Menschen wie Götter
Perseus der Demiurgen und Galakten, nichts als Staub übrig.“
„Dafür freuen sich die vernunftbegabten Beobachter in anderen Galaxien, das Auftauchen eines neuen Quasars fixiert zu haben“, tröstete ich sie.
„Mehr und mehr gewinne ich die Überzeugung, daß wir unüberlegt handelten, als wir in diesen brodelnden Sternenbrei eindrangen“, sagte Olga. „Oleg, ich glaube, Überlichtgeschwindigkeiten sind hier gefährlich.“
Ich komme jetzt zu dem Ereignis, das bewies, wie berechtigt Olgas Sorge war. Wieder saßen wir zu viert im Kommandeursaal. Oshima führte das Schiff, Olga rechnete, Oleg und ich unterhielten uns leise.
Plötzlich sagte Olga erstaunt: „Aus meiner Kalkulation ergibt sich, daß wir unserem Ende entgegentreiben. Wahrscheinlich habe ich irgendwo einen Fehler gemacht!“
Ich antwortete großmütig: „Bestimmt hast du das, Olga, obwohl dir das höchst selten passiert. Ein unmotivierter Untergang der beiden Sternenflugzeuge ist trotz allem weniger wahrscheinlich als ein arithmetischer Fehler in den Berechnungen.“
„Ich prüfe mal nach“, sagte sie.
Im selben Augenblick erschallten die Signale für höchste Alarmstufe: Die Sirenen heulten, die Anlaßrelais der Kampfannihilatoren quakten, die Havarielampen flackerten. Auf der Lichttafel leuchteten die unheilvollen Worte auf: „Raumgeneratoren erste Bereitschaft!“ Ich griff nach dem Sprachrohr, doch Oleg kam mir zuvor. „Stimme, was ist geschehen?“ schrie er.
Wir hörten die Antwort, daß sich das Häufchen ungeordnet umherfliegender Sterne, zwischen denen sich die Schiffe hindurchzwängten, plötzlich, wie in einem Krampf, einheitlich bewege und sich seinem geometrischen Zentrum nähere, in dem wir uns gerade befänden. Die Sterne würden blindwütig aufeinanderstürzen und in die Explosion unweigerlich uns mit einbeziehen. Einziger Ausweg: in einem Kanal neugeschaffenen Raums aus dem Sternhaufen ausbrechen.
„Wir stellen Berechnungen an“, informierte die Stimme.
„Ich bezweifle, daß ein positives Ergebnis zu erwarten ist“, schätzte Olga die Lage ruhig ein. „Die Vorräte des gesamten Geschwaders reichen nicht aus, um einen Tunnel anzulegen.“
Ich rief das Laboratorium.
„Ellon“, sagte ich. „Wir sind in einer gefährlichen Klemme. Möglicherweise kann uns nur die Gravitationsschnecke retten. Setz dich mit der Stimme in Verbindung.“ Er antwortete voll düsterer Heiterkeit: „Die Schnecke hat einen ganzen Planeten zum Teufel gejagt, die beiden Sternenflugzeuge hinauszubefördern ist einfacher. Mag nur euer schwebender Liebling zugeben, daß er nicht imstande ist, einen Kurs zwischen den Sternen hindurch festzulegen, und ich korrigiere seinen Fehler.“
Kurz darauf teilte die Stimme mit, daß uns die Aktivstoffannihilation vor der Sternenexplosion nicht bewahren würde und daß die einzige Hoffnung darin bestehe, mit Hilfe der Gravitationsschnecke hinauszugleiten. Auf den Sternenbildschirmen entbrannten rund hundert Gestirne vom Ausmaß der Venus, wurden größer und erglühten bedrohlich. Ich erinnerte mich, daß ich in meiner Jugend in den Plejaden genauso beklommen beobachtete, wie aus allen Richtungen der Sternensphäre grimmige Lichter auf uns zustürzten. Aber jene Lichter, die klein waren, grellgrün, die kosmischen Kreuzer der Zerstörer, waren Stäubchen im Vergleich zu den Giganten, die uns hier umschlossen. Hundert Sonnen fielen herab. Sie hatten auch bald die Größe der Sonne erreicht, blendend weiß, bläulich, regenbogenfarben, trübrot, kirschfarben ... Beide Sternen- Halbsphären waren rasend lodernde Feuer geworden. Allein von der Hitze mußten sich unsere Schiffe in ein Dampfwölkchen verwandeln, noch ehe die Sterne aufeinanderstießen. Ich rief die Stimme.
„Zu früh, Eli“, antwortete sie, „Ellon und ich warten auf den passenden Moment.“
Alle Schiffsenergiequellen waren auf den Metrikgenerator geschaltet. Die „Schlangenträger“ folgte im Kielwasser der „Steinbock“. Kamagin sandte mir eine scherzhafte Ermunterung. „Admiral, zu meiner Zeit sagte man: In Gesellschaft ist auch der Tod nicht schrecklich. Wir werden ihn als hell empfinden.“ Der Witz erschien mir makaber.
Doch dann sahen wir, wie sich zwei Sonnen aus der Masse lösten und aufeinander zujagten. Auf der Linie, auf der sie sich bewegten, befanden sich unsere Sternenflugzeuge. Wir hatten nicht einmal den Trost, daß wir uns kurz vor unserem Ende an einem Weltallbrand würden weiden können. Beide Gestirne
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