Bleib nicht zum Frühstück
1
»Daß ich euch richtig verstehe«, sagte Jodie Pulanski. »Als Geburtstagsgeschenk für Cal Bonner habt ihr also eine Frau geplant.«
Die drei Linienspieler, die den Novemberabend am hintersten Tisch in Zebras Bar, der im DuPage County gelegenen Lieblingskneipe der Footballspieler der Chicago Stars, verbrachten, nickten, und Junior Duncan bedeutete der Serviererin, daß eine weitere Runde willkommen sei. »Er wird sechsunddreißig. Also soll er etwas ganz Besonderes bekommen.«
»Schwachsinn«, befand Jodie. Jeder, der auch nur die geringste Ahnung von Football hatte, wußte, daß sich Cal Bonner, der brillante Quarterback der Stars, seit Beginn der Saison aufbrausend, jähzornig und im allgemeinen einfach unerträglich aufführte. Bonner, der wegen seiner Vorliebe für explosive Pässe der »Bomber« hieß, war der höchstrangige Quarterback der AFC, der American Football Conference – und eine Legende.
Jodie kreuzte ihre Arme über dem figurbetonten weißen Pullunder, der Teil ihrer Arbeitsgarderobe war. Weder ihr noch einem der drei Männer kam der moralische Aspekt oder gar die politische Korrektheit ihrer Unterhaltung in den Sinn. Schließlich ging es um ein Mitglied der NFL, der National Football League. »Ihr meint also, wenn ihr ihm eine Frau besorgt, setzt er euch nicht mehr so unter Druck«, stellte sie sachlich fest.
Willie Jarrell senkte den Blick seiner von dichten Wimpern umgebenen, braunen Augen auf sein Bier. »Der Mistkerl hat uns in letzter Zeit das Leben zur Hölle gemacht.
Niemand hält es mehr in seiner Nähe aus.«
Junior schüttelte den Kopf. »Gestern hat er Germaine Clark einen Anfänger geschimpft. Germaine!«
Jodie zog eine ihrer Brauen hoch, die dank freigebig aufgetragener Kosmetik um mehrere Schattierungen dunkler als ihre messingfarbenen Haare waren. Germaine Clark galt durch und durch als Profi und als einer der gefährlichsten Abwehrspieler in der NFL. »Soweit ich weiß, hat der Bomber bereits mehr Frauen, als er bewältigen kann.«
Junior nickte. »Allerdings schläft er offenbar mit keiner von ihnen.«
»Was?«
»Es stimmt«, meldete sich Chris Plummer, der linke Stürmer, zu Wort. »Aber das wissen wir selbst erst seit kurzer Zeit. Seine Freundinnen haben sich mit unseren Frauen unterhalten, und es scheint, daß Cal sie nur zum Angeben benutzt.«
Willie Jarrell hob den Kopf. »Vielleicht würde er von ihnen ja eher angetörnt, wenn er warten würde, bis sie ihren Windeln entwachsen sind.«
Junior nahm diese Bemerkung durchaus ernst. »So etwas darfst du nicht sagen, Willie. Du weißt, daß Cal mit keinem Mädchen etwas anfängt, das unter zwanzig ist.«
Cal Bonner mochte älter werden, aber die Frauen in seinem Leben blieben jung. Niemand hatte ihn je mit einem Mädchen über zweiundzwanzig ausgehen sehen.
»Soweit wir wissen«, sagte Willie, »hat der Bomber seit dem Ende seiner Beziehung zu Kelly mit keiner Frau mehr geschlafen, und das war im Februar. Wenn ihr mich fragt, ist das einfach nicht normal.«
Kelly Berkley war Cals wunderschöne, einundzwanzigjährige ständige Begleiterin gewesen, bis sie es satt hatte, auf einen Ehering zu warten, der wohl niemals käme; daher lief sie mit dem dreiundzwanzigjährigen Gitarristen einer Heavy Metal Band auf und davon. Seither hatte Cal Bonner seine gesamte Energie in das Gewinnen der Footballspiele, in den allwöchentlichen Wechsel seiner Freundinnen und in das Tyrannisieren seiner Teamkollegen gesteckt.
Jodi Pulanski war das Lieblingsgroupie der Stars, und wiewohl noch deutlich unter dreiundzwanzig, kam keiner der Männer auf die Idee, sie Cal Bonner als Präsent zum Geburtstag anzubieten. Es war eine allgemein bekannte Tatsache, daß er sie bereits mindestens ein Dutzend Male zurückgewiesen hatte. Weshalb der Bomber zuoberst auf der Liste von Jodies persönlichen Feinden stand, obgleich sie sonst um jeden Preis auf eine Vergrößerung ihrer Sammlung blau-goldener Stars-Trikots in ihrem Schlafzimmerschrank – eins von jedem Spieler, mit dem sie sich amüsiert hatte – versessen war.
»Was wir brauchen, ist jemand, der ihn nicht an Kelly erinnert«, meinte Chris.
»Das bedeutet, daß sie wirklich Klasse haben muß«, fügte Willie erläuternd hinzu. »Außerdem sollte sie vielleicht ein bißchen älter sein. Wir denken, es täte dem Bomber gut, wenn er es mal mit einer Frau so um die fünfundzwanzig probieren würde.
»Mit so was wie Würde!« Junior nippte gedankenverloren an seinem Bier. »Eine Frau, die
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