Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
verzweifelt ein, „ich weiß auch nicht, warum es so passiert ist. Ich wollte es nicht tun, aber es überkam mich. Verdammt, ich wollte sie nicht umbringen.“
„Dennoch habt Ihr es getan“, seufzte Mathäus und betrachtete den Geständigen nachdenklich. Binnen kürzesterZeit war Tobias Hompesch ein anderer Mensch geworden. Jeglicher Hochmut schien aus seinem Wesen verbannt. Walter aber sah seinen Bruder ungläubig an.
„Du hast sie tatsächlich umgebracht?“, stammelte er mit offenem Mund.
Mathäus verspürte einen Hauch von Mitleid. „Warum gesteht Ihr erst jetzt?“, fragte er Tobias, „ist es die Angst vor dem Ketzergericht?“
Tobias zuckte mit den Schultern, seine Augen flackerten ängstlich. „Vielleicht hielt mich ja der Teufel in seinen Fängen. Bitte versprecht mir eines, Mathäus.“
„Wenn es in meiner Macht steht.“
„Besorgt mir etwas Gift.“
„Nein. Aber ich werde mich dafür einsetzen, dass Euch ein schneller Hinrichtungstod ereilt.“
„Immerhin.“ Tobias schloss die Augen. Er wirkte jetzt etwas gefasster.
„Euer Geständnis werde ich zu Protokoll nehmen“, erklärte Mathäus, wandte sich wieder dem Jüngeren zu. „Und Ihr? Habt Ihr mir nach wie vor nichts zu sagen, Walter?“
Walter schluckte nervös. Noch immer war sein fassungsloser Blick auf seinen Bruder gerichtet.
„Nichts!“
„Na schön.“ Mathäus klopfte gegen die Kerkertür.
„Ach noch etwas, Dorfherr!“
Tobias Hompesch sah ihn bittend an. „Ich brauche nun doch einen Pfaffen.“
Mathäus nickte. „Ich schicke Euch den Burgkaplan.“
Abends saß Mathäus im
Carolus Magnus
und starrte in seinen Trinkbecher. Längst war der zweite Mord in aller Munde,laut debattierten die Gäste über die schreckliche Tat. Man bedrängte den Dorfherrn mit allerlei Fragen, doch der wollte nur alleine sitzen und hob abwehrend die Hände. Schließlich ließ man ihn respektvoll in Ruhe.
Tausend Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. Tobias Hompesch hatte gestanden. Endlich! Aber ein zweiter Mord war geschehen. Nun war es keine Frage mehr, dass es verschiedene Täter gab. Gab es dennoch einen Zusammenhang? Wollte der zweite Täter den ersten Mord nachahmen? Aber warum? Anna war vor ihrem Tod vergewaltigt worden, Margarethe war diese Demütigung erspart geblieben. Deutete dies nicht auf ein gänzlich anderes Motiv hin? Trotzdem: Irgendwo
musste
es einen Zusammenhang geben. Und welche Rolle spielte dabei Walter Hompesch, der Bruder des Tobias? War er wirklich unschuldig? Was hatte es mit dieser seltsamen Stiefelspur auf sich? Trug Margarethes Mörder ein Kreuz unter der Sohle?
Am kommenden Sonntag, also in fünf Tagen, fand das alljährliche Erntefest auf dem Hahndorn statt. Bis dahin wünschten Konrad und Paulus Klarheit. Die beiden Mörder Tobias und Walter Hompesch sollten nach einer Gerichtsverhandlung vor aller Augen hingerichtet werden, zur Not halt auch ohne Schuldbeweis. „Die Bauern wollen ihre Gerechtigkeit!“ Derzeit waren dies Paulus’ meistbenutzte Worte.
Mathäus stürzte sein Bier die Kehle hinab und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Heinrich ihn bei all diesen verwirrenden Fragen beraten könnte.
„Ist dein Kopf voll Kummer, gönn dir’n
Carolus-Bräu
zum Schlummer!“
Mathäus schreckte hoch. „Wie? Ah, Leo. Gewiss, Euer Bräu ist das Beste.“
„Leos Bier - das mundet dir!“
„Ja, ja.“
„Was gibt Kraft? Leos Gerstensaft!“
„Und Eure Trinkreime sind immer wieder vom Feinsten.“
„Also trinkt Ihr noch eins?“
„Nein, ich gehe.“ Er ließ eine Münze auf dem Tisch zurück und verließ die Schenke.
Bald darauf lag er in seinem Bett, wälzte sich aber schlaflos hin und her. Auch der Gedanke an das kleine, fremde Mädchen mit den Kulleraugen bedrückte ihn plötzlich. Niemand wusste, woher es kam, welche Sprache es sprach.
Was sollte er bloß mit ihr anfangen?
Lange nach Mitternacht kam ihm ein Einfall. Zufrieden fiel er in einen traumlosen Schlaf.
18
Mit einer schwungvollen Bewegung hievte Mathäus das Mädchen auf Julius’ Rücken, stieg dann selbst auf und griff nach den Zügeln. Friedrich, der Kastellan, stand mit verschränkten Armen daneben.
„Ganz schön verängstigt, die Kleine.“
„Kein Wunder. Sie muss einiges durchgemacht haben.“
„Was habt Ihr mit ihr vor?“
Mathäus schmunzelte. „Ich werde sie zu ihrer neuen Mutter bringen. Dafür werde ich allerdings einen Trick anwenden müssen.“
„Na dann viel Glück.“ Der Kastellan winkte ihnen
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