Menschenkenntnis - Der große Typentest - so entschlüsseln Sie die Stärken und Schwächen
und Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Diese Dinge treffen jedoch nicht zwangsläufig auf Introvertierte zu. Zwar sind Menschen mit starker Introversion häufig auch schüchtern und umgekehrt Schüchterne meist introvertiert. Allerdings gibt es auch schüchterne Extrovertierte, z. B. Menschen, die häufig Kontakt zu anderen haben und suchen, aber dabei unsicher, gehemmt oder nervös sind. Oder Menschen, die zwar sehr viel und ausdauernd reden, sich aber überhaupt nicht trauen, persönliche Themen anzusprechen und andere näher an sich heranzulassen.
32 Das hängt mit der sogenannten Komfortzone zusammen. Jeder von uns hat eine Komfortzone, also einen Bereich, in dem er sich wohlfühlt. 4 Sie umfasst Dinge, die wir kennen und mögen: Orte (z. B. zu Hause, Arbeitsplatz), Menschen (z. B. Freunde, Partner), Aktivitäten (z. B. Sport, Hobbys), bestimmte Themen, über die wir gerne reden (z. B. FuÃball, Filme) usw. Schüchterne Menschen haben Probleme damit, ihre Komfortzone in der Gegenwart anderer Menschen zu verlassen. Wenn sie dies tun, fühlen sie sich unwohl und unsicher. Sie brauchen viel länger, um sich z. B. an fremde Menschen oder Gegebenheiten zu gewöhnen, und sich damit wohlzufühlen. AuÃerhalb ihrer Komfortzone zu sein, bedeutet meist Stress für sie. Dennoch ist es notwendig, um die Schüchternheit zu überwinden. Denn Schüchternheit ist nichts Unveränderliches. Viele schüchterne Jugendliche legen ihre Schüchternheit mit dem Erwachsenwerden ab. Aber auch schüchterne Erwachsene können lernen, ihre Angst und Scheu zu verlieren, und das schüchterne Verhalten abtrainieren. Dazu müssen sie Schritt für Schritt ihre Komfortzone erweitern. Zehn konkrete Tipps gegen Schüchternheit finden Sie im zweiten Teil des Buches im Praxiskapitel zu den Eigenschaften introvertiert und extrovertiert.
Introvertiert bedeutet, dass jemand einfach nur zurückhaltend ist, Schüchternheit, dass jemandem der Kontakt mit anderen Menschen schwerfällt. Beides trifft oft zusammen, ist aber bei Weitem nicht immer so.
4. Hintergrund: die Suche nach Belohnung (Extroversion)
Die Begriffe introvertiert und extrovertiert sowie ihre Bedeutung wurden vom Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung Anfang des 20. Jahrhunderts populär gemacht. 5 Er stellte damals fest, dass Menschen auf zwei unterschiedliche Arten mit ihrer Umwelt umgehen: Entweder sie gehen aus sich heraus und richten ihre Energie auf die Umgebung, also auf Menschen und Dinge um sie herum (extrovertiert), oder sie beschäftigen sich mit sich selbst und richten ihre Energie demnach auf sich selbst, auf ihre Aktivitäten und Gedanken, ohne andere Menschen mit einzubeziehen (introvertiert).
Jungs Begriffe wurden später in ihrer Bedeutung weiterentwickelt und etwas verändert, z. B. vom deutsch-britischen Psychologen Hans Jürgen Eysenck. Mittlerweile sind sie ein weltweit anerkannter wissenschaftlicher Standard und Teil der meisten Persönlichkeitstests. Sie 33 wurden in unzähligen Untersuchungen und Studien erforscht. So hat man z. B. festgestellt, dass Extrovertierte gezielt nach Glücksmomenten und positiven, anregenden Situationen und Emotionen suchen. 6 Das bedeutet, sie gehen aus sich heraus, sprechen andere an, erzählen von ihren Gedanken und Erlebnissen, um dadurch angenehme, glückliche Situationen zu schaffen. Sie suchen richtiggehend danach. Man hat auch festgestellt, dass alle Menschen (auch die introvertierten) die Momente, in denen sie sich extrovertiert verhalten und aus sich herausgehen, als glückliche Momente wahrnehmen. Menschen, die generell mehr zu Extroversion neigen, leben diese Glücksmomente dabei stärker aus als Introvertierte, z. B. indem sie anderen davon erzählen oder stärkere positive Emotionen dabei zeigen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Introvertierte nicht glücklich wären. Aber sie suchen nicht so aktiv nach glücklichen Momenten wie Extrovertierte. 7 Kombiniert man dies mit der Erkenntnis, dass der Hauptbestandteil von Extroversion soziale Aktivität ist, 47 kann man sagen, dass Extrovertierte nach Belohnungen bzw. positiven Emotionen und glücklichen Erlebnissen durch soziale Aktivitäten suchen. Das erklärt auch, warum es Introvertierten im Vergleich zu Extrovertierten viel schwerer fällt, auf sich aufmerksam zu machen: Sie suchen einfach nicht so stark
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