Menschenkenntnis - Der große Typentest - so entschlüsseln Sie die Stärken und Schwächen

Allerdings haben sie auch ihre Grenzen. So wie in der Realität nur wenige Dinge zu 100 Prozent schwarz oder weiß, gut oder böse sind, besteht auch unsere Persönlichkeit nicht nur aus simplen Typen und klar trennbaren Eigenschaften. Vieles liegt in einer Grauzone und verlangt nach einer genaueren Betrachtung und Analyse. Dazu kommen dann noch persönliche Erfahrungen und Vorlieben, die wir im Lauf des Lebens angesammelt haben.
    Das pinkfarbene Cabrio
    Ihr Nachbar fährt neuerdings ein Cabrio in grellem Pink. Sie fragen sich, wie es dazu kam. Vielleicht ist er sehr extrovertiert und spontan und hat es aus einer Laune heraus gekauft. Vielleicht denkt er sehr theoretisch und wollte etwas Unkonventionelles, Individualistisches. Vielleicht ist es ein teures Auto, und aufgrund seiner gering ausgeprägten Bescheidenheit will er damit angeben. Vielleicht hat er es aber auch einfach nur deshalb gekauft, weil es billiger war als andere Farben, weil gerade nur diese Farbe verfügbar war oder weil es schon immer sein Jugendtraum war, ein solches Auto zu besitzen. Vielleicht hat er es geerbt oder geschenkt bekommen. Vielleicht hat ihn jemand überredet, es zu kaufen, oder das gleiche Auto kommt in seinem absoluten Lieblingsfilm vor. Sie sehen: Das pinkfarbene Auto kann etwas mit der Persönlichkeit des Nachbarn zu tun haben, es kann aber auch genauso mit etwas ganz anderem zusammenhängen. Das können wir nur herausfinden, wenn wir die Hintergründe kennen.
    Wir sollten daher versuchen, nicht jeden Menschen und jedes Ereignis überzuanalysieren oder zu viel in etwas hineinzuinterpretieren. Persönlichkeitstests wie der Typentest erklären, wie jemand etwas macht und wahrscheinlich auch in Zukunft machen wird, aber nicht, was genau er machen wird. Sie können nicht vorhersagen, welchen Beruf jemand wählt oder wen jemand heiratet. Aber sie können beschreiben, wie sich diese Person im Beruf oder der Ehe wahrscheinlich verhalten wird und warum dies so ist. Persönlichkeit kann sehr viel erklären, aber nicht alles. Sie ist keine magische Anleitung für sämtliche Geschehnisse. Eher ein Reiseführer zur grundlegenden Menschenkenntnis. Wie ein richtiger Reiseführer kann auch der zur Persönlichkeit nicht alles über das Land wissen, jeden versteckten Winkel und jede lokale Tradition kennen. Das müssen Sie selbst vor Ort herausfinden.
182 III. Für Bewerber und Arbeitgeber
    Unsere Persönlichkeit spielt selbstverständlich auch im Beruf eine große Rolle: Sie hat Einfluss auf unsere Interessen, wie wir mit anderen Menschen umgehen und unsere Einstellung zu verschiedenen Tätigkeiten. Schon der griechische Philosoph Platon hat sich vor 2.400 Jahren Gedanken darüber gemacht, ob man Arbeitnehmer unter anderem anhand von Informationen über die Persönlichkeit auswählen kann. 78 Die Verlockung ist groß, anhand eines Persönlichkeitstests den perfekten Job oder den perfekten Mitarbeiter zu finden. Doch so leicht ist es nicht. Während ein Test auf Basis der Big Five durchaus etwas über die Eignung einer Person aussagen kann, gibt es andere Dinge, die dies wesentlich besser können. Am effektivsten sind generell Arbeitsproben, gefolgt von Intelligenztests, Tests zu berufsrelevantem Wissen, strukturierten Interviews und Probearbeiten. 79 Wenn überhaupt, dann sollte ein Persönlichkeitstest nur eine untergeordnete Rolle bei der Wahl von Beruf oder Bewerber spielen.
    Wird ein Persönlichkeitstest bei der Bewerberauswahl eingesetzt, stellt sich für beide Seiten die spannende Frage: Kann man beim Persönlichkeitstest schummeln? Die Antwort darauf lautet: Ja, kann man. Schließlich beantwortet man im Test Fragen über sich selbst. Ein absichtliches Beeinflussen der Ergebnisse in eine bestimmte Richtung ist daher problemlos möglich. 80 Viele Tests haben allerdings Gegenmaßnahmen: Zum einen gibt es Lügenskalen, die herausfinden sollen, wie genau wir es mit der Wahrheit nehmen und ob wir allgemein dazu neigen zu flunkern, zum anderen vergleichen manche Tests unsere Antworten miteinander. Wenn Sie die Frage „Ich unternehme auch außerhalb der Arbeitszeiten gerne etwas mit Kollegen“ mit voller Zustimmung beantworten, aber zwei Seiten weiter der Gegenfrage „Ich unternehme außerhalb der Arbeitszeiten nicht gerne etwas mit Kollegen“ ebenfalls voll zustimmen, dann kreuzen Sie entweder nach dem Zufallsprinzip