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Mein schwarzer Hengst

Mein schwarzer Hengst

Titel: Mein schwarzer Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Schwarz
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verlieren.“
    Marcus schnaubte. „Manchmal seid ihr Weißen einfach nur bescheuert. So wie du sollen Frauen doch aussehen! Das sind weibliche Rundungen! Wozu habt ihr die denn?“
    Und das war der Moment, in dem ich mich endgültig in ihn verliebt hatte.
    Ich sagte nichts, denn ich bin ja erwachsen, und da macht frau nicht einfach so Liebeserklärungen – zumal ich nicht sicher sein konnte, von Marcus die angemessene Antwort zu bekommen. Ich war immer noch im „Zu schön, um wahr zu sein“-Stadium und erwartete jeden Moment, dass sich Marcus in Luft auflöste.
    Um das zu verhindern, wollte ich ihn füttern.
    Eine halbe Stunde später saßen wir am Küchentisch. Wir hatten uns beide frisch gemacht - getrennt – und ich trug meinen Bademantel. Marcus blieb nackt, was mein Wohlwollen fand. Jetzt beobachtete ich ihn, wie er gierig mein Essen verschlang. Mein Hausmütterchenstolz blieb überschaubar, denn ich hatte mich vor allem auf die Kochkünste von Uncle Ben verlassen, der eine prima rote Currysauce im Glas verkaufte, die ich zusammen mit gebratener Hähnchenbrust und Reis serviert hatte. Marcus schaufelte sich den drahtigen Körper voll. Er hatte viel Energie verbraucht. Und er würde noch mehr verbrauchen.
    Iss nur tüchtig, mein Junge, damit du groß und stark wirst...
    Dabei fiel mir wieder ein, wie wenig ich über ihn wusste, und ich fand, es war durchaus in Ordnung, ein bisschen neugierig zu sein.
    „Wie ist eigentlich dein Nachname, Marcus?“
    „Wright“, schmatzte er, „mit W vorne.“
    Marcus Wright. Barbara Wright. Klang klasse.
    „Wie alt bist du übrigens?“
    „Dreiundzwanzig, und du?“
    Uuuups.
    „Ähem, ich bin zweiunddreißig...“ brachte ich hervor. „Neun Jahre älter als du...“
    Marcus zuckte nicht mal mit der Wimper, ihm machte das anscheinend gar nichts, dass ich seine... Tante sein konnte. Neun Jahre. Bei einem neun Jahre älteren Mann würde das niemanden jucken. Aber umgekehrt war das schon etwas heikel. Wie viele Tabus brachen wir hier eigentlich? Ich fett, er dünn und sexy. Ich uralt, er ein halbes Kind. Und dann natürlich... tja. So gesehen waren wohl die ersten beiden Punkte sowieso nur Petitessen.
    Ich wollte natürlich mehr über ihn wissen als nur techn ische Daten. Um es ihm leichter zu machen, erzählte ich ihm von mir, als wir im Wohnzimmer saßen – draußen war es jetzt dunkel – und zusammen eine Flasche Rotwein genossen. Er erfuhr alles über meine rheinischen Wurzeln, mein Studium und natürlich meine verkorkste Ehe. Er weigerte sich immer noch, mir zu glauben, dass Männer nicht mit Fallschirmen auf meinem Dach landeten, um mich zu vernaschen. Aber umgekehrt ging es mir auch so. Dass dieser junge Gott sexuell nicht viel aktiv war, erschien wie ein alberner Witz. An dieser Stelle begann Marcus, sich mir zu öffnen.
    „Ich hab das Wort erst gehör t, als ich im Westen gelandet bin“, sagte er, und ich lehnte mich an ihn, während er erzählte. „Kindersoldat. So haben wir uns nicht gesehen.“
    Er trank einen Schluck Wein.
    „Ich bin ein Mandinka. Uns gibt es in ganz Westafrika, ein stolzes Volk. In Liberia gehören wir eher zu den Randgruppen. Im Bürgerkrieg waren wir auf Seiten der Rebellen. Charles Taylor war unser Feind, und wir taten alles, um ihn loszuwerden. Und seine Truppen taten alles, um uns zu töten. Ich war natürlich die längste Zeit des Krieges zu jung, aber ich denke, ich war elf Jahre alt, als ich zum ersten Mal eine Maschinenpistole in der Hand hatte. Einer meiner älteren Brüder – sie waren alle älter, ich war der kleinste in der Familie – gab sie mir. Er wusste, dass es bald einen Überfall auf unser Dorf geben würde und dass wir kaum eine Chance haben würden. Hatten wir auch nicht.“
    Ich hatte schreckliche Angst vor dem, was er mir erzä hlen würde. Aber dies war der Mann, den ich liebte, und ich wollte alles mit ihm teilen, auch seinen Schmerz. So blieb ich ruhig, streichelte ein bisschen sein kurzes, lockiges Haar und hörte zu.
    „Es war ein Massaker. Die Angreifer waren selber noch halbe Kinder, mit ein paar Älteren. Sie hatten bessere Waffen als wir, aber meine Brüder waren gute Kämpfer. Mein Vater war schon lange tot, und die anderen Dorfbewohner besta nden zum größten Teil aus Frauen und älteren Leuten. Auch die kämpften wie die Löwen, aber es war trotzdem alles schnell vorbei. Von meiner Familie überlebten nur ich und meine Mutter.“
    Jetzt hielt er inne. Ich sah auf, und seine Augen waren

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