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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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etwas vom Tresen, eine kleine runde Metalldose mit einem Knopf darauf. Die Dose ist durch ein Kabel mit einer Steckdose in der Wand verbunden. Ingerships Frau geht mit der Dose zurück zu ihrem Stuhl und setzt sich wieder. Die Dose ruht in ihrem Schoß.
    Bradwell springt vor. »Das ist er, oder?«
    Die plötzliche Bewegung erschreckt Ingerships Frau, und sie drückt die Dose mit dem Schalter an ihre Brust.
    »Ganz ruhig, ja?«, sagt Ingership. »Meine Frau ist ziemlich scheu dieser Tage.« Er holt mit der Hand in ihre Richtung aus, und sie duckt sich. »Seht ihr?« Sie erinnert Pressia an den Hund, der in ihrer Straße gelebt und den sie manchmal gefüttert hat, bis er von der OSR erschossen wurde.
    »Wir haben, was du willst«, sagt Partridge. »Bleiben wir einfach alle ruhig, okay?«
    »Was glaubst du eigentlich, wohin du von hier aus gehst?«, fragt Ingership. »Das ist es nämlich, was ich nicht verstehe. Hier draußen gibt es keine Zukunft. Du könntest immer noch zurückgehen, weißt du? Du könntest Buße tun. Dein Vater würde dich wieder in die Gemeinde aufnehmen. Für diese anderen hier hat er keine Verwendung.« Er winkt abfällig in Richtung der restlichen Gruppe. »Du hingegen, du könntest ein richtiges Leben haben.«
    »Ich will aber nicht zurück in die Gemeinde«, sagt Partridge. »Ich sterbe lieber, als dass ich zurückgehe.«
    Pressia glaubt ihm. Sie hat ihn unterschätzt, möglicherweise seinen Mangel an Erfahrung in dieser Welt mit Schwäche verwechselt.
    »Jede Wette, dein Wunsch geht in Erfüllung«, sagt Ingership gleichmütig.
    »Hör auf! Entschärf das Ding einfach!«, brüllt El Capitán ihn an.
    »Und du«, sagt Ingership, »mit dem Idioten auf dem Rücken. Was meinst du, was aus dir wird? Du wirst niemals gewinnen. Nichts von dem, woran du glaubst, existiert. Deine Soldaten sind nicht mal deine eigenen Soldaten. Diese Welt gehört dem Kapitol, wohin du auch blickst.«
    El Capitán sieht die beiden Soldaten an. »Mach dir deswegen keine schlaflose Nacht, Ingership. Weißt du, ich komme zurecht.«
    »Zurecht«, sagt Helmud.
    »Meine Frau spielt verrückt, seit du hier gewesen bist, Pressia«, sagt Ingership. »Sie ist sehr schnippisch. Ein grausamerer Mann als ich hätte sie in die Wüste geschickt und sterben lassen. Aber ich war freundlich. Ich ließ sie Buße tun und habe ihr vergeben. Und seht sie euch an – wie zivilisiert sie ist. Würde ich ihr in diesem Augenblick befehlen, den Schalter umzulegen, sie würde es tun. Obwohl sie von Natur aus eine sehr feinfühlige Person ist, würde sie gehorchen.« Er sieht seine Frau gebieterisch an. Das alles ist eine einzige Show, doch Pressia ist nicht sicher, ob er sie ihretwegen aufführt oder für das Kapitol oder ob es etwas Persönliches ist, dass er sich so vor seinem Publikum aufspielt.
    Ingership macht einen Schritt auf Pressia zu, und sie drückt die Pillenflasche fest gegen ihre Schläfe. »Was, wenn ich euch sagen würde, dass sie kommen? Dass sie auf dem Weg hierher sind? Spezialkräfte. Verstärkung. Und nicht nur ein halbes Dutzend, nein, ein ganzer Zug.«
    »Das ist eine Lüge«, sagt Lyda. »Wenn Willux wollen würde, dass Spezialkräfte hier sind, wären sie längst da.« Pressia ist nicht sicher, ob das stimmt oder nicht, doch sie bewundert Lydas Selbstsicherheit.
    »Redest du mit mir?«, fragt Ingership. Er geht zu Lyda und versetzt ihr mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht. Sie wird herumgewirbelt und stützt sich an der Wand ab, um nicht zu fallen. Pressia spürt heiße Wut in sich aufsteigen.
    Partridge packt Ingership am Revers seiner Uniform. »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?«, brüllt er ihn an. Sein Griff ist so eisern, dass er Ingership die Luft abschnürt.
    Ingership ist unbeeindruckt. »Du stehst auf der falschen Seite, Junge«, grunzt er. Ohne seine Frau anzusehen sagt er: »Drück auf den Knopf.«
    »Nein!«, ruft Bradwell.
    Ingerships Frau drückt behutsam auf den Knopf, nervös, wie es eine schreckhafte Person tun würde.
    »Sie ist noch jung«, sagt Bradwell leise. »Sie hat eben erst ihre Mutter verloren. Stell dir das vor. Ein Kind ohne Mutter.« Pressia begreift, was er vorhat. Ingerships Frau darf keine Kinder haben. Aber sie war einmal schwanger. Warum sonst die Tapete in diesem Raum, die man in ein Kinderzimmer kleben würde? Bradwell spielt auf diese Erinnerung an, eine Schwachstelle bei Ingerships Frau. »Hab Erbarmen mit ihr. Lass sie leben.«
    »Drück den Knopf!«, brüllt

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