das Mädchen, es saß in der S-Bahn auf einer Bank, trug einen kurzen Rock, weiße Söckchen und Sandalen. Sein Kopf war nicht zu sehen.

    »Mein Mann ist nie S-Bahn gefahren. Er hat doch ein Auto«, wandte ich hilflos ein. Das, was der Kripobeamte vor mir auf dem schäbigen Schreibtisch ausbreitete, passte einfach nicht zu dem Tobias, den ich kannte. Der Mann, der Schach spielte, Klassiker und Krimis las, Rotwein trank, Fußball verabscheute, nie ungeduscht aus dem Haus ging, Wert auf gepflegte Kleidung legte.

    »Er hat sich Kinderpornos aus dem Netz runtergeholt, äh …geladen«, sagte Wöste, ohne sich für seinen süffisanten Versprecher zu entschuldigen.

    Mir war, als würde er mir einen Baseballschläger in die Magengrube rammen, wieder und wieder. Wahrscheinlich glaubte mir der Polizist nicht, wollte mit seiner Schocktherapie die vermeintliche Wahrheit aus mir herauspressen. Oder er hielt mich für saublöd, weil ich von dem Doppelleben meines Mannes nichts mitbekommen hatte. Gab mir heimlich eine Mitschuld.

    »Wie passt denn das zusammen? Ein kleines Mädchen und dann diese Frauen?«, stieß ich panisch hervor.

    »Ihrem Mann geht es um Macht«, gab der Kripomann ungerührt zurück. »Er will Macht über seine Opfer. An den Frauen ist er gescheitert, weil die sich gegen ihn wehren konnten und vor Gericht gezogen sind.«

    »Aber warum habe ich von all dem nichts bemerkt?« Meine Stimme strauchelte.

    Wöste antwortete nicht. Doch sein Blick verriet, was er dachte. Dass ich mich das selbst fragen musste. Dass es mehr als genug Warnsignale gegeben hatte. Und dass es eigentlich unmöglich gewesen war, dass ich sie allesamt übersehen hatte.

    »Ihr Mann ist vor Jahren schon mal aufgefallen.«

    Mir wurde übel. War der Beamte denn immer noch nicht fertig mit mir? Als ich ein Kind war, hatte mich ein Klassenkamerad im Schwimmbad einmal untergetaucht. Wieder und wieder. Nur kurz ließ er mich hoch, damit ich Luft schnappen konnte, und drückte mich dann wieder unter Wasser, bis es in meinem Kopf anfing zu sirren und ich dachte, er würde platzen. So kam ich mir jetzt auch vor. Ich hatte noch gar nicht begriffen, was der Polizist mir da über meinen Mann erzählte, da versetzte er mir schon den nächsten Stoß.

    »Wir haben hier noch ein paar Uraltfälle, fast fünfzehn Jahre her, nur durch Zufall nicht gelöscht.« Hauptkommissar Wöste ging um den Schreibtisch herum und tippte etwas in seinen Computer. »Einmal hat Ihr Mann versucht, einer Frau die Handtasche zu entreißen.«

    Ich heftete meinen Blick wieder auf die Tasse. Das Bild des Polizisten war verblasst, vermutlich war das Geschirr nicht spülmaschinenfest. Wie aus der Ferne vernahm ich Wöstes Stimme.

    »Und dann habe ich hier noch ein paar kleinere Ladendiebstähle. Alle Verfahren eingestellt. Schwarzgefahren ist Tobias Rabe auch. Und Strom geklaut hat er, bei seinem Nachbarn die Leitung

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