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Menschenhafen

Menschenhafen

Titel: Menschenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Wegweiserin und Ausflugsleiterin, die anderen sollten ihr folgen.
    Das Eis brauchte ihnen keine Sorgen zu machen, was ihnen zusätzlich bestätigt wurde, als vom Festland her ein dumpfes Grollen zu ihnen herüberschallte. Ein Auto fuhr vom Schiffsanleger in Nåten kommend auf Domarö zu. Aus dieser Entfernung war es kaum größer als eine Fliege. Maja blieb stehen und starrte es an.
    »Ist das ein richtiges Auto?«
    »Ja«, sagte Anders. »Was soll es denn sonst sein?«
    Maja antwortete nicht, sondern beobachtete weiter das Auto, das auf dem Weg zur Landzunge auf der anderen Seite der Insel war.
    »Wer fährt denn da?«
    »Sommergäste vermutlich. Badegäste.«
    Maja grinste, sah ihn mit diesem besserwisserischen Ausdruck im Gesicht an, den sie manchmal bekam, und sagte: »Papa. Badegäste? Jetzt ?«
    Anders und Cecilia lachten. Das Auto verschwand hinter der Landzunge und hinterließ eine dünne Wolke aus Pulverschnee.
    »Na dann eben Stockholmer. Hauptstädter. Die wollen wahrscheinlich zu ihrem Sommerhaus und … sich das Eis ansehen, was weiß ich.«
    Maja gab sich mit dieser Antwort zufrieden, drehte sich um und wollte weiterlaufen. Dann fiel ihr etwas ein, und sie drehte sich wieder um.
    »Warum sind wir eigentlich keine Stockholmer? Wir wohnen doch in Stockholm.«
    Cecilia sagte: »Du und ich, wir sind Stockholmer, aber Papa ist kein richtiger Stockholmer, weil sein Papa keiner war.«
    »Mein Opa?«
    »Ja.«
    »Was war er dann?«
    Cecilia macht eine unbestimmte Bewegung mit den Lippen und sah Anders an, der sagte: »Fischer.«
    Maja nickte und lief weiter auf den Leuchtturm zu, der vor dem hellen Himmel mittlerweile zu einem lang gezogenen Klecks geworden war.
    Simon stand auf der verglasten Veranda und verfolgte ihren Weg mit dem Fernglas. Er sah sie stehen bleiben und miteinander reden, sah sie mit Maja vorneweg weiterlaufen. Er lächelte in sich hinein. Das war das Richtige für Maja. Schuften und ackern, sich verausgaben. Das Mädchen schien einen inneren Dynamo zu haben, einen kleinen Motor, der schnurrte und schnurrte, sich selber auflud. Die Energie musste irgendwohin.
    In allem außer dem Blut war er ihr Urgroßvater, so wie er der Großvater von Anders war. Er hatte beide schon gekannt, noch ehe sie sein Gesicht richtig sehen konnten. Er war ein Auswärtiger, eingeschlossen in diese Familie, die nicht seine war.
    Während er die Kaffeemaschine füllte, schielte er aus alter Gewohnheit zu Anna-Gretas Haus hinauf. Er wusste, dass sie zum Festland gefahren war, um Lebensmittel einzukaufen, und erst am Nachmittag zurückkommen würde. Trotzdem schielte er zu ihr hinauf und ertappte sich dabei, dass er sich bereits nach ihr sehnte.
    Über vierzig Jahre ein Paar und immer noch voller Sehnsucht. Das war ein gutes Zeichen. Möglicherweise lag dies zumindest zum Teil daran, dass sie nicht im selben Haus wohnten. Anfangs hatte es ihn verletzt, als Anna-Greta ihm gesagt hatte, ja, sie liebe ihn, aber nein, sie habe nicht die Absicht, mit ihm zusammenzuziehen. Er dürfe wie bisher sein Haus von ihr mieten, und wenn ihm das nicht in den Kram passe, so sei das zwar sehr bedauerlich, lasse sich aber leider nicht ändern.
    Er hatte sich ihrem Willen gebeugt und gehofft, dass sich die Dinge mit der Zeit verändern würden. Das war auch der Fall gewesen, allerdings nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Stattdessen hatte er selbst seine Meinung geändert, und zehn Jahre später fand er, dass alles aufs Beste geregelt war. Er zahlte eine symbolische Miete. Seit er das Haus 1955 angemietet hatte, war sie um keine Krone erhöht worden. Eintausend Kronen pro Jahr. Mit dem Geld machten sie immer eine Kurzkreuzfahrt mit der Finnlandfähre, aßen und tranken vornehm. Es war ein kleines Ritual.
    Sie waren nicht verheiratet – Anna-Greta fand, ihre Ehe mit Erik sei schon eine zu viel gewesen –, aber in allen anderen Belangen war Simon ihr Mann und der Großvater und Urgroßvater der Kinder.
    Er trat erneut auf die verglaste Veranda hinaus und griff nach dem Fernglas. Sie kämpften sich voran da draußen, hatten den Leuchtturm inzwischen fast erreicht. Sie waren stehen geblieben, und er konnte nicht erkennen, was sie machten. Er versuchte die Schärfe besser einzustellen, um zu sehen, was sie trieben, als die Haustür geöffnet wurde.
    »Hallo!«
    Simon verzog den Mund. Er hatte Jahre gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, dass die Einheimischen einfach ins Haus stiefelten, ohne jemals vorher anzuklopfen. Anfangs

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