Merlins Drache 01 - Basilgarrad
nicht flach gedrückt zu werden. Und als eine hohe Fichte, die vom Druck der riesigen Schulter entwurzelt worden war, Basil auf den Rücken fiel, merkte er es kaum.
Seine großen Beine zeigten mächtige neue Muskeln. Gefährliche Klauen wuchsen an seinen Füßen. Inzwischen streckten sich seine Flügel, nicht länger klein wie zerknitterte Blätter, so weit, dass sie notfalls einen See bedecken konnten.
Basils Schwanz wurde immer länger. Schließlich streckte er sich bis tief in die Bäume des Waldes ringsum. An seiner Spitze weitete er sich zu einem massiven knochigen Knüppel, mit dem er einen anderen Drachen aus der Luft herunterschlagen konnte.
Denn Basil war tatsächlich ein Drache geworden. Oder zumindest etwas, das dramatisch einem Drachen glich – einem, der größer und mächtiger war als jeder, der bisher in Avalon gelebt hatte. Die wilde Drachenfrau Gwynnia, die ihn bei Merlins Hochzeit fast umgebracht hätte, die ihm nicht mehr Respekt erwies als ein Mann einer Mücke, hätte in seinem höhlenartigen Maul gut Platz gefunden.
»Also so was!«, donnerte er mit tiefer, hallender Stimme, von der die Bäume bebten. »Schaut mich jetzt an!«
Merlin, der sich nach seinem Sprung in einen Stechpalmenbusch abbürstete, antwortete nur mit einem Wort: »Tatsächlich.«
Der Zauberer griff nach seinem Stock, ging langsam um Basils großen Kopf herum und begutachtete dieses wahrhaft riesige Geschöpf. Schließlich blieb er unter einem der großen, grün leuchtenden Augen stehen, schaute hinauf zu der strahlenden Pupille und sagte: »Jetzt hast du den Körper, den du immer haben solltest.«
»Einen Körper«, säuselte Aylah, während sie durch die Lichtung wehte, »so groß wie in deinen Träumen.«
»Einen Körper«, wiederholte Merlin, »so groß wie dein Herz.«
Basil begann, triumphierend mit dem Schwanz zu wedeln, hörte aber auf, als drei hohe Fichten mit krachend brechenden Ästen umstürzten. Ein wütender Schwarm Zaunkönige flog hoch und krächzte zornig, weil Basil ihre Nester zerstört hatte. Und eine Dachsfamilie, deren Bau plötzlich von hochgerissenen Wurzeln freigelegt wurde, schrie überrascht und lief davon. Doch so bekümmert Basil auch war, weil er so viel Schaden angerichtet hatte, verblüfft war er noch mehr.
Ich war es, der das getan hat. Ich! Mit meinem eigenen Schwanz. Meinem eigenen Körper!
»Entschuldigung, tut mir leid«, murmelte er denZaunkönigen zu, seine Stimme war jetzt nur so laut wie ein durchschnittliches Gewitter. Doch irgendwie klang er nicht besonders reuevoll.
Aylah umwehte seinen großen grünen Kopf und bückte sich zur Spitze eines seiner Ohren. »Dagda in all seiner Weishheit hhat sich geirrt. Er sagte, du seist nicht wirklich ein Drache. Und hier bist du, der wunderbarste Drache, den ich je in allen Welten gesehhen hhabe.«
Basil knurrte zufrieden, hielt aber seinen Schwanz ruhig. Trotzdem spähte er hinter sich, um sicher zu sein, dass nicht noch mehr Bäume umgefallen waren.
»Das stimmt nicht.« Merlin schlug mit seinem Stock auf den Boden. »Dagda hatte ganz recht.«
Basil runzelte erstaunt die große Schnauze. Aylah hörte auf herumzuwehen, sie schwebte an einer Stelle und wartete auf die Erklärung des Zauberers.
»Dagda sagte:
Du bist nicht nur ein Drache.
Und das bist du auch nicht!« Merlin beugte sich näher zur Schnauze und setzte leise hinzu: »Das entscheidende Wort in diesem Satz ist nicht
Drache,
sondern
nur
.«
Er hob den Stab und deutete auf Basils Auge. »Dieses grüne Leuchten, weißt du, was das ist?«
»Nein.« Die Antwort hallte unter den Bäumen wieder.
»Das, mein Freund, ist Élano. Die wesentliche, Leben spendende Substanz des großen Baums. Die Summe aller sieben heiligen Elemente. Die mächtigste Magie, die es gibt.«
Er hielt inne und ließ die Worte einsinken. »Seit dem Moment, in dem du ausgeschlüpft bist, verfügtest du über eine außergewöhnliche Menge Élano. Wie mein Stab hier, Ohnyalei, hast du immer mit dem Licht dieser Magie geleuchtet.«
Während er sprach, wurden die sieben Runen auf dem Stab heller. Basil konnte sie deutlich sehen: ein Schmetterling für die Kraft des Zauberers zum Verändern; ein gespaltener Stein fürs Beschützen, ein Schwert fürs Benennen, ein Drachenschwanz fürs Verbinden, ein Auge fürs Sehen und ein Stern in einem Kreis fürs Springen. Diese Symbole, wusste Basil, hatte Merlin während seiner sieben Schritte zur Weisheit errungen. Die wandernden Barden sangen gern davon. Basil
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