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Meistererzählungen

Meistererzählungen

Titel: Meistererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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der klaren, eindeuti gen Form originell zu sein, das ist nicht Kunst.«
    Diese Absage an artistische Hochstapelei, an alles Koket tieren mit formalen und stilistischen Eff ekten, soweit sie nicht der Allgemeinverständlichkeit der Aussage dienen, ist heute unbequemer denn je. Denn die Avant-garde – soweit sie nicht überkommene Ideologien mit zeitgemäßer Konfektion ausstattet – begnügt sich meist mit Inhalten, die in einem ge radezu tragikomischen Mißverhältnis zur Aufwendigkeit der formalen Mittel stehen. Die saturierte Öde einer gegen sich selbst und jede Extremsituation versicherten Gesellschaft ist kein Nährboden für selbständige Experimente. Zwischen Frühgymnastik und Tagesschau fehlt es einfach an Erfahrungen, die es mit den Sensationen manipulierter Eff ekte aufnehmen können. Statt auf unmittelbare Anschauung ist man angewiesen auf Arrangiertes und Science-fi ction-Phantastik, während die eigene Auseinandersetzung 582
    ersetzt wird durch Wohlverhalten oder eben auf ideologische Konserven kost angewiesen bleibt.
    Dieser komplexen Problematik hat unser Kulturbetrieb sich entzogen, indem er die Kausalkette auf den Kopf ge stellt hat und als Flucht bezeichnet, was Kon-frontation ist. Die Konjunkturhörigkeit jedes Kulturbe-triebs und der pro fessionelle Zwang zu Kompromissen reizt seine Lohnabhän
    gigen dazu, gerade diejenigen
    Künstler zu bagatellisieren, welche sich solcher Elastizi-tät widersetzen und sich in einer Ausschließlichkeit mit den Neurosen der Zeit befassen, die einem Journalisten seine Position kosten würde. So wird es verständlich, warum unsere Tendenzexperten bevorzugt jene Künstler einer ›Flucht‹ in die sogenannte ›heile Welt‹ der ›In-nerlichkeit‹ bezichtigt haben, die sich den Problemen der Zeit mit einer Intensität gestellt haben, daß ihre Werke von jedermann – nicht nur Kollegen – verstanden werden.
    Die Wirkung, die heute wie damals von Autoren wie Her mann Hesse, Th
    omas Mann, Rainer Maria Rilke,
    Robert Walser oder auch Stefan Zweig ausgeht, ist nicht das Sym ptom einer Flucht in die ›heile Welt‹ der Vergangenheit (wann gab es eine solche?), sondern Alternative und Antito xin zugleich gegen die Deformationen unserer Zeit.
    Es ist ein Denkfehler, etwas als ›heil‹ zu bezeichnen, was Th
    erapie ist, als ob Arznei und Gesundheit dassel-be wären. Wohl mag man sich einer derart selbstkri-583
    tisch-introvertier ten Th
    erapie nicht gewachsen fühlen
    und sie deshalb bearg wöhnen, doch kann ihr Erfolg all denen, die glauben, eine bessere zu haben, nicht mehr gleichgültig sein. Schon in der ›heilen‹ Vergangenheit vor den beiden Weltkriegen schrieb Hermann Hesse:
    »Unsere Zeit spricht und schreit mehr über Kunst, als je eine frühere es getan hat, aber sie hat zur Kunst keineswegs ein näheres oder gar reineres Verhältnis als frü here Generationen. Im Gegenteil. Ein Beweis dafür ist unter anderen der ganz lächerliche Mangel an Sinn für die Man nigfaltigkeit der Kunst. Man freut sich nicht am Einzelnen, man konstatiert nicht mit Dankbarkeit Gegensätze und Er gänzungen, sondern schaff t Moden und Schablonen und verachtet aus Bequemlichkeit und Herzensenge alles, was nicht mit der momentan gültigen Schablone übereinstimmen will.«
    Bibliographische Daten
    Der Wolf, Autorenabend aus›Bilderbuch‹ Copyright 1958 by Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
    Aus Kinderzeiten, Heumond, Der Zyklon aus ›Diesseits‹,
    ›Kleine Welt‹, ›Fabulierbuch‹ Copyright 1954 by Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
    Taedium vitae, Bei den Massageten aus Band 1 ›Erzählungen‹ © Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1973
    Die Stadt aus ›Traumfährte‹ Copyright 1945 by Fretz & Wasmuth AG, Zürich, Renewal © 1973 by Heiner Hesse. Alle Rechte vorbehalten durch Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
    Doktor Knölges Ende, Pater Matthias, Das Nacht pfauenauge, Die Fremdenstadt im Süden aus Band II ›Erzählungen‹ © Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1973
    Die Nichtraucherin © Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1975
    Wenn der Krieg noch zwei Jahre dauert, Das Reich aus
    ›Krieg und Frieden‹ Copyright 1946 by Fretz & Wasmuth, Zürich, Renewal © 1974 by Heiner Hesse. Alle Rechte vorbe halten durch Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
    Einkehr aus ›Prosa aus dem Nachlaß‹ © Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1965

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    Kinderseele, Klingsors letzter Sommer, Klein und Wagner aus Band III der ›Gesammelten Dichtungen‹ Copyright 1952 by Suhrkamp

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