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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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das nicht ausschließen. Einer der Feuerwehrleute hat es mit Herzmassage versucht, er dachte, sie sei noch zu retten.»

    «Eine völlig verkohlte Leiche?, fragte Greta.
    «Völlig verkohlt war sie nur im Roman», sagte Luis mit müdem Grinsen, das gleich wieder erlosch.
    «Willst du nicht noch einmal darüber nachdenken, Greta? Sonst geht die nächste Frau auf dein Konto.»
    Sie schüttelte den Kopf. Es gab nichts mehr, worüber es sich nachzudenken lohnte. Auf ihr Konto ging bereits eine Frau. Und Greta konnte Jan nicht verurteilen lassen für etwas, was er nicht getan hatte. Sie konnte sich auch nicht auf den Standpunkt stellen, dass Barbara McKinney und Janine Breste, dass vielleicht sogar fünf weitere Frauen auf sein Konto gingen. Dass eine Verurteilung für nur einen Mord eine sehr geringe Strafe für sieben Tote war. Luis hielt Jan für gerissen genug, in den ungeklärten Mordfällen direkten Kontakt zu den ermittelnden Beamten aufgenommen zu haben. Es wäre eine besondere Art von Nervenkitzel gewesen. Der Mörder erscheint persönlich, weist sich als Autor aus, recherchiert in seinen eigenen Verbrechen und weidet sich an der Ahnungslosigkeit der Beamten. Tess hatte bei Luis mehrfach in diese Richtung argumentiert.
    «Dann sieh zu, dass du in diesen Fällen etwas gegen ihn in die Hand bekommst, riet Greta zum Abschied. Bei der Beerdigung saß Jan neben ihr. Aber er nahm sie nicht wahr. Seine Augen gingen zwischen dem blumenüberladenen Sarg und Mandy hin und her. Solange wir noch in der Trauerhalle saßen, hielt Sandra Damner Mandy auf ihrem Schoß. Ich hatte mein Versprechen nicht eingelöst, nicht mit Joachim oder Sandra über Jans Wunsch gesprochen, Mandy zu sich zu nehmen. Mehr konnte ich für das Kind nicht tun. Aber Jan hätte die Kleine wahrscheinlich auch nicht lange bei sich behalten können, wenn ich mich für ihn eingesetzt und die Damners ihm nachgegeben hätten. Die Ermittlungen in den ungeklärten Mordfällen waren wieder aufgenommen worden. Dafür hatte Luis gesorgt. Nach der Beerdigung sollte Jan verhört werden, er wusste davon noch nichts, träumte von einer Zukunft mit Mandy. Ich konnte kaum hinschauen, wie er das Kind mit Blicken verzehrte. Die Sehnsucht in seinem Gesicht, dieser entsetzliche Hunger nach Liebe und Unschuld. Irgendwie tat er mir Leid. Als wir ins Freie traten und Sandra nach Mandys Hand greifen wollte, war das Kind mit zwei Sätzen neben ihm, hing an seinem Hosenbein, strahlte ihn glücklich an.
    «Papi.»
    Er nahm sie auf den Arm. In der freien Hand hielt er einen schwarzen Regenschirm. Es regnete in Strömen. Mandy schlang beide Ärmchen um seinen Hals, rieb ihre Wange an seinem Bart. Er drückte sie an sich, küsste das Kindergesicht. Ich sah, dass er weinte. Und plötzlich musste ich mir vorstellen, dass Mandy erwachsen wird, sich verliebt, ihn verlassen will. Die Vorstellung verursachte mir mehr Grauen als das Bild, dass Tess den Sargdeckel von sich stieß und aller Welt die Geschichte ihres Sterbens erzählte. Ich legte Greta einen Arm um die Schultern. Das hatte ich auch in der Trauerhalle getan. Nicht, um zu zeigen, dass wir zusammengehörten. Nur um zu verhindern, dass sie zusammenbrach oder plötzlich aufsprang und hinausschrie, was geschehen war. Draußen im Regen verlor sich das Gefühl von Unwirklichkeit. Ich konnte wieder sachlich und nüchtern denken und war sicher, dass Joachim und Sandra Damner Mandy nicht in Jans Obhut gaben, für den Fall, dass ihm kein Mord zu beweisen war. Und wenn sie ihm doch nachgeben sollten, weil sie ihn für einen netten Menschen hielten, fand Mandys Vater bestimmt Mittel und Wege, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Auch ein Mann, der mit Kindern nichts anzufangen wusste, mochte ein Verantwortungsgefühl bei sich entdecken, wenn es um die eigene Tochter ging. Ein paar Mal drehte ich mich um. Ich konnte Luis in der Menge nicht entdecken. Karreis war da, er hielt sich im Hintergrund. Das tun sie oft, wenn sie in einem Fall nicht weiterkommen. Dann erscheinen sie zur Beerdigung in der Hoffnung, dass ihnen etwas oder jemand auffällt. Aber da war nichts Auffälliges, da war nur ein Sarg voller Lügen.

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