Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
geilen Bauern Ludwig und seiner fetten Gattin Mathilde vor seinen Augen. Vor den beiden knieten Rudolf und sein Sohn Eberhard, hoben beschwörend ihre Arme, als flehten sie um Gnade. Sie trugen blutbefleckte Schlachterschürzen …
Eine Hand, die an seinem Hosenbein zupfte, beendete den Tagtraum. Eine in dreckige Lumpen gehüllte Frau reckte Mathäus die Hand entgegen. Mathäus schenkte ihr ein Geldstück.
Als er in die Wirtsstube des
Schwan
trat, sah er Heinrich einsam an einem der Tische sitzen. Trübsinnig starrte er in einen Becher. Mathäus setzte sich zu seinem Freund. Müde hob Heinrich sein Gesicht.
„Ah, Mätthes. Wie war dein Tag?“
„Später. Zuerst musst du mir berichten, Freund. Hast du sie gefunden?“
Heinrichs Hände klammerten sich um den Becher. „Sie ist glücklich“, sagte er nur.
Mathäus nickte stumm. Der Wirt brachte ihnen Bier.
„Ich weiß, was du denkst“, sagte Heinrich nach einer Weile, „ich sollte mich freuen über ihr Glück. Ja, das tue ich. Aber alte Wunden heilen schlecht.“
„Du hast es so gewollt, Hein. Hättest auf mich hören sollen.“
Heinrich nagte an seiner Unterlippe. „Gewiss. Diese Buße habe ich mir selbst auferlegt.“
„Hast du mit ihr gesprochen?“
Heinrich schüttelte den Kopf. „Sie hat mich nicht gesehen. Habe mich immer im Hintergrund gehalten. Wie ein Schatten.“
„Woher weißt du dann, dass sie glücklich ist?“
„Weil ich sie beobachtet habe, Mätthes. Glaub mir, ich kann einen glücklichen Menschen von einem unglücklichen unterscheiden. Stell dir vor, ich sah, wie meine Geliebte von einst im Arm eines Mannes durch die Straßen schritt. Ein schmerzliches Gefühl ist das, aber das stand zu erwarten. Er macht einen guten Eindruck, dieser feine Ratsherr, ich muss es gestehen. Keiner von den eitlen Pfauen, von denen es sonst in den Städten so wimmelt. Er himmelt sie an, und sie ist glücklich mit ihm. Wie sie es früher einmal mit mir war.“
Mathäus nippte betreten an seinem Becher. „Tja. Und sie haben dich wirklich nicht bemerkt?“
Zum ersten Mal ließ Heinrich den Ansatz eines Lächelns erkennen. „Du unterschätzt mein Talent als Spion. Wenn du wüsstest, was ich alles nebenher in Erfahrung gebracht habe.“
„Ach ja? Was denn, zum Beispiel, Herr Meisterspion?“ Es war gut, Heinrichs Gedanken auf etwas anderes zu lenken.
„Zum Beispiel, was in der letzten Ratssitzung besprochen wurde.“
„Vielleicht solltest du wieder in die Dienste des Markgrafen treten. Der kann einen guten Schnüffler immer gebrauchen.“
„Nichts für mich“, winkte Heinrich ab. „Außerdem würde es den Markgrafen wohl wenig interessieren, dass man einigen Fleischern an den Hals will, weil sie angeblich Ratten in ihren Pasteten verarbeiten.“
Aus dem Gesicht des Dorfherrn wich jegliche Farbe.
„Was ist?“, erkundigte sich Heinrich stirnrunzelnd.
„Nichts.“ Mathäus griff nach seinem Bier und nahm ein paar kräftige Schlucke. Nicht mehr an die Pastete denken! Er war froh, dass diesmal Heinrich das Thema wechselte.
„Hat Chlodwig sich gut benommen?“
Mathäus holte tief Luft. „Meine Stiefel gefielen ihm nicht sonderlich. Wollte unbedingt, dass ich mir neues Schuhwerk zulege.“
Heinrich kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich hätte dich warnen sollen“, brachte er hervor. „Er hat eine Schwäche für fremde Latschen.“
Mathäus machte eine wegwerfende Handbewegung. „Sprechen wir nicht mehr davon. Ich will dir lieber etwas zeigen! Hier –“ Er kramte den Ring aus seinem Wams hervor.
Heinrich betrachtete das Schmuckstück wie ein Kenner von allen Seiten. „Alle Achtung“, staunte er, „der ist gut und gerne seine zwei Gulden wert.“
„Zwei? Pah, von wegen! Sechs Gulden kostet er, aber der Trottel von Goldschmied hat ihn mir für vier verkauft.“
Heinrich warf dem Freund einen belustigten Blick zu, doch als er sah, dass dieser es ernst meinte, reichte er ihm den Ring zurück. „Deine Jutta wird sich mächtig darüber freuen“, prophezeite er.
„Das hoffe ich. Morgen reite ich zurück. Ich kann’s kaum erwarten, sie wiederzusehen. Wirst du mit mir kommen?“
Heinrich schüttelte den Kopf. „Nein, das weißt du doch. Aber ich werde dich noch ein Stück begleiten. Dann gehe ich wieder meine eigenen Wege.“
Mathäus nickte bedrückt. „Wann wirst du mich das nächste Mal besuchen, Hein?“, fragte er nach einer Weile.
„Irgendwann, Mätthes. Irgendwann.“
„Versprich’s mir. Eine innere Stimme sagt mir
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