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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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beispielsweise auch den absurden Befehl geben können, sich zu sprengen oder die Annihilatoren auf die anderen Sternenflugzeuge zu richten.“
    „Unsere Schiffsmaschinen sind mit einem guten System der Selbstkontrolle ausgestattet, Eli.“
    „Ich spreche von Situationen, wo auch die Selbstkontrolle versagen kann.“
    „Bist du sicher, daß mit der Stimme solche Unannehmlichkeiten unmöglich sind?“
    „Sofern sie nicht plötzlich den Verstand verliert.
    Sie denkt in ganzen Bildern. Sie erwägt und berechnet, aber das ist bei ihr nur eine Hilfsmethode. Selbstverständlich ist sie den Maschinen überlegen.“
    „Ich stimme dir zu“, sagte Oleg in gleichförmigem Ton. „Nimm an, du hättest mich wieder untergekriegt und mir deinen Willen aufgezwungen. Schwierige Situationen wird es sicherlich geben.“
    „Wer von uns sagt Ellon und Irina, daß ihre Bitte zum zweiten Mal abgelehnt wird?“
    Oleg zögerte. „Übernimm du das lieber. Mir fällt es schwer, mit Irina zu sprechen. Sie ist ja ganz vernarrt in ihren Leiter.“ „Aber das ist doch lächerlich! Unsere Sternenfreunde sind Freunde, nicht mehr. Und schließlich ist da das Hindernis der Körperstruktur! Liebe ist ein Gefühl nur für ein Individuum derselben Art. Hier handelt es sich höchstens um Kameradschaft. Irina verwechselt zwei unähnliche Gefühle.“
    Oleg blickte zerstreut an mir vorbei. „Ich hörte, du habest dich einst in eine gewisse Viola, eine Schlange von der Wega, verliebt. Sind Schlangen etwa der gleichen Natur wie wir?“
    „Eine jünglingshafte Leidenschaft, ich habe das längst vergessen. Viola und mich trennte alles, sehr wenig verband uns. Ich hatte das bald begriffen.“
    „Irina wird das ebenfalls begreifen, aber ich bin nicht sicher, daß das schon bald sein wird.“

7
     
    Wir flogen in den Kern hinein. Wie ruhig das klingt.
    Als wäre da eine Grenze zwischen dem Kern und dem Raum ringsum gewesen, und als hätten wir sie überquert. Aber da war keine Grenze, da waren die Sterne nicht einmal besonders verdichtet, in dem nach außen entgleitenden Kugelsternhaufen waren sie mehr zusammengepreßt. Dennoch begriffen wir sofort, daß wir im Kern waren, die Sterne wirkten plötzlich wie von Sinnen. Ich diktiere „plötzlich“ und „wie von Sinnen“ und überlege. Die Astrophysiker werden mir vorwerfen, toten Körpern menschliche Eigenschaften zuzuschreiben. Aber treffender vermag ich das Verhalten der Gestirne nicht wiederzugeben. Nicht mehr ihr Leuchten war charakteristisch, sondern ihre Raserei.
    Einem, der nicht im Kern gewesen ist, läßt sich das nicht mit Worten schildern. Man muß selber in das Chaos der wie toll heran- und fortfliegenden Sterne tauchen, um mit innerem Erschauern, nicht allein mit den Augen zu erfassen, daß man im Kern ist. Ringsum tobt eine Explosion, und man selbst ist nicht mehr als ein dunkles Stäubchen inmitten der sausenden strahlenden Splitter! Wir kannten Sternhaufen, sowohl offene, wie die Plejaden und die beiden Ansammlungen x und h im Perseus, wie auch sphärische gleich denen, die wir durchflogen hatten. Dort hingen die Sterne ganz normal in ihren Koordinatenknoten und entfernten sich kaum voneinander. Und wenn das doch geschah, dann dauerte es lange, ehe es bemerkbar wurde. Die Harmonie der Sternensphären erklang dort als Melodie der Gravitation, dort war Ordnung.
    Doch hier herrschte das Chaos. Kann eine Explosion harmonisch sein? Und wenn ein Stern vorbeijagte oder einen Nachbarn ereilte, brachen rauchige Protuberanzen aus ihnen hervor, und ich hatte das Empfinden, als reiße einer dem anderen ein Büschel Haare vom Kopf.
    „Eli, ich bin außerstande, die Bahn auch nur eines der Gestirne zu errechnen“, sagte Olga beinahe erschreckt, als wir zu viert im Kommandeursaal saßen.
    „Newtons Gesetze sind hier von irgendwelchen Kräften überlagert, die Unordnung stiften. Der Kern siedet. Und ich begreife nicht, weshalb. Was für eine gigantische Macht muß das sein, die das Gleichgewicht der Sterne derart stört!“
    Oleg betrachtete nachdenklich den Sternenstrudel auf den Bildschirmen. „Ist es nicht, Freunde, als beobachteten wir, wie alle Sterne auf einen Haufen fallen und dann zu Nebel werden?“
    „Das ist der Untergang unserer Galaxis“, antwortete Olga. „Sie besteht aus rund zweihundert Milliarden Sternen, die Hälfte davon ist im Kern konzentriert. Wenn hundert Milliarden Gestirne explodieren, bleibt von den anderen hundert Milliarden, darunter auch von unserer Sonne und vom

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