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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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den Drucker und die kombinierte Telefon-Faxanlage habe ich nicht anschließen können. Außer dass die Geräte am Stromnetz hängen und winzige rote und grüne Lämpchen zumindest ihre Bereitschaft zu funktionieren kundtun, klappt nichts. Ich muss wohl oder übel ausharren, bis der Mensch von der Telefongesellschaft kommt. Herrgott nochmal, wie hilflos ich in solchen Dingen bin!
    Die Wohnung ist mir fremd. Ebenso die neuen Möbel. Und meine Umgebung löst noch kein heimeliges Wohlgefühl aus. Vielmehr fühle ich mich wie ein Gast in einer frisch renovierten Ferienwohnung.
    Eigentlich genau wie damals, als ich aus der Klinik in Leanders Haus kam.
    Ganz anders ist es in meinem Atelier, das sich nur wenig von dem in Grahben unterscheidet. Ich empfinde die alt vertrauten Möbel, Gegenstände und Werkzeuge, mit denen es ausgestattet ist, als tröstlich. Ja sogar der Geruch ist der gleiche. Deshalb halte ich mich oft und gerne dort auf. Allmählich entwickelt sich auch hier in Maienrath eine Routine und ich lenke mich zusätzlich durch viel Arbeit ab.
    Ute kommt regelmäßig vorbei, manchmal mit Tom, manchmal ohne ihn. Einmal, als ich ihr die Tür öffne, hält sie mir ein Tigerkätzchen entgegen und sagt: „Das ist der neue Mann in deinem Leben. Dein Vermieter ist einverstanden mit einem Haustier - ich habe ihn vorher gefragt.“
    Mir schießt das Wasser in die Augen und ich muss unter Tränen lachen, als der kleine Kater maunzt. Ich nehme ihn, drücke ihn gegen meine Brust. Dort schnurrt er so laut, dass ich befürchte, es könnte ihn zerreißen.
    Ich beschließe ihn Sika zu nennen, eine Zusammensetzung der ersten Silben meines Vornamens und des Wortes Kater. „ Verstümmelter “ geht es kaum. Spontan bedecke ich sein gestreiftes Köpfchen mit vielen Küssen, was er nur ungern und protestierend über sich ergehen lässt.
    Arno Wolters, mein Vermieter, den alle Welt nur Wolli nennt, ist ein kurz gewachsener, rundlicher Mann von kindlichem Aussehen mit wachen Augen, dicken Lippen und der sanften Stimme eines Wahnsinnigen. Er hat nichts dagegen, dass Tom eine Katzentür für Sika einbaut, damit er kommen und gehen kann, wie er will, wenn er erst größer und älter ist.
    Wolli , der mir einmal erzählt hat, dass er seit dem Tod seiner Frau vor fünf Jahren allein im Obergeschoss wohnt, ist stets entgegenkommend und freundlich. So bietet er mir an, seinen Sohn zu bitten, sich meines Computers und der Telefonanlage anzunehmen.
    „Er arbeitet bei ComputareNets. Der kennt sich mit solchen Sachen bestens aus“, sagt er. „Na ja. Er hat jetzt eine höhere Position bei der Firma, nennt sich Teamleiter oder so. Ist ein Schreibtischjob. Aber anfangs, da hat er die Dinger angeschlossen und eingerichtet.“
    Wolli hält Wort.
     
    Michael ist ein attraktiver Mittvierziger. Der Mann sieht aus, als hätte sein Vater ihn adoptiert. Groß, durchtrainiert und gut duftend steht er eines Nachmittags vor meiner Tür. Er ähnelt Wolli so wenig, dass ich nie darauf gekommen wäre, er könnte sein Sohn sein. Aus diesem Grund ist das Erste, was ich zu ihm sage, nachdem ich ihm geöffnet habe: „Na endlich! Sie kommen von Terratells und sind wegen meines Telefonanschlusses hier, stimmt‘s?“
    Wortlos schüttelt er den Kopf. In seinen Augen blitzt es amüsiert auf. „Nein!“, sagt er. „Raten Sie noch einmal.“
    „Hm“, mache ich ratlos. „Der Mann von der GEZ?“
    Er schnalzt verneinend mit der Zunge, nickt mir jedoch gleichzeitig zu, es nochmal zu versuchen.
    „Äh ... keine Ahnung. Ich muss passen!“
    Jetzt lacht er. Eine stattliche Hand wird mir entgegengestreckt. „Ich bin Michael Wolters“, stellt er sich vor. „ Wollis Sohn.“
    Mein Mund öffnet sich zu einem überraschten „Oh!“ Ein Lachen sprudelt aus mir heraus. Ich reiße die Tür weiter auf und bitte ihn herein.
    Ich führe ihn ins Atelier. Auf dem Weg dorthin blickt er sich neugierig um. „Hier hat sich ja einiges verändert“, meint er. „Ich muss schon sagen, Sie haben ein Händchen dafür, eine Wohnung behaglich herzurichten.“
    Ich freue mich über das Kompliment und erfahre, dass Michael vor mir hier gewohnt hat.
    „Aber dann wurde ich befördert und ins Stammhaus versetzt“, sagt er. „Der tägliche Anfahrtsweg war mir zu weit, deshalb bin ich umgezogen.“
    Er setzt sich an meinen Schreibtisch, als gehöre er hierher, in diesen Raum, in diese Wohnung. Jeder seiner sparsamen Handgriffe strahlt Kompetenz aus. Nach wenigen Augenblicken schaut er auf

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