Melville
notfalls
alle niederzumetzeln, doch das widerstrebt nun ganz meinem Sinn eines
unentdeckten Manövers.
Wir
können unsere Fahrt fortsetzen und auch der zweite Bus darf
passieren. Der Innenstadtbereich wirkt wie eine Geisterstadt, keine
Autos, keine Fußgänger. Ich habe noch nie an so einem umfangreichen
Einsatz teilgenommen und ich bin verblüfft über unsere
Möglichkeiten. Selbst wenn ich ein Mittel war, um ihn umzusetzen.
Ich
weiß genau, wo das Elysium lokalisiert ist und bemerke, dass wir in
einer Seitenstraße zu dem Hauptsitz der Camarilla anhalten. Die als
Polizeikräfte getarnten Sabbatkämpfer erheben sich und mein
Ansprechpartner vom Parkplatz sagt zu mir
„Ihr
Einsatz, Herr Lancaster. Haben Sie Ihr Telefon und meine Nummer?“.
„Ja,
es ist alles vorbereitet.“.
„Dann
viel Erfolg.“. Ich erhebe mich, greife den Rucksack mit den
Pflöcken und folge den anderen nach draußen. Es ist beklemmend
leise auf der Straße. Ich sehe, wie die sechs Personen aus dem
Laderaum mehrere Schnellfeuerwaffen und einen mobilen Rammbock
hervorholen. Sie setzen die Sturmhauben auf und einen zusätzlichen
Helm. Sie sind nicht von normalen Menschen zu unterscheiden,
jedenfalls nicht für mich. Eng an den Wänden der umstehenden Häuser
gehend marschieren wir festen Schrittes auf das Elysium zu. Ich sehe
die verschlossenen Eingangstüren. Fünf Stockwerke umfasst das
Gebäude und ich sehe Licht in jedem einzelnen der Fenster. Das wird
eine Mammutaufgabe. Ich laufe mittig zwischen meinen Leuten und mit
einem gezielten Endspurt rennen sie auf die Türen zu. Die beiden
Rammbocktragenden Kinder Kains zählen laut bis drei und dann
schwingen sie den großen Metallblock nach hinten. Mit vier kräftigen
und gezielten Schlägen auf eines der Türschlösser, gibt die Tür
schließlich nach und fällt krachend aus den Angeln. Einer der
beiden nickt mir zu und sofort ziehen sie sich zurück. Ich höre
aufgebrachte Stimmen aus dem Inneren und höre auch das Durchladen
von Schusswaffen. Ich atme einmal tief ein, blähe meinen Mantel aus
Selbstsicherheit und eisernen Willen komplett auf und trete
schließlich in den offenen Türbereich. Einige Schüsse werden
abgegeben, bevor die Mündungsfeuer verstummen. Ich fühle drei
Kugeln in mich treten, doch meine körperliche Widerstandskraft ist
seit dem Ahnen gesteigert, ich fühle zwar den Schmerz, doch bin ihm
nicht erlegen. Nur kurz reißt es mich herum, doch mit finsterem
Blick und erhaben trete ich in meine ehemalige Machtzentrale. Ich,
der per Blutjagd zum Tode freigegebene Überläufer, trete in das
warme Licht der Kronleuchter und stehe wieder im Eingangsbereich. Ich
erinnere mich an meinen ersten Besuch, als ich gerade frisch aus
London übergesiedelt bin, an die anfängliche Gastfreundschaft, die
nach und nach immer mehr in Feindseligkeit und Hass umschwenkte. Es
sieht anders aus als in meinen Erinnerungen. Barrikaden aus Tischen
und Stahlplatten stehen als provisorischen Schutz in der Halle und
ich sehe die Gesichter der Anwesenden. Wie sie mich ansehen und
langsam aus ihrem Versteck treten.
„Zeigt
euch und legt die Waffen nieder!“, befehle ich eindringlich. Ich
höre wie die Pistolen und Gewehre zu Boden fallen und die Ersten
nähern sich bereits ergeben. Ich blicke mich um, doch erkenne erst
kein bekanntes Gesicht. Ich versuche sämtliche Angst zu unterbinden
und besinne mich ganz auf meine Aufgabe, auf meinen Hass. Es ist
meine ganz persönliche Rache an diesem System der Lügen und
Intrigen. Sie haben sich den falschen zum Feind gemacht und genau
diesen Gedanken wiederhole ich immer wieder laut in mir, um mir
selbst Mut zu zureden.
Da
sehe ich unter meinen Opfern den Sheriff der Domäne. Ein
selbstzufriedenes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Damals hat er
mich aus dem Büro von Frau Mühlbach begleitet und gedroht, mich
nicht mehr unbeobachtet im Elysium wandeln zu lassen. Tja, so kann es
kommen.
„Was
tut ihr denn? Tötet ihn doch… tötet ihn!“, höre ich einen Mann
hinter dem Sheriff schreien, der voller Verzweiflung nicht versteht,
was passiert. Kurzerhand beschließt er, selbst gegen mich
vorzugehen. Er rennt an dem Sheriff vorbei und hetzt in meine
Richtung. Doch mit einem gekonnten Griff packt der Sheriff ihn, ich
höre Sehnen und Knochen knacken und brechen, da reißt ihm der
Sheriff ächzend den Kopf von den Schultern. Staub weht in meine
Richtung, immer noch bewegt durch die Beschleunigung des Angreifers.
„Du!“,
ich zeige auf den Sheriff, er
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