Menschen wie Götter
im Gange ist und der unglückliche Rote Angriffsobjekt wurde? Sie fragen, warum jemand ein totes Gestirn überfällt? Haben die Menschen denn nicht totes Gestein feindlicher Forts und Festungen erstürmt, haben sie nicht Städte und Staaten zerstört, Wälder und Gewässer, um den Gegner der Zufluchtsstätten und Nahrungsquellen zu berauben? Wir kennen nicht die Ziele des Krieges, wissen nicht, wer ihn führt, wissen nicht, welchen Nutzen jemand von der Vernichtung des Roten hat, aber daß dies ein Krieg ist, kann keinem Zweifel unterliegen. Und seine Ergebnisse sehen wir allzu deutlich Degradation des Hauptgestirns, Untergang erstaunlicher, einzigartiger Lebensformen!“
„Wenn das ein Krieg ist, so gilt es zu bestimmen, auf wessen Seite wir stehen“, erklärte Oshima. „Wer sät das Böse, wer leidet unter dem Bösen? Und dann müssen wir den Träger des kosmischen Bösen schlagen, müssen wir uns zur Verteidigung der Leidenden erheben!“ Mit der gleichen Entschlossenheit fügte er hinzu: „Was mich betrifft, so schmerzen mich die seltsamen Wesen, die den Planeten besiedelt hatten.
Der Schlag war gegen sie gerichtet, und sie hatten nicht die Macht, mit einem Gegenschlag zu antworten. Ihr Leben ist seltsam, aber es ist Leben, und es bittet um Schutz.“
Dem Rat der Kapitäne wohnen stets Orlan und Grazi bei. Oleg forderte auch sie auf, sich zu äußern.
Sie besaßen zuwenig Angaben, um Schlußfolgerungen zu ziehen. Oleg vertrat ebenfalls keine bestimmte Meinung. Wir durften keine Fehler machen, Fehler kämen uns teuer zu stehen. Sollte dies ein kriegerischer Akt sein, so würden wir uns nicht Hals über Kopf einmischen. Zunächst einmal müßten die Kräfte und die Ziele des Gegners erkundet werden. Wären im Kosmos aber unbekannte Elemente entfesselt, so gelte es um so mehr, sich vor ihnen in acht zu nehmen, um nicht unversehens in eine ungeheure Feuergrube zu geraten.
„Uns interessiert deine Meinung, Eli“, sagte Oleg zum Schluß. „Du bist der wissenschaftliche Leiter der Expedition, dein Wort ist entscheidend.“
„Mein Wort entscheidet gar nichts, denn ich bin mit allen einverstanden“, erklärte ich. „Alle Meinungen sind begründet, ich vermag keine kategorisch vorzuziehen. Kamagins Analyse und Oshimas Wünsche gefallen mir am besten. Aber ich würde es nicht riskieren, nach ihrem Programm vorzugehen. Ich unterstütze den Oberbefehlshaber. Wir forschen weiter, kategorische Entscheidungen schieben wir auf.“
„Dann setzen wir den Flug zum Kern fort“, resümierte Oleg. „In die örtlichen Kämpfe schalten wir uns nicht ein, wir beobachten nur.“
Nach der Sitzung machte mir Kamagin Vorwürfe.
„Eli, früher waren Sie entschlossener! Und früher erklärten Sie sich nicht eilends mit allen einverstanden.
Sie warteten immer mit eigenen Lösungen auf, die so kühn waren, daß einem schwindelte. Sie sind alt geworden, Admiral!“ Voller Zärtlichkeit blickte ich Eduard an. Er war nicht gealtert.
Er war genau sechsmal so alt wie wir und doch jünger als jeder von uns. Klein, flink, breitschultrig, mit hübschem Gesicht, dunklem Haarschopf und dunklen lebhaften Augen, hatte er sich jenen tapferen Sinn bewahrt, der ihn einst mit primitiven Vorlicht-Sternenflugzeugen in den Kosmos geführt und ihm die Möglichkeit gegeben hatte, die Prüfungen einer dreihundertjährigen kosmischen Odyssee zu durchstehen. So war er immer noch, knabenhaft mutig, und noch genauso trieb es ihn ins Kreuzfeuer der Ereignisse. Sein Name, der mit goldenen Lettern im Pantheon eingekerbt ist, führt die Reihe großer galaktischer Kapitäne an, die im Unterschied zu ihm schon lange tot sind. Er war der Prominenteste von uns Teilnehmern der zweiten Expedition zum Kern. Freundschaftlich legte ich ihm die Hand auf die Schulter.
„Lieber Eduard, ich habe tatsächlich Angst. Ich kann nicht vergessen, daß wir auf der Suche nach den Ramiren sind, einem geheimnisvollen Volk, von dem wir nur wissen, daß es mächtiger ist als wir. Könnten die Ereignisse, deren Zeugen wir geworden sind, nicht eine Form ihrer Tätigkeit in den Bezirken sein, die an den Kern grenzen?“
Kamagin hörte mir mißtrauisch zu. „Eine vernünftige Zivilisation befaßt sich mit der Vertilgung von Sternen, wobei sie alle Arten von Leben in der Umgebung dieser Sterne zum Untergang verdammt? Vernunft zieht gegen Vernunft zu Felde? Haben Sie nicht zu hoch gegriffen, Eli?“
„Ich weiß nicht. Womöglich sind die Ramiren nicht allein. Können Sie das
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