Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
3000 Meter-Hindernislauf bei einem Wettkampf im Stadion von Malmö aufstellte, fand er seine wahre Disziplin. Dritter nach einem Nationalmannschaftsläufer und einem renommierten Polen mit der hervorragenden Zeit von 8.58.6.
Lena-Sofie wuchs heran und bekam einen Kindergartenplatz. Seikka besuchte neue Kurse. Er vernachlässigte sie, ging auf eine halbe Stelle, um ausreichend trainieren zu können. Einmal im Monat liebten sie sich. Über Weihnachten fuhren sie nach Lappenranta und besuchten die Schwiegereltern. Walter prügelte sich mit einem Schwager, woraus eine vier Zentimeter lange Narbe unterhalb des linken Ohrs resultierte. 1998 nahm er an seinem ersten schwedisch-finnischen Wettkampf teil. Vierter Platz und zweitbester Schwede mit 8.42.5. Er verbesserte seinen persönlichen Rekord bei der schwedischen Meisterschaft in Umeå auf 8.33.2 und erreichte eine Silbermedaille. Seikka und Walter liebten sich einmal im Vierteljahr. Die Schwiegereltern besuchten sie eine Woche während ihres Urlaubs in Jönköping. Es kamen keine Prügeleien oder andere Unregelmäßigkeiten vor. Während der Weihnachtsfeier bei Rosemarie und Karl-Erik in der Allvädersgatan in Kymlinge biss Lena-Sofie ihren Großvater in die Lippe, so dass eine kleinere blutende Wunde entstand. 1999 wurde Walters letztes Jahr als Leichtathlet. Es gelang ihm nicht, seinen persönlichen Rekord zu brechen, er wurde von einem labilen Gesundheitszustand geplagt, konnte aber dennoch einen vierten Platz in der finnischen Meisterschaft erringen, dieses Mal auswärts im Olympiastadion von Helsinki. Die Schwiegereltern waren gekommen, um zuzuschauen. Die ganze letzte Kurve und die Zielgerade lang kämpfte Walter Seite an Seite mit einem finnischen Läufer um den dritten Platz, musste sich aber auf den allerletzten Metern fügen. Die Finnen waren auf dem ersten, zweiten und dritten Platz. Der Wettkampf fand im August statt. Seikka und er hatten sich seit April nicht mehr geliebt, und als er in die Dreizimmerwohnung mit dem passablen Blick auf den Vättern zurückkam, hatte sie diese von sich, der Tochter und allen weiblichen Utensilien geleert. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel, auf dem sie erklärte, dass sie ihn nicht mehr liebe, dass er sich weder um sie noch um Lena-Sofie kümmere und dass sie zurück nach Finnland gezogen sei und ihn nie wieder sehen wolle.
Walter musste zugestehen, dass jedes Wort auf Punkt und Komma stimmte, und beschloss, sich seinem Schicksal zu fügen. Trotzdem wählte er drei Mal die Telefonnummer der Schwiegereltern, aber alle drei Mal legte er den Hörer sofort wieder auf, als er das Freizeichen hörte.
Das geschah spätabends am Sonntag, dem 29. August 1999, und am Montag, dem 30. war es, dass der so entgegenkommende Verleger vom Albert Bonniers Verlag ihn anrief und ermahnte, sich doch ernsthaft mit Mensch ohne Hund zu befassen. Walter setzte sich tatsächlich am Montag-und Dienstagabend ernsthaft ein paar Stunden lang an das dicke Manuskript, doch dann spürte er, wie seine innere Leere alle Anstrengungen in künstlerischer Hinsicht lähmte. Er schob die 650 Seiten in den weinroten Büroschrank mit Metallbeschlag, in dem sie bis zum Dezember 2005 ruhen sollten.
Anschließend arbeitete er noch weitere zwei Wochen in der kooperativen Bezirkszentrale, und Ende September brachte er all sein Hab und Gut, das keinen Platz in einem Rucksack fand, zur Aufbewahrung und zog nach Australien.
Das Telefon klingelte und unterbrach Walters Lebensanalyse. Es war seine Mutter, die ihm berichtete, dass sein Vater wissen wollte, wann er denn zu kommen gedachte.
»Und du willst das nicht wissen?«, fragte er.
»Aber natürlich, Walter. Leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage«, antwortete Rosemarie Wunderlich Hermansson.
»Okay, Mama. Morgen Abend. Ich muss vorher noch einiges regeln, aber ich werde so gegen zwei, drei Uhr losfahren.«
»Walter?«
»Ja?«
»Wie geht es dir eigentlich?«
»Nun ja, es geht so.«
»Ich möchte wirklich nicht …«
Sie beendete ihren Satz nicht, und er füllte das Schweigen nicht aus.
»Ich weiß, Mama. Dann sehen wir uns morgen Abend.«
»Ich freue mich so, dich wiederzusehen, Walter. Und fahr vorsichtig, du hast doch Spikes an den Reifen?«
»Ja, natürlich, Mama. Bis dann, Mama.«
»Ja, bis dann, mein Junge.«
Er stand aus dem Bett auf. Es war Viertel nach zwölf. Er stellte sich ans Fenster und schaute über die Stadt, zum ersten Mal in diesem Winter hatte es angefangen zu schneien.
Er dachte
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