Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)
Angebot für 1,99 Euro sind und keine 2,79 Euro kosten. „Wirklich?“, meinte sie pikiert und hätte mir die Dinger sicher gerne durch die Nase gezogen.
Später versuche ich meine Kopfschmerzen in den Griff zu kriegen. Erschöpft lege ich mich lang und schließe die Augen. Die Kinder toben und schmeißen die Türen in der oberen Etage, Bernd ist eine Runde Joggen. Wenn ich Glück habe, kriege ich zwanzig Minuten Dämmerschlaf hin. Während Lena mit dem Bobbycar die obere Etage unsicher macht und Sara sie mit lautem „Tuff tuff tuff, die Eisenbahn“, anfeuert, geht mein Atem regelmäßig und tief und ich schlafe tatsächlich ein.
Der Fremde küsst mich zart und gleichzeitig fordernd. Ich stöhne auf und gebe mich ganz diesem prickelnden Gefühl hin. Seine blonden Locken kitzeln mein Gesicht. Ich biege meinen Hals nach hinten und genieße es, wie er mit der Zunge eine Linie auf meinem Hals malt. Gleichzeitig umfasst er meine Brüste und presst sich hart an mich. Meine Fingernägel krallen sich in den sehnigen, muskulösen Rücken. Gierig reiße ich ihm sein T-Shirt vom Leib, um dann ganz langsam und genussvoll über die muskulöse, glatte Brust zu streichen.
Der penetrante Geruch von fauler, nichtsnutziger Mutter zieht durch die Räume und erreicht die Kinder viel zu schnell. Irgendetwas rüttelt an mir. Ich bekomme die trägen Augenlider einfach nicht hoch und verweile noch kurz in meinem Traum, verschließe mich der Außenwelt so lange es geht und streiche ein letztes Mal über seinen beeindruckenden Musculus Pectoralis Major.
Fast schäme ich mich, muss dann aber an ein altes Volkslied auf Lenas Kinderlieder CD von Nena, denken: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? Sie fliegen vorbei, wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen mit Pulver und Blei: Es bleibet dabei, die Gedanken sind frei.
Und wenn Nena das schon singt, muss ich mir wegen ein paar harmloser, schlüpfriger Phantasien keinen Kopf machen.
Um ehrlich zu sein, habe ich schon mit halb Hollywood und der gesamten männlichen deutschen Promi A-Liga geschlafen. Mal rekele ich mich als Sklavin unter einem schweißnassen Achilles (Brad Pitt hatte einfach einen fantastischen Körper in Troja), dann lasse ich mir von Doktor Ross im OP-Saal das Krankenhaushemdchen hochschieben und selbst mit Captain Jack Sparrow habe ich es schon am Strand einer einsamen Insel getrieben. Den Vogel schoss allerdings vor ein paar Nächten Til Schweiger ab. So erotisch hat mir noch keiner kleine Schweinereien ins Ohr genuschelt. Til löste damit meine Lieblingsphantasie des ekstatisch geigenden David Garretts ab, der, nackig auf dem Sofa hockend, Vivaldis Sommer nur für mich zum Besten gibt.
„Mama!“, ruft Sara laut, damit ich endlich reagiere.
„Mama“, flüstert Lena deutlich zärtlicher in mein Ohr und fummelt an meiner Kette. Dann legt sie ihren Kopf auf meine Brust und sabbert mir in den Ausschnitt.
„Mama, schläfst du?“, forscht Sara nach.
Ich gebe keine Antwort.
„Was macht die Mama?“, fragt Lena.
„Ich glaube, sie sie ist tot“, kommentiert Sara trocken. Lena versucht meine Lider mit ihren Fingern zu öffnen.
„Nein, ich lebe noch“, murmele ich müde, rappele mich ergeben auf und lande endgültig zurück in der Wirklichkeit.
„Schade. Wenn du tot wärst, könnte ich dich in deiner Gruft besuchen kommen.“ Sara ist über mein Nichtableben enttäuscht.
„Dafür müsste mich erst mal ein Vampir beißen, sonst verwese ich.“
Seit Sara Vampire mag, hat der Tod in ihren Augen merklich an Sympathie gewonnen. Man muss lediglich vorher einem hochgewachsenen, gutaussehenden Untoten seinen Hals hinhalten, damit er seine spitzen Hauer hineinschlagen kann.
Gegen Louis de Pointe du Lac oder Edward Cullen hätte nicht mal ich etwas einzuwenden.
Wenigstens die Begeisterung für diesen Typ teilt meine Nichte Sina mit mir. Die letzte Familienfeier war nur erträglich, weil ich mich mit Sina in ein Fachgespräch über den neusten Twilight Teil vertiefen konnte.
„Also weißt du Heidi, findest du es passend, in deinem Alter noch diesen Teeniequatsch anzuschauen?“, stichelte ihre Mutter, meine verhasste Schwägerin Petra, und lachte in ihrer grellen, unsympathischen Tonart. Ich warf einen Blick auf ihre Perlenohrringe und die weiße Spießerbluse und fand, sie hatte keine Antwort verdient. Ich versuche generell so wenig wie möglich mit ihr zu reden. Eine Mutter,
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