Menschen wie Götter
Fragen Sie lieber, warum ich den Drachen nicht leiden kann.“
„Gut. Warum magst du die Stimme nicht?“
„Ich mag sie nicht, und basta! Da haben Sie eine klare Antwort. Sie war mir schon auf dem Dritten Planeten widerwärtig. Brrr! Ein kolossaler Dickwanst, der schlecht riecht!“
„Er hat sich verändert seitdem, Irina!“
„Ja, klapprig war er geworden, techtelmechteln konnte er nicht mehr und hatte auch niemanden dazu.
Aber seinen Geruch hatte er aufs Sternenflugzeug mitgeschleppt. Ich lief immer mit zugehaltener Nase am Drachenstall vorbei, während Sie dort Stunden zubrachten“.
„Ich hatte keine Ahnung, daß er dir unangenehm ist.“
„Oleg ist er ebenfalls unangenehm, dennoch hat er nachgegeben, wie er Ihnen stets nachgibt. Sie dagegen spucken auf fremde Gefühle, Sie ziehen nur die eigenen in Betracht.“
Ich schüttelte den Kopf. „Eine schwerwiegende Beschuldigung, Irina!“
„Sie beruht auf Wahrheit! Außer dem Hund Mizar wollte Lussin noch zwei Katzen mitnehmen. Als jemand sagte, Sie könnten Katzen nicht ausstehen, wurde speziell geprüft, ob es an dem sei. Und es stellte sich heraus, ja, Sie mögen Katzen nicht. Lussin wagte kein Wort mehr über die Katzen zu verlieren!
Haben Sie jemanden gefragt, ob ihm die Gesellschaft des feuerspeienden Dinosauriers gefällt?“
„Es gibt keinen Drachen mehr, Irina“, sagte ich.
„Es gibt eine denkende Stimme, die die Arbeit der beiden Schiffsmaschinen koordiniert. Wenn die Koordination schlecht läuft, entheben wir die Stimme ihrer heutigen Funktion und versetzen sie in die Reserve.“
Irina stand auf. Ich hielt sie zurück.
„Du sagtest, über Oleg müßte gesondert gesprochen werden. Was meinst du damit?“
Tränen traten ihr in die Augen. Sie schwieg eine Weile. „Ich erkenne Oleg nicht wieder. Sie sind der erste Mann im Geschwader, Eli. Sie haben sich alle unterworfen. Und er hat sich damit abgefunden. Ich war stolz auf ihn, jetzt tut er mir leid. Ich habe zu ihm gesagt: Mein Vater ist ebenfalls mit Eli geflogen, aber er ließ sich nicht so herumkommandieren, wie du es dir gefallen läßt. Oleg ist der Ansicht, ich bildete mir das alles nur ein.“
„Du bildest dir tatsächlich viel ein“, erwiderte ich.
Als sie weg war, ging ich im Zimmer stumm auf und ab. Mary beobachtete mich belustigt. Ich sagte ärgerlich: „Freust du dich, daß es auf dem Schiff zu Reibereien gekommen ist? Daß die Freundschaft zwischen mir und Oleg völlig falsch ausgelegt wird?“
Sie lachte so ansteckend, daß ich mitlachte.
„Ich freue mich, daß dir mal ein paar unangenehme, aber wahre Worte gesagt wurden“, entgegnete sie. „Ich hatte schon lange das gleiche vor, hatte aber Mitleid mit dir. Du bist über jede Kleinigkeit so pikiert ... Übrigens hatte ich empfohlen, die Katzen nicht mitzunehmen.“
„Das war unnötig! Ich hätte sie ertragen. Hätte mich an sie gewöhnt ... “
„Das eben wurde befürchtet.“
„Na schön, ich mag Katzen nicht!“ rief ich ärgerlich. „Und was ist deiner Meinung nach zu tun?“
„Zunächst, zwischen der Schiffsmaschine und der Stimme gibt es Diskrepanzen. Wenn das stimmt, dann ist es ernst.“
„Ich werde das sofort prüfen“, sagte ich.
Im Operativraum schritt Grazi die ringförmige Wand entlang. Gewissenhaft erfüllte er seine neuen Pflichten. Praktisch beschränkten sie sich einstweilen auf Gespräche mit der Stimme über alles und jedes auf der Welt.
„Stimme“, fragte ich, „wie steht’s um die Arbeit mit den denkenden Maschinen?“
„Beide sind zu langsam“, beklagte sie sich.
„Willst du sagen, daß du die Varianten schneller errechnest?“
„Ich bin nicht so dumm, Eli, das zu behaupten. Es ist unmöglich, schneller als die Schiffsmaschinen zu rechnen. Aber ich erklärte dir schon, daß ich nicht die Varianten durchgehe. Ich finde sofort die Antwort.“
„Ja, das sagtest du. Aber wie ist das möglich?“
„Die Varianten tauchen in mir alle zugleich auf. Ich brauche nur die richtige herauszugreifen. Die verworfenen werden mir nicht bewußt. Ich bewerte sie insgesamt, ohne die Ursachen und Folgen im einzelnen zu prüfen. Ehe die Schiffsmaschine alle Varianten errechnet hat, habe ich schon die Lösung parat. Das verwirrt ihre Arbeit ein bißchen, aber noch nie sind wir auf einen falschen Weg geraten.“
Ich wandte mich an Grazi. „Denkst du auch in fertigen Bewertungen, ohne die Varianten zu vergleichen?“
„Ich bemühe mich, Eli“, antwortete er erhaben.
Es war
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