Merlins Drache 01 - Basilgarrad
landete auf der Böschung und sprang sofort auf seine Beute zu. Er öffnete das geifernde Maul und schwenkte den buschigen Schwanz wie eine Siegesfahne. Er streckte den Hals nach dem rollenden Salamander, schlug die Zähne aufeinander und – verfehlte sein Opfer.
Der Salamander fiel in ein dunkles Loch. In der feuchten Erde der Böschung stürzte er tiefer hinunter. Noch bevor er mit einem Platsch auf dem schlammigen Grund landete, dem Treffpunkt mehrerer Tunnel, hörte er das wütende Fluchen und Stampfen des Fuchses.
»Ich kriege dich, Salamander! Kriege dich und fressedich und spucke dich aus und fresse dich gleich noch mal! Ich kaue deinen hässlichen kleinen Kopf, reiße dir die Augen aus, und dein Herz mache ich zu Vogelköder. Ich zerdrücke dich, zerstampfe dich, zerreiße dich und verprügle dich. Ich …«
Immer weiter schimpfte und drohte der Fuchs. Inzwischen saß der kleine grüne Salamander keuchend im Dunkeln auf seinem Schwanz und hob das Gesicht zu dem Loch über seinem Kopf. Die grünen Augen leuchteten mit einem neuen Glanz, der etwas von Befriedigung hatte.
»Zu schade, du fetter alter Fellball«, rief er mit seiner dünnen, heiseren Stimme, immer noch atemlos von der Jagd. »Vielleicht bist du nächstes Mal schneller als ein Felsklotz, der bergauf rollt.«
Das schickte den Fuchs in einen unbeherrschten Wutkrampf. Er hob den Kopf und brüllte vor Enttäuschung. Seine Pfoten schlugen auf den Boden und gruben wie verrückt in dem Loch. Erde, Kiesel und Speichel regneten auf den Salamander drunten hinab. Doch das war ihm gleichgültig. Der Wutanfall des Gegners war für ihn lieblicher als das Lied eines Wiesenstärlings.
Der Salamander kicherte glücklich. »Was für ein schöner Ausflug! Das sollte ich öfter machen.«
»Gewisss!«, zischte eine bösartige Stimme hinter ihm. »Gewisss, dasss sssolltessst du bessstimmt.«
Der Salamander fuhr herum zu einem breiten dreieckigen Kopf mit zwei gelben Augen, jedes senkrechtdurch eine schattige, zitternde Pupille geschlitzt. Der Kopf rührte sich nicht, doch eine dünne schwarze Zunge tanzte um die Mundwinkel. Die Augen weiteten sich langsam, lockend. Und der Salamander stellte fest, dass er gelähmt war – teils aus Angst, teils aus einem anderen Gefühl, das er nicht benennen konnte.
»Ssso schön, dasss du gekommen bissst«, zischte die Flussschlange. »Ssso kössstlich schön.«
Immer noch konnte sich der Salamander nicht bewegen. Auch mit stärkster Willenskraft ließ sich keins seiner Beine heben. Etwas in den glänzenden Augen dieses Geschöpfes bewirkte, dass er am liebsten für immer hiergeblieben wäre.
Ein Erdklumpen fiel durch das Loch, der tobende Fuchs droben hatte ihn losgetreten. Er traf den Salamander direkt auf dem Kopf. Befreit vom hypnotischen Blick der Schlange kam er zu sich.
Gerade als die Schlange sich mit weit geöffnetem tödlichen Maul vorwärtsschleuderte, flitzte der Salamander ihr aus dem Weg. Die Schlange rutschte auf dem Schlamm vorbei. Der kleine Kerl nahm die Gelegenheit wahr und raste in einen der Tunnel – in der Hoffnung, er würde ihn in eine freundlichere Gegend als den Schlund eines Verfolgers führen.
Der Salamander schoss um eine Biegung. Seine winzigen Füße klatschten auf den schlammigen Boden, während die massige Flussschlange hinter ihm herglitt. Vor ihnen lag eine Gabelung. Der Salamanderhuschte in den linken Weg, der steil abwärtsführte. Er konnte seinen Schwung nicht richtig kontrollieren und prallte so heftig an eine Wand, dass Erde herabregnete. Direkt hinter ihm zischte die Schlange wütend und machte sich zum endgültigen Sprung bereit.
Der Salamander rannte durch den Tunnel und sah vor sich zerteilte Lichtstreifen. Eine Öffnung! Von einem dichten Netz aus Binsen bedeckt, schien der helle Fleck zu schwanken und sich mit den Schatten zu bewegen. Obwohl er nicht sehen konnte, was hinter der Öffnung lag, wusste er, dass es dort nicht gefährlicher sein konnte als auf dieser Seite. Oder doch? Dieser Tag war von Minute zu Minute schlimmer geworden.
Das zornige Zischen der Schlange hallte im Tunnel wider. Der Salamander spürte den kalten Atem des kräftigen Reptils auf seinem Schwanz, sammelte seine restliche Kraft und warf sich in die Öffnung.
Wuusch.
Gräser, nass vom Sprühwasser, schlugen ihm ins Gesicht, während er vorbeiflog – und ins Licht. Er rollte über nasse Blätter die Böschung zum Bach hinunter.
Direkt darüber hörte der Fuchs, wie sich etwas am Ufer regte, und
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