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Menschenhafen

Menschenhafen

Titel: Menschenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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und er leckte über sie. Es war ein völlig neues Erlebnis: an etwas zu lecken, das mit dem identisch war, was leckte. Das war zwar nicht exakt, was er dachte, aber etwas in dieser Art, und im gleichen Moment wurde alles unsicher und seltsam, und er wusste nicht mehr, wie er sich verhalten sollte.
    Er leckte noch ein bisschen an ihrer Zunge, und ein Teil von ihm genoss es und fand es fantastisch, während ein anderer Teil dachte: Macht man das so? Geht das so? Das konnte nicht sein, und er ahnte, dass man an diesem Punkt zum Petting überging. Aber auch wenn sein Schwanz langsam steif wurde, als seine Zunge über ihre glitt, gab es für ihn doch keine Möglichkeit, keine Chance , dass er anfangen würde … sie auf die Art zu berühren. Keine Chance. Er konnte nicht, er wusste nicht und … nein, er wollte es nicht einmal.
    In Gedanken dieser Art versunken hatte er unbewusst aufgehört, seine Zunge zu bewegen. Jetzt leckte sie über seine. Er nahm es dankbar an, der Genuss steigerte sich noch eine Spur, der Zweifel verflog. Als sie ihre Zunge zurückzog und ihm einen gewöhnlichen Kuss gab, ehe sich ihre Gesichter trennten, stellte er fest: Das hat ja richtig gut geklappt .
    Er hatte zum ersten Mal ein Mädchen geküsst, und es hatte richtig gut geklappt. Sein Gesicht war rot angelaufen, und er hatte weiche Knie, aber es war gut gegangen. Er schielte zu ihr hinüber, und sie schien das Gleiche zu empfinden. Als er sah, dass sie ein wenig lächelte, erwiderte er ihr Lächeln. Sie sah es und lächelte noch breiter.
    Für eine Sekunde schauten sie sich in die Augen und lächel ten beide. Dann wurde es zu viel, und beide blickten erneut aufs Meer hinaus. Anders fand nicht mehr, dass es auch nur ansatzweise furchterregend aussah, und begriff nicht, wie er es so hatte empfinden können.
    Es ist bestimmt das Schönste, was es gibt.
    Das hatte er gesagt. Jetzt stimmte es.
    Sie kletterten hinunter. Als sie die steinigsten Partien überwunden hatten, gaben sie sich wieder die Hand. Anders wollte schreien, wollte springen und trockene Äste an Stämmen kaputt schlagen, irgendetwas wollte hinaus.
    Er hielt ihre Hand und sprudelte innerlich über von einer Freude, die so groß war, dass sie wehtat.
    Wir sind zusammen. Cecilia und ich. Wir sind jetzt zusammen .
    Gåvasten (Februar 2004)
    »Was für ein Tag. Es ist unglaublich.«
    Cecilia und Anders standen am Wohnzimmerfenster und sahen blinzelnd auf die Förde hinaus. Die Eisfläche war von unberührtem Schnee bedeckt, und die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel, brannte die Konturen der Förde, des Bootsstegs und des Ufers fort wie eine überbelichtete Fotografie.
    »Darf ich sehen, darf ich sehen!«
    Maja kam aus der Küche angerannt, und Anders kam nur noch dazu, den Mund zu öffnen, um sie zum hundertsten Mal zu warnen. Dann rutschten ihre Wollsocken auch schon auf dem glatten Holzfußboden aus und sie fiel zu seinen Füßen der Länge nach auf den Rücken.
    Reflexartig ging er in die Hocke, um seine Tochter zu trösten, aber Maja rollte sich blitzschnell auf die Seite und zog sich einen Meter zurück. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie schrie: »Ihr verdammten blöden Dämels!«, riss sich die Wollsocken von den Füßen und warf sie gegen die Wand. Anschließend sprang sie auf und lief in die Küche zurück.
    Anders und Cecilia sahen sich an und seufzten. Sie hörten Maja in den Küchenschubladen wühlen.
    Wer?
    Cecilia zwinkerte ihm zu und übernahm die Aufgabe, Maja aufzuhalten, ehe sie den Inhalt der Schubladen auskippte oder etwas kaputt machte. Sie ging in die Küche, und Anders wandte sich erneut dem strahlend schönen Tag zu.
    »Nein, Maja! Warte!«
    Maja kam mit einer Schere in der Hand aus der Küche angerannt, Cecilia war ihr auf den Fersen. Ehe einer von ihnen sie stoppen konnte, hatte Maja schon eine Wollsocke an sich gerissen und schnitt.
    Anders packte ihre Arme und brachte sie dazu, die Schere loszulassen. Vor Wut am ganzen Körper zitternd trat sie nach der Socke. »Ich hasse dich, du blöder Dämel!«
    Anders umarmte sie, bändigte ihre fuchtelnden Arme mit den eigenen. »Maja, das nützt doch nichts. Die Dämels verstehen dich nicht.«
    Maja war in seinen Armen ein zitterndes Bündel. »Ich hasse sie!«
    »Ja, aber deshalb brauchst du doch nicht gleich …«
    »Ich mach sie kaputt und verbrenn sie!«
    »Komm, Kleines. Komm.«
    Ohne Maja loszulassen, setzte sich Anders auf die Couch. Cecilia gesellte sich zu den beiden. Sie sprachen sanft auf die

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