Merani und die Schlange unter dem Meer
darüber später mehr. Jetzt strecke mir deine Rechte entgegen!«
Tharon gehorchte unwillkürlich und sah, wie das Siegel Giringars auf seiner Handfläche verblasste und schließlich ganz verschwand. Nun gehörte er wieder zu den vielen nachrangigen Magiern im Schwarzen Land, die um Posten und Kommandos rangen. Doch er bedauerte es nicht. Irgendjemand, vielleicht sogar Betarran, würde ihm eine neue Aufgabe zuweisen, und während erdiese erfüllte, würde er vom Archipel von Runia träumen und von Merani, dem Mädchen mit dem großen magischen Talent.
»Ich habe deinen Bericht gelesen. Er ist exzellent formuliert, und ich stimme mit dir überein, dass wir die auf jenen Inseln lebenden Gurrims an Ort und Stelle belassen sollten, damit sie die anderen Völker dieses Archipels überwachen können. Außerdem müssen wir den Bestimmungen des Friedensvertrags zufolge in den nächsten Jahren drei viertel unserer Gurrimkampftruppen auflösen. Es wird schwer genug, diesen Leuten eine Heimat zu schaffen. Da können wir nicht noch andere Gurrims ins Land holen, zumal sie dort, wo sie leben, gut versorgt sind.«
Betarran wies auf die Glasfalle. »Da drinnen hast du also Gynrarr und seine Kumpane gefangen. Ich werde sie an mich nehmen und dafür sorgen, dass sie den Gesetzen unseres Landes gemäß bestraft werden. Ihre Karriere im Magierkorps des Schwarzen Landes ist jedenfalls fürs Erste vorbei.« Er ergriff die Glasfalle, steckte diese in eine Tasche, die eben noch nicht an seiner Schulter gehangen hatte, und wurde bereits durchscheinend, als wollte er sich versetzen.
Dann verfestigte er sich jedoch wieder, als sei ihm noch etwas eingefallen. »Du hast in deinem Bericht Leutnant Burlikk und einige andere Gurrims lobend erwähnt und zur Auszeichnung vorgeschlagen. Ich habe mir ihre Akten angesehen. Wuzz wird noch einmal befördert und dann in den Ruhestand geschickt. Die beiden anderen Kerle, ich glaube, sie heißen Tarr und Rokkar, sollen einen Orden bekommen und zu Unteroffizieren befördert werden. Was aber Burlikk betrifft: Da der Mann magisches Talent besitzt, das wir nicht verschleudern sollten, werde ich dafür sorgen, dass er ausgebildet wird. Damit tue ich mir selbst einen Gefallen, denn ich benötige Magier, auf die ich mich verlassen kann – solche wie dich, Tharon!«
»Du ehrst mich, Betarran.« Tharon wusste nicht so recht, was er sagen wollte. Zwar freute es ihn, dass Burlikk eine seinen Fähigkeitenentsprechende Ausbildung bekommen sollte. Doch in Betarrans Stimme hatte ein Unterton mitgeschwungen, der ihn misstrauisch machte.
»Ich habe vorhin erwähnt, dass die Götter Frieden geschlossen haben«, sprach der Hocherzmagier weiter. »Sieh mich nicht so erstaunt an! Es handelt sich tatsächlich um einen Friedensschluss und nicht nur um einen Waffenstillstand, wie wir schon viele hatten. Unsere hohen Herrschaften haben begriffen, dass sie, wenn sie weiterkämpfen, die ganze Welt zerstören würden. Es wurde entschieden, die Heere jeder Farbe jeweils um etliche Hundert Meilen zurückzuziehen und zwischen den Reichen der Götter eine Pufferzone zu schaffen. Die Grenze zwischen unseren Farben und denen der anderen Seite wird der Toisserech bilden, der große Strom.«
»Das ist sehr gut«, sagte Tharon, als Betarran eine kurze Pause machte, denn es fiel ihm nichts Treffenderes ein.
»Natürlich muss dieser Frieden überwacht werden. Aus diesem Grund haben die sechs Göttinnen und Götter beschlossen, je eine Magierin oder einen Magier ihres Vertrauens als Evari einzusetzen, als Wächter des Friedens. Der Evari der schwarzen Farbe wirst du sein, Tharon. Du wirst einen Magierturm in der Pufferzone übernehmen und von dort aus die Menschen unserer Farbe, die dort leben, anleiten und unsere Feinde … äh … unsere jetzigen Vertragspartner jenseits des großen Stromes unter Kontrolle halten. Das müsste auch in deinem Sinne sein, denn nach der Reise, die du hinter dir hast, dürfte ein Aufenthalt im Schwarzen Land für dich nicht angenehm werden. Indem du Gynrarr, Ewalluk und ihren Anhang in die Schranken verwiesen und gefangen genommen hast, bist du den restlichen Mitgliedern des Ordens vom Heiligen Schwert einschließlich Caludis gewaltig auf die Zehen getreten.«
»Weiß man schon, wer die Wächter der anderen Farben sein sollen?«, fragte Tharon, da ihn dies mehr interessierte als die Magier vom Heiligen Schwert.
Betarran lachte. »Natürlich habe ich das in Erfahrung gebracht: Die Herrin Linirias wird
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