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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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wissen willst, ganz der Zukunft verschrieben. Körperlich bist du hier, aber in Gedanken weilst du irgendwo bei bevorstehenden Fahrten, Kämpfen, Verhandlungen, an noch nicht entdeckten Orten, auf noch nicht gebauten Schiffen. Manchmal fehlst du mir sehr, Eli! Denn ich bin stets hier und jetzt, du aber bist dort und dann. Und wenn dir plötzlich bewußt wird, daß es so nicht geht, rennst du zur Beisetzungsstätte, als bereutest du oder wolltest beichten.“
    „Was willst du eigentlich von mir, Mary?“
    „Ich will wissen, was dich zu den Toten zieht.“
    Ich antwortete möglichst heiter: „Du hast selbst alles erklärt. Wegen der Reue und der Beichte gehe ich hin. Allerdings schweigen meine Beichtväter immer.
    Wahrscheinlich akzeptieren sie meine Reue nicht.“

6
     
    Das Geschwader verließ den Sternhaufen der Untergehenden Welten. Eine Zeitlang genossen wir den malerischen Blick auf den raumverglimmenden Planeten. Absichtlich sage ich „malerisch“ und nicht „effektvoll“. Denn Effekte gab es nicht, weder eine blendende Flamme noch stiebende Protuberanzen, noch Gaswirbel. Der Planet leuchtete matt, und das war alles. Aber als wir ihn ein letztes Mal umkreisten, sahen wir eine Aureole rings um ihn. Das war ein Wölkchen neugeschaffenen Raumes, ein sich langsam ausweitendes Stückchen sauberen Himmels. Wir hatten getan, was wir konnten.
    Der Planet verschwand bald hinter dem Heck unseres Sternenflugzeugs, selbst mit dem Vervielfacher war er nicht mehr zu finden. Doch vor meinem geistigen Auge sah ich ihn immer nochmatt leuchtend, in einer sich erweiternden, zarten Aureole kosmischer Reinheit.
    Und dann wiederholten sich die bekannten Landschaften. Wir lösten uns aus der staubigen Ansammlung und gelangten in sauberen Raum, von Sternen übersät. Und vor uns dehnte sich, zum erstenmal nicht durch Nebel abgeschirmt, ein gigantischer Sternenbrand, der drohende Galaxiskern ...
    Die Mußestunden hatte ich früher vor den Sternenbildschirmen verbracht. Obwohl es auch jetzt genug zu beobachten gab, wandte ich mich ihnen nur hin und wieder zu. Immer mehr fesselte mich Ellons Labor, wo der Zeitkondensator konstruiert wurde.
    Das war eine Kugel aus superfestem Plast, so etwas wie ein mittelgroßer Autoklav. Aber die auf sie gerichteten elektrischen Entlader, die von den Annihilatoren gespeist wurden, sowie die Wirbelröhren von den Gravitationsmechanismen ließen sofort erkennen, daß die Anlage kein Autoklav war. Sofern man selbstverständlich nicht auf die Analogie hinauswollte, daß in den Autoklaven etwas Stoffliches durchgekocht und gepreßt wird, während das hier mit der Zeit selbst geschah.
    „Fertig, Admiral!“ rief Ellon eines Tages aus. „Im Mittelpunkt dieses Kügelchens befindet sich ein winziges Stück Materie, dessen Umfang nicht größer als ein Wasserstoffatom ist. Aber dieses winzige Stück wiegt mehr als hunderttausend Tonnen!“
    Ich entgegnete, daß die Theorie die Möglichkeit einer solchen Masseverdichtung negiere, wenn die Masse nicht ziemlich groß sei, ungefähr so wie drei oder vier unserer Sonnen.
    „In diesem Kügelchen die Masse von drei Sonnen ... “ Seine Augen funkelten vor Wut. „Was sollen mir die Theorien der Menschen, Admiral? Mögen die Ramiren sie studieren, sie sind nicht weiter als ihr im Verstehen des Kollapses. Deshalb bemühen sie sich ja, sich der Energie der Kollapsare zur Transformierung ihrer Zeit zu bedienen. Doch wir transformieren die Zeit im Laboratorium, auf diesem winzigen Kollapsan da.“ Er betonte den neuen Terminus. „Und wenn ich ihn einschalte, schleudern wir die Teilchen, die wir dort hineinspritzen, in die ferne Vergangenheit oder in die noch fernere Zukunft.“
    „Und wir selbst folgen den Teilchen nicht nach?“
    Verächtlich schaute er mich an. „Du verwechselst mich wohl mit den Grausamen Göttern? Ich bin kein solcher Halbgebildeter wie sie! Schöne Experimentatoren! Sie schoben sich wie einen Pfropfen in den Schmelztiegel der sich verdichtenden Zeit, flogen in die Zukunft, konnten sich auf deren Höhe nicht halten und kollerten wie ein Stein zurück! Weshalb habe ich deiner Meinung nach wohl die Gravitationsschnecke an den Kollapsan angeschlossen? Das Teilchen mit der transformierten Zeit fliegt in die Ferne hinaus, aber entdeckt wird es dort erst dann, wenn die vorgegebene Zeit anbricht, in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Der Flug in die Zukunft ist einfacher, und ich probiere ihn zuerst.“
    Bevor ich ging, stellte er mir die

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