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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sie sich fühlten, wirkten sie sehr einschüchternd, doch die junge Frau zauderte nicht.
    Kurz bevor sie die Männer erreichte, blieb sie kurz stehen und befahl dem Mädchen leise, in einiger Entfernung zu warten.
    Dann ging sie weiter. Als sie an den Tisch trat, war zu sehen, dass ihr Gesicht bleich und gefasst war, der Ausdruck starr und streng kontrolliert. Die Augen hatten einen leicht geröteten Rand, und die Spitze ihrer kleinen Nase war rosa angelaufen.
    Doch ihr rundes Kinn war entschlossen vorgestreckt.
    Die Lady ließ den Blick an der Herrenriege entlangwandern, doch nicht an den Gesichtern, sondern auf Schulterhöhe – um ihren Rang abzulesen. Bei Del angekommen blieb der Blick haften und hob sich zögernd. »Colonel Delborough?«
    Del verneigte sich.
    »Ma’am?«
    »Ich bin Emily Elphinstone, die Nichte des Gouverneurs. Ich …« Miss Elphinstone warf einen Blick auf die anderen Männer, »... dürfte ich bitte ein privates Wort mit Ihnen wechseln, Colonel?«
    Del zögerte, dann sagte er:
    »Die Männer an diesem Tisch sind alte Freunde und Kollegen
von James MacFarlane. Wir arbeiten zusammen. Wenn Sie mir irgendetwas von James erzählen möchten, würde ich Sie bitten, vor uns allen zu sprechen.«
    Die junge Dame musterte Del und dachte einen Moment nach, dann nickte sie.
    »Einverstanden.«
    Zwischen Logan und Gareth stand James’ verwaister Stuhl. Keiner von ihnen hatte das Herz gehabt, ihn wegzuschieben. Nun rückte Gareth ihn für Miss Elphinstone zurecht.
    »Danke sehr.« Die Lady setzte sich. Was dazu führte, dass sie direkt auf die fast leere Flasche Arrak schaute.
    Zusammen mit den anderen nahm Del wieder Platz.
    Miss Elphinstone sah ihn an.
    »Mir ist bewusst, dass es ungewöhnlich sein dürfte, aber könnte ich ein kleines Glas davon haben …?«
    Del sah ihr in die haselnussbraunen Augen.
    »Das ist Arrak.«
    »Ich weiß.«
    Er bedeutete dem Barjungen, ein weiteres Glas zu bringen. Währenddessen fummelte Miss Elphinstone unter dem Tisch an ihrem Pompadour herum. Bis dahin war das Täschchen gar nicht bemerkt worden; die Männer hatten sich mehr für Miss Elphinstones hübsche Rundungen interessiert.
    Schließlich brachte der Junge das Glas, und Del schenkte eine halbe Portion ein.
    Die Lady bedankte sich mit einem angespannten Beinahe-Lächeln und nippte an dem Branntwein. Sie zog zwar die Nase kraus, nahm dann aber beherzt einen größeren Schluck. Schließlich setzte sie das Glas ab und richtete den Blick wieder auf Del.

    »Ich habe am Tor nachgefragt, und man hat es mir gesagt. Es tut mir sehr leid, dass Captain MacFarlane es nicht geschafft hat zurückzukommen.«
    Mit versteinertem Gesicht neigte Del dankend den Kopf. Dann legte er die Arme auf den Tisch, verschränkte die Hände und sagte:
    »Wenn Sie uns erzählen könnten, was passiert ist, von Anfang an, würden wir es vielleicht besser verstehen.« Warum James sein Leben geopfert hat. Letzteres sagte er nicht, doch die anderen dachten es sich offenbar dazu. Genau wie Miss Elphinstone.
    Sie nickte bereitwillig.
    »Ja, selbstverständlich.« Sie schluckte einen Kloß hinunter.
    »Wir sind sehr früh losgeritten in Poona – Captain MacFarlane hat darauf gedrängt, und ich hatte nichts dagegen, daher sind wir bei Sonnenaufgang aufgebrochen. Er schien es eilig zu haben, deshalb war ich überrascht, als wir zunächst ein ganz normales Tempo angeschlagen haben, aber dann – im Nachhinein begreife ich, dass er nur gewartet hat, bis wir von der Stadt aus nicht mehr zu sehen waren – hat er uns zu einer schnelleren Gangart angetrieben. Als er gemerkt hat, dass ich eine gute Reiterin bin … also, wir haben die Pferde einfach möglichst schnell laufen lassen. Ich habe nicht verstanden warum – zu dem Zeitpunkt noch nicht –, aber er ist neben mir geritten, daher weiß ich genau, wann er die Verfolger entdeckt hat – ich habe sie auch gesehen.«
    »Was meinen Sie, waren es Söldner oder eher Räuber?«
    Miss Elphinstone sah Del in die Augen.
    »Ich glaube, es waren Anhänger der Schwarzen Kobra –
sie hatten schwarze Seidentücher um Kopf und Gesicht geschlungen. Ich habe gehört, das sei ihr … Markenzeichen.«
    Del nickte.
    »Das ist korrekt. Also, was ist passiert, als James sie entdeckt hat?«
    »Wir sind noch schneller geritten. Ich bin davon ausgegangen, dass wir sie einfach hinter uns lassen würden – wir hatten sie in einer Kurve gesehen, da waren sie noch recht weit hinter uns – und anfangs sah es auch ganz danach aus.

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