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 Mein spanisches Dorf

Mein spanisches Dorf

Titel: Mein spanisches Dorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Schwaiger
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war es gar nicht sicher, daß er Hauptschuldirektor wird. Es hat sich nämlich noch ein anderer beworben, und der Herr Oberstudienrat Nebenführ hat im privaten Kreis gesagt, wenn es der wird, wird es ein Narrenhaus, und wenn es der andere wird, wird es ein Zuchthaus. Und die Hauptschule ist zwar kein Zuchthaus geworden im buchstäblichen Sinn, aber es herrscht jetzt ein anderer Ton da drinnen, und alle, die ihre Kinder in der Hauptschule haben, müssen ihn grüßen, schon aus rein diplomatischen Gründen. Er ist ein Widder und hat sieben Kinder, davon sind vier Widder und drei Stiere, und man kann sagen, das Durchschlagskräftige liegt in der Familie. Die Frau Hauptschuldirektor ist Fische und man sieht es ihr an.
     
     
    Die Frau Hrachowina hätte einmal die Chance gehabt zu einem Geliebten. Schöne Briefe hat er ihr geschrieben, aus Amstetten, in gestochener Schrift, ganz akkurat, auf Büttenpapier, mit Sondermarken, weil ja der Neffe sammelt, und das hat er sich gemerkt, schon von der ersten Begegnung her, wie sie sich in Mariazell kennengelernt haben. Dort war übrigens gerade eine Hochzeit, und alles insgesamt sehr vielversprechend. Wenn der Amstettner dann zu Besuch gekommen ist, sind sie zusammen über die Promenade spazierengegangen, ganz gleich, was die Leute reden, und einmal hat er gesagt: Heute nacht oder nie! Aber sie hat es hinausgeschoben, denn viel lieber hat sie sich mit ihm ausgesprochen über die Schlechtigkeit der Menschen und über das Höhere. Gedichte hat er auswendig gewußt von Goethe und einem gewissen Hanns, mit zwei N, Heinz Ewers, der hat das Horst-Wessel-Lied geschrieben, in Wirklichkeit war er aber Volljude, und ihre Freundin Pötschl behauptet zwar, er hat das nie geschrieben, aber der Amstettner hat gesagt, der hat das sehr wohl geschrieben, und der hat auch Alraune geschrieben, und er war gar kein Jud, jedenfalls, es war eine Bereicherung, und einmal haben sie sich geküßt. Sein Äußeres war nicht eigentlich ideal, aber gepflegt. Bilder hat er gemalt in Öl, nach Ansichtskarten aus aller Herren Länder.
    Und, wie gesagt, wohnhaft in Amstetten, aber gebürtiger St. Pöltner. Mit einer schönen Pension. Sehr oft ist er gekommen, und er wäre vielleicht sogar seßhaft geworden. Aber da ist einmal bei einem Spaziergang der Strolchi dem Geliebten auf die Hose gesprungen, und der Geliebte hat sich gleich abgeputzt, aber mit so einem wirklich angeekelten Gesichtsausdruck, daß der Frau Hrachowina etwas aufgegangen ist und ihre Gefühle mit einemmal in Nichts aufgelöst waren, und sie hat ihm geschrieben, er soll nicht mehr schreiben und nicht mehr kommen, es sind plötzlich ganz bestimmte Umstände eingetreten, über die sie leider nichts Näheres mitteilen darf. Später hat sie dann durch einen Zufall erfahren, daß der Mensch einem Herzinfarkt erlegen ist, und er hat ihr leid getan, aber wirklich bemitleiden hat sie ihn nicht können, und Gedichte will sie jetzt auch nicht mehr lesen. Sie schwört nur mehr auf Biographien, zum Beispiel Rudolf Heß, der Letzte von Spandau, das ist beeindruckend.
     
     
    Wirklich eine Freude ist es, wenn man dem Herrn Amtsrat mit seiner Gemahlin begegnet. Sie ist so ein edler Mensch, und sie führen so ein harmonisches Eheleben, und er ist die Höflichkeit in Person, und jeden Abend gehen sie mit dem Dackel, von sechs bis dreiviertel sieben, wegen dem Österreichbild, und der jetzige heißt Waldi. Die anderen drei haben Micherl geheißen, immer wieder, und einen jeden haben sie durch einen Autounfall verloren. Deshalb haben sie den vierten Dackel anders getauft, weil es schon wie ein böses Omen war, und der schaut immer so, da wird einem ganz eigentümlich zumute.

Südtirol – ein unvergeßliches Erlebnis { ¤ }
     
     
    Schon in der 6. Klasse hatten wir uns zu entscheiden, ob wir im nächsten Jahr als Schüler der siebten Klasse an der traditionellen Wien-Aktion teilnehmen oder lieber eine Schullandwoche in Südtirol verbringen wollten. Die Abstimmung war mit heftigen Meinungsverschiedenheiten und erregten Diskussionen verbunden. Ein Teil der Klasse betrachtete die Wien-Woche als unbedingt notwendig zur Vervollkommnung ihrer Bildung; und es ist auch richtig, daß man als Österreicher nicht verlegen werden dürfte, wenn der Engländer oder Franzose, mit dem man sich vielleicht einmal unterhält, von unserer Staatsoper schwärmt und von der «Ariadne auf Naxos», die er dort gesehen und genossen hat. Daß jeder gute Staatsbürger wenigstens einmal

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