Mein Weg zum Herzkind
Sie als Single auftreten: »Es dürfen nur verheiratete Paare adoptieren.« Es gibt weder ein Gesetz, das eine Altersgrenze vorgibt, noch gibt es einen Paragrafen, der besagt, dass nur verheiratete Paare adoptieren dürfen. Bleiben Sie stets freundlich, kommunikativ, interessiert und offen. Hier sitzen Menschen wie Sie und ich. Sie mögen zwar manchmal voreingenommen und festgefahren in ihren Mustern wirken, dennoch steht fest: Nur gemeinsam können Sie erfolgreich adoptieren. Sie können Ihre Prüfung als Adoptivbewerber nur bei Ihrem Heimatjugendamt absolvieren – oder eben einen
freien Träger wählen. Sie können nicht einfach zu einer »fremden« Adoptionsvermittlungsstelle gehen und um Prüfung bitten. Es sei denn, Sie würden aus Ihrem Bezirk wegziehen, um gezielt den Jugendamtswechsel anzustreben. (Das kann in sehr harten Fällen, bei starker Antipathie der Parteien, durchaus mal vorkommen.)
Das alles bedeutet aber nicht, dass Sie sich klein machen müssen. Seien Sie Menschen, die sich gerne schulen lassen möchten, um gute Adoptiveltern zu werden. Begegnen Sie den Sozialarbeitern auf Augenhöhe und seien Sie authentisch. Und vergessen Sie nicht: Jeder hat mal irgendwann angefangen.
Am Ende jeder Prüfung steht ein Sozialbericht, der, wenn alles gut läuft, Ihre Tauglichkeit als Adoptiveltern dokumentiert.
Nach einem Erstgespräch haben Sie die Möglichkeit, über das Gehörte nachzudenken, sich zu besprechen, noch einmal zu reflektieren. Ausgerüstet mit den Unterlagen können Sie sich in die Materie einlesen. Oft empfehlen die Jugendämter einen sogenannten Adoptionsvorbereitungskurs oder sie bieten selbst einen Kurs an. Manchmal ist es sogar Pflicht einen solchen Kurs zu besuchen. Sträuben Sie sich bitte nicht. Aus meiner Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass diese Vorbereitungskurse, wenn sie gut gemacht sind (dazu kommen wir später im Kapitel »Der Vorbereitungskurs«) Gold wert sind.
Die nächsten Schritte Ihrer Prüfung sind eng verbunden mit Ihren zuständigen Sozialarbeitern. Mindestens ein Hausbesuch, zu dem sich zwei Sozialarbeiter zu einem längeren Gespräch bei Ihnen einfinden werden, steht an. Sie werden zeigen können,
wie Sie leben, und können Ihre Vorstellungen vermitteln. Vorstellungen zu einem Kind, zu Ihrem gemeinsamen Leben und auch dem möglichen Ablauf einer Adoption. Wie offen würden Sie die Adoption Ihres Kindes halten? Dürfen Freunde und Verwandte wissen, dass Sie adoptieren? Könnten Sie sich Kontakt zur leiblichen Mutter vorstellen? Würden Sie auch ein Kleinkind bei sich aufnehmen? Und noch vieles mehr. Auf all diese Punkte werde ich im Folgenden gerne noch eingehen und Ihnen auch ein paar Ratschläge hierzu ans Herz legen.
Die Sozialarbeiter werden Sie auf Herz und Nieren prüfen. Damit sind nicht nur Ihre finanziellen Mittel und Lebensbedingungen gemeint, sondern natürlich auch Ihre Motivation und Lebenseinstellungen. Sie werden sich öffnen und einen Blick in Ihr Herz gewähren müssen, genauso wie in Ihr Zuhause. Nicht immer ein angenehmes Gefühl – das kann ich Ihnen als Adoptivmutter sagen, aber es dient der Sicherheit des Kindes. Schließlich werden Ihnen bei einer erfolgreichen Abwicklung diese Sozialarbeiter das Kind einer fremden Frau in die Arme legen. Vertrauen allein reicht in so einem Fall nicht aus. Es heißt nicht zu Unrecht: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Haben Sie Verständnis für den Ablauf und seien Sie nicht ablehnend. Eine negative Haltung würde man sofort spüren. Erläutern Sie lieber Ihre Gefühle und Gedanken offen und ehrlich – das zeigt, wie Sie sich mit dem Thema auseinandersetzen und dass es eben nicht emotionslos an Ihnen vorüberzieht.
Nach den Hausbesuchen, dem Vorbereitungskurs und intensiven Gesprächen mit Ihren Sozialarbeitern widmen Sie sich den Unterlagen, die Sie zu Beginn zum Ausfüllen bekommen haben. Natürlich können Sie bereits parallel zu Ihrer Prüfung damit beginnen.
Mein Tipp lautet allerdings: Füllen Sie den Fragebogen erst aus, wenn Sie sich schon eine Weile intensiv damit beschäftigen. Sie werden neue Perspektiven gewinnen, alte Ideen über Bord werfen und mit neuem Wissen ganz andere Antworten geben als noch zu Beginn Ihres Weges. Den Gesundheitscheck bei Ihrem Hausarzt, die amtlichen Dokumente, wie zum Beispiel das polizeiliche Führungszeugnis, können Sie selbstverständlich schnellstmöglich beantragen.
Sicherlich wird der gesamte Prüfungsvorgang Monate in Anspruch nehmen. Versuchen Sie
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