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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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er auf den Kopf des
     Jungen zu. Mit einem feuchten Klaps landete er auf dem Ohr und kroch weiter auf eine der herunterhängenden Locken.
    »Du magst mich, was?«
    Der Junge lachte in sich hinein und wandte sich wieder dem See zu. Das war einer seiner liebsten Lagerplätze, wenn seine Wanderungen
     ihn in diesen Teil Fincayras führten. Selbst jetzt, wo die Tage kürzer wurden und vieleBäche unter Eis erstickten, plätscherte hier das Wasser ungehemmt. Mehr als einmal hatte er an dieser Stelle einen Fasan gefangen
     oder als Abendessen Brombeeren vom Ufer verspeist. Und es war still, weit entfernt von allen Straßen und den niederträchtigen
     Schurken, denen er manchmal dort begegnete.
    Aber die Begegnungen waren kurz. Er rannte schneller als jeder von ihnen. Wenn es nötig war, konnte er einen ganzen Tag lang
     laufen ohne anzuhalten. Jetzt hob er einen Fuß aus dem Wasser und betrachtete die Hornhaut, die dick und rau wie das Leder
     eines alten Stiefels war. Aber besser. Diese Sohlen würden sich nicht abnutzen. Alles, was sie nach einer langen Tageswanderung
     brauchten, war ein Bad in einem Bergsee wie diesem.
    Lleu hob den Kopf. Er schaute zum winterlichen Himmel hinauf und beobachtete, wie die grauen, schweren Wolken über die kahlen
     Bäume auf der anderen Seite des Sees zogen. Dann betrachtete er wieder seinen Fuß und überlegte, dass er wirklich dankbar
     wäre für ein Paar Stiefel oder wenigstens Sandalen angesichts der kommenden kälteren Tage. Tage, in denen er vielleicht weite
     Schneestrecken durchqueren musste, um seine nächste Mahlzeit zu finden.
    Es hatte bestimmt einige Vorteile, Waise zu sein. Er konnte gehen, wohin er wollte, schlafen, wo es ihm gefiel. Der Himmel
     über ihm war sein Dach, oft strahlend angemalt. Mahlzeiten gab es zu ungewöhnlichen Zeiten, doch immerhin gab es sie meistens.
     Er erwartete wenig und bekam es normalerweise. Und doch . . . sehnte er sich nach mehr. Er stellte den Fuß zurück ins kühle,
     dunkle Wasser des Sees, rot gefärbt von den Blättern, die noch an den Brombeerbüschen hingen, und dachte an einen anderenOrt, eine andere Zeit – zu fern, um in seinem Gedächtnis aufbewahrt zu sein, doch unmöglich zu vergessen.
    An ihren Namen konnte er sich nicht erinnern, noch nicht einmal an ihr Gesicht. Die Farbe ihrer Augen, die Form ihres Mundes,
     die Länge ihres Haars – alles lag verborgen, noch tiefer begraben als seine Träume. Er kannte weder ihren Namen noch den Klang
     ihrer Stimme. Er war noch nicht einmal sicher, dass sie seine Mutter war.
    Aber er erinnerte sich an ihren Geruch. Erdig wie gefallenes Laub, leicht bitter wie Hagebutten im Sommer, würziger als Mädesüß.
    Sie hatte ihn gehalten, das wusste er noch. Wenn er an einem Bergsee wie diesem saß und eine Schwarzdrossel trillern und den
     Wind durch die Riedgräser summen hörte, war er sicher, dass sie ihm auch etwas vorgesungen hatte. Ja, bestimmt! Was für ein
     Lied mit welcher Melodie, konnte er nicht sagen. Doch er wusste, dass sie ihn an sich gedrückt und leise gesungen hatte, während
     sie ihn mit ihrer duftenden Haut umgab.
    Er schauderte. Wahrscheinlich, sagte er sich, lag nur eine plötzliche Kälte in der Luft. Die Sonne schien schwächer um diese
     Jahreszeit und der Wind war rauer. Schon säumte dünnes Eis das andere Ende des Sees. Lleu wusste, dass die längste Nacht des
     Jahres bevorstand.
    Aber er hatte andere Winter überlebt, mindestens fünf oder sechs, und er würde auch diesen überstehen. Morgen würde er weiter
     nach Süden wandern, näher an die Küste. Die Wiesen dort blieben meist vom Frost verschont, und wenn Schnee fiel, blieb er
     selten länger als einen Tag oder zwei liegen.
    Lleu sagte sich, solange er dem Meer nicht zu nahe kam und der Küste, wo der dunkle Nebel endlos wogte und verzerrteGestalten und drohende Gesichter bildete, würde ihm nichts geschehen.
    Ein Feuer. Das brauchte er jetzt. Er griff in die Tasche seiner Tunika und drückte die trockenen Rindenstücke und die beiden
     Eisensteine, die nie verfehlten eine Flamme zu zünden. Er würde sich wärmen, ebenso den Streifen getrocknetes Rindfleisch,
     den ihm ein Mann am Morgen freundlich zugeworfen hatte, und sich ein Lager für die Nacht machen.
    Lleu stand auf und schaute über das Ufer, während er mit den Füßen im Schlamm platschte. Aus Erfahrung wusste er, wie schwer
     und dick die Stöcke sein mussten, die er für ein gutes Feuer brauchte: einige so dünn wie sein kleiner Finger, ein

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