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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
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Studium, ein studium generale der Gartenkultur, wie ich es im englischen Kew absolvieren durfte, ist heute in Deutschland nicht möglich. Es sollte uns überraschen und nachdenklich machen, dass dies noch vor hundert Jahren, auch noch vor achtzig Jahren allerdings
möglich war, und zwar an der Königlichen Gärtnerlehranstalt Dahlem in Berlin-Steglitz. An diesem Weiterbildungsort für Gartenkultur, an den die vom vereidigten Königlichen Garteningenieur, Mitglied der Königlichen Gartenintendantur und Königlichern Gartendirektor in Potsdam Peter Joseph Lenné 1824 in Potsdam-Wildpark gegründete Einrichtung aufgrund der räumlichen Enge 1903 umgezogen war, wurden im Rahmen eines Fächer- und Themenkatalogs, mit dem nur das heutige Kew mithalten kann, echte Gartenkulturmenschen ausgebildet. Vorausgesetzt war in Dahlem - und ist heute noch in Kew -, dass die Studierenden bereits eine abgeschlossene Lehre hinter sich hatten. Arbeiteten viele vor ihrem Studium an der Königlichen Gärtnerlehranstalt nur als einfache Gärtner, so waren sie hinterher Fachleute, die das komplette Spektrum gartenkultureller Prozesse abdeckten. Hofgärtner zählten schon mindestens seit Mitte des achtzehnten Jahrhunderts zu den wichtigsten und bestbezahlten Männern an den Höfen, denn der Hofstaat lebte nicht zuletzt von ihnen. Sie grenzten sich klar gegenüber allen anderen Angestellten ab, es war damals übrigens ein reiner Männerberuf. Es entwickelten sich mit der Zeit ganze Dynastien von Hofgärtnern, indem die Söhne die Stellen der Väter übernahmen, nicht ohne deren Wissen weiterzutragen. Bevor solche Ausbildungsstätten wie die von Lenné im neunzehnten Jahrhundert gegründet waren, erwarben die angehenden Hofgärtner ihr Wissen durch Reisen, vornehmlich ins Ausland, sie besuchten dort angesehene Gartenanlagen und brachten dann vor allem Kenntnisse des Obst- und Gemüseanbaus mit. Königshäuser,
allen voran das Preußische, holten sich die besten und kreativsten Köpfe als leitende Hofgärtner. Diese privilegierten Herren wohnten dann nahe dem Schloss innerhalb der ihnen obliegenden Anlage in einem eigenen Hofgärtnerhaus, meist mit Dienstpersonal. Der Hofgärtner plante die Anlagen und den Pflanzenanbau, entwarf und verwaltete einen vom König oder Fürsten bewilligten Etat. Die praktischen Arbeiten, das Wühlen in der Erde, das Pflanzen und Pflegen bei Hitze, Kälte und Regen führten hingegen die Gartenarbeiter - Knechte, Gesellen und Obergärtner - aus.
    Lennés Motivation für seine Gärtnerlehranstalt waren die vielen großen Höfe und die wenigen ausgebildeten Gärtner. Die Zeit war reif für einen Ort, an dem sie nach einheitlichen Maßstäben und nach dem Wissensstand der Zeit ausgebildet werden sollten. Regelrechte Konkurrenzen, Wettbewerbe zwischen den großen europäischen Höfen waren ausgebrochen, auf Landesebene sicherlich auch unter den kleinen Fürsten. Dabei ging es nicht unbedingt um die größten Kartoffeln, vielmehr war der Antrieb neben dem Bestreben, zu jeder Jahreszeit Gemüse auf dem Tisch zu haben, vor allem ein Luxusanspruch: Wer etwa konnte sich noch im Februar die letzten Weintrauben auf der Zunge zergehen lassen? Eine Herausforderung an den Gärtner: Wie halte ich die Trauben über Weihnachten und die ersten Wintermonate? Eine Erfindung sah vor, dass die Traube von der Rebe mitsamt dem Ast abgeschnitten wurde, diese Rebenäste dann in riesigen Kellergestellen jeweils einzeln in mit Wasser und Holzkohle gefüllte Flaschen gesteckt
wurden, sodass nur die Trauben aus den Flaschen ragten. Tausende von Flaschen waren von den Untergärtnern dann zu kontrollieren: Das Wasser, das die Trauben, als ob sie am Rebstock hingen, weiter aufsaugten, war regelmäßig auszutauschen, schrumpelige, gammlige und vor allem von Fäulnis befallene Beeren waren zu entfernen - insgesamt ein unglaublicher Aufwand, nur um mitten im Winter pralle Weintrauben auf dem Tisch zu haben.
    Auch hochinteressant und beliebt waren ausgesprochen aufwändige Ananashäuser, denn nichts war im neunzehnten Jahrhundert exotischer, als eine Ananas zu servieren. Solche Experimente blieben meist ein gut bewahrtes Geheimnis vor allem gegenüber anderen Höfen - auch wenn anlässlich gegenseitiger Besuche zu großen Essen und Schlachtplatten sehr viel Wert auf die stolze Demonstration dieser gärtnerischen Erfolge gelegt wurde. Auch Pfirsiche und Aprikosen standen hoch im Kurs, für die in vielen Gärten Englands große hohle Mauern von innen

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