Mein spanisches Dorf
nicht mehr und ist am Verdursten!
Wir haben lange gesprochen darüber, was für einen schweren Beruf er hat, und wie er besonders im Sommer unter seiner Uniform leiden muß.
Daß die das bei der Post nicht verstehen, hat die Frieda gesagt, daß die Briefträger jetzt im August mit der dicken Jacke schwitzen! Daß es da keine leichteren Uniformen gibt, oder daß sie da nicht in einem kurzärmeligen Hemd gehen dürfen! Und die Kappe auch noch dazu, die muß er immer aufhaben, daß es ihm in Strömen von der Stirn herunterrinnt, und dazu die dicke Ledertasche.
Der Herr Prinz hat uns richtig leid getan, und am nächsten Tag haben die Frieda und die Mutti gesagt, es gibt eine Überraschung für ihn.
Im Eiskasten war ein großes Glas mit Orangensaft hergerichtet, tiefgekühlt, und wir haben uns alle gefreut darüber und haben schon voller Ungeduld gewartet auf den Augenblick, wo die Post kommt. Wie wir den Herrn Prinz seine Briefe abgeben lassen, und er schwitzt so fürchterlich, und dann sagen wir:
Einen Augenblick, Herr Prinz! Da haben wir etwas für Sie! Das haben wir uns immer wieder vorgestellt, und besonders ich bin dabei ganz durstig geworden.
Und dann ist er wirklich gekommen, und er hat die Post abgegeben, und wir haben gar nicht geschaut, von wem die Briefe waren, und die Mutti und die Frieda haben gesagt:
Einen Augenblick, Herr Prinz!
Die Frieda ist zum Eiskasten und hat ihn aufgemacht und hat den Orangensaft herausgenommen und hat ihn dem Herrn Prinz feierlich überreicht.
Er hat sich die Kappe heruntergezogen, und auf der Stirn waren lauter dicke Schweißkugeln. Und er hat im Stehen schnell das Glas ausgetrunken, auf einen Zug, dann hat er es zurückgegeben und gesagt: Danke! und hat sich die Kappe wieder aufgesetzt und die Tasche umgehängt und wollte schon gehen, aber jetzt habe ich mich nicht mehr zurückhalten können, und weil er selbst ja gar nichts gesagt hat, und ich habe ihn gefragt:
Hat’s g’schmeckt?
Er hat gesagt: Ja, danke. Und dann war er fort.
Da haben alle mit mir geschimpft, daß man so etwas nicht fragt. Aber ich habe mir halt irgendwie etwas viel Großartigeres erwartet.
Unsere Dienstmädeln
Zuerst war die Frieda, und dann die Guggi, und später noch die Edeltraud und die Angela, aber die waren nicht mehr so wie die Frieda oder die Guggi.
Die Frieda ist vorher in der Schweiz gewesen als Tochter, und wie sie gekommen ist, hat sie noch im Hals gepfaucht. Aber dann hat sie sich schnell eingewöhnt, und ich habe sie gefragt, wo das ist, die Schweiz, wo man so pfaucht. Weil es mich immer interessiert hat. Sie hat nämlich gesagt, sie war in der Schweiz und nicht in Schweiz, und man fährt nicht nach Schweiz, sondern in die Schweiz. Und das hat mich sehr interessiert. Man fährt mit dem Zug, hat sie gesagt, viele Stunden, und dort gibt es immer Erdbeben, daß die Berge zittern. Oder Erdbeben, weil die Berge so zittern. Und das Geschirr scheppert auf den Tischen. Und ich habe mir gedacht, sei froh, daß du heraußen bist.
Die Frieda haben wir dann verloren, weil sie ein Kind gekriegt hat. Aber vorher war sie drei Jahre bei uns. So streng war sie und so groß, daß sich meine Mutter nie etwas getraut hat gegen sie. Nur einmal, da hat sie gesagt: Frieda, Sie schlagen meine Kinder nicht! Da hat sie mir nämlich eine geschmiert, ich weiß gar nicht, warum. Ich habe jedenfalls laut geschrien und mir das Ohr gehalten. Weil ich bei den Ohren so empfindlich war, deswegen hat mir nie jemand eine schmieren dürfen. Aber die Frieda hat dafür gesorgt, daß Ordnung herrscht im Haus.
Der Vater war auch sehr zufrieden mit ihr. Aber er hat es nicht gewollt, daß sie ihm das Frühstück kocht. Sie hat nämlich die Butter immer so aus dem Papier genommen, daß man die Fingerabdrücke gesehen hat, und der Vater war beim Essen besonders fein.
Dann hat sie das Kind gekriegt und viel geweint, und dann ist sie fort und hat gesagt, sie wird uns nie mehr vergessen, und es ist die Guggi gekommen. Sie war so klein, daß ich gleich erleichtert war, und ich habe wieder kranke Ohren gehabt, und wie der Vater die Guggi zu meiner Matratze führt, sagt sie ganz leise: Bist du krank? Das ist eine Liebe, habe ich mir gedacht und bin aufgestanden, damit ich sie mir näher anschaue.
Der Vater hat ihr gerade das Kinderzimmer gezeigt, wo ich ausnahmsweise nicht drinnengelegen bin, weil, wer krank war, der hat bei den Eltern schlafen dürfen auf einer Matratze. Und die Guggi hat sich alles angeschaut, die
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