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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Orangenkiste neben einer Chippendalekommode.«
    »Oh, tatsächlich?« Richards starrte in die Dunkelheit hinaus.
    »Ja. Man gibt ihm einfach das AZ – Anflugsziel – ein, und alles Weitere übernimmt Otto. Er wird auf dem ganzen Flug vom Radarfunk unterstützt. Der Pilot ist ziemlich überflüssig, abgesehen von Starts und Landungen. Und, natürlich, im Fall von Schwierigkeiten.«
    »Was können Sie denn tun, wenn es Schwierigkeiten gibt?«, fragte Richards.
    »Beten«, sagte Holloway. Vielleicht hatte er es als Scherz gemeint, aber das Wort hatte einen ernsthaften Unterton, der noch lange in der Kabine nachhallte.
    »Steuern diese Räder tatsächlich das Flugzeug?«, fragte Richards.
    »Nur die Quer- und Höhenruder«, sagte Duninger. »Für die Seitenruder sind die Pedale zuständig.«
    »Klingt nach einer Seifenkiste für Kinder.«
    »Ein bisschen komplizierter ist es schon«, sagte Holloway. »Man muss schon ein paar Knöpfe mehr drücken.«
    »Was passiert, wenn Otto mal durchdreht?«
    »Das passiert nie«, sagte Duninger lächelnd. »Wenn es vorkommt, würde man ihn einfach außer Kraft setzen. Aber der Computer irrt sich nie, Kumpel.«
    Richards wollte wieder gehen, aber der faszinierende Anblick der blinkenden Konsolen, der winzigen adjustierenden Schalter- und Pedalbewegungen hielt ihn fest. Holloway und Duninger hatten sich wieder ihrer Arbeit zugewandt – unverständliche Zahlen und Wörter mit knisterndem Rauschen dazwischen.
    Holloway schaute sich noch einmal um und war überrascht, ihn immer noch dastehen zu sehen. Er grinste und zeigte nach vorn in die Dunkelheit. »Bald können Sie da vorn Harding auftauchen sehen.«
    »Wie lange dauert’s noch?«
    »In fünf oder sechs Minuten werden Sie den erleuchteten Horizont über der Stadt sehen können.«
    Als er sich das nächste Mal umdrehte, war Richards verschwunden. »Ich bin froh, wenn wir den Kerl endlich auf der Erde abgesetzt haben«, sagte er zu Duninger. »Er ist mir unheimlich.«
    Duninger blickte düster auf seinen Kontrollschirm, der sein Gesicht in blassgrünes Licht tauchte. »Hast du bemerkt, dass er Otto nicht leiden kann?«
    »Ja, das habe ich«, sagte Holloway.

… Minus 009 Countdown läuft …
     
    Richards ging durch den engen Korridor zurück. Friedman, der Funkoffizier, blickte nicht auf. Auch Donahue achtete nicht auf ihn. Richards betrat die Bordküche und blieb stehen.
    Der Kaffee duftete stark und gut. Er goss sich einen Becher ein, goss ein wenig Kaffeeweißer dazu und setzte sich auf einen der Sitze, die die Stewardessen in ihrer Freizeit benutzten. Die Silex-Kanne dampfte und blubberte.
    Hinter den Glastüren der Gefrierschränke gab es eine große Auswahl von Gourmet-Fertiggerichten. Die Bar war mit winzigen Schnapsflaschen gefüllt.
    Ein Mann könnte sich ganz schön zuschütten, dachte er.
    Er schlürfte seinen Kaffee. Er war stark und tat gut. Die Silex blubberte.
    Da bin ich also, dachte er und trank. Daran bestand kein Zweifel. Hier war er also und schlürfte seinen Kaffee.
    Töpfe und Pfannen waren alle ordentlich eingeräumt. Das Spülbecken aus rostfreiem Stahl glänzte wie ein Chromjuwel in einer Resopalfassung. Und natürlich die Silex auf der Wärmeplatte, die leise vor sich hin dampfte und blubberte. Sheila hatte sich immer eine Silex gewünscht. Eine Silex hält, hatte sie behauptet.
    Er weinte.
    Er sah eine kleine Toilettenschüssel, auf der sich bisher nur Stewardessenhintern niedergelassen hatten. Die Tür stand halb offen, und er konnte sogar das blaue, desinfizierte Wasser in der Kloschüssel sehen. Entleeren Sie Ihren Darm in geschmackvoller Pracht in einer Höhe von zehntausend Metern.
    Er trank seinen Kaffee und sah der dampfenden, blubbernden Silex-Kanne zu und weinte. Das Weinen verlief sehr ruhig und vollkommen lautlos. Er beendete das Weinen und den Kaffee zur gleichen Zeit.
    Er stand auf und stellte den Becher in das funkelnde Spülbecken. Dann nahm er die Silex-Kanne, betrachtete sie einen Augenblick, während er sie an ihrem braunen Plastikgriff hielt, und schüttete den restlichen Kaffee in den Ausguss. Kleine, kondensierte Wassertropfen klebten am Glas.
    Er wischte sich mit dem Jackenärmel über die Augen und trat wieder in den engen Korridor. Er trat in Donahues Abteil, die Kanne in der Hand.
    »Möchten Sie etwas Kaffee?«, fragte er ihn.
    »Nein«, sagte Donahue kurz, ohne aufzublicken.
    »Ich glaube doch«, sagte Richards und ließ die schwere Glaskanne mit aller Kraft, die er aufbringen

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