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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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Prolog
Nideggen, August 1338
    Das Gemurmel der Leute brodelte durch die Gassen der Stadt. Von Soldaten des Markgrafen zurückgedrängt, reckten sie ihre Hälse, äugten, wippten und sperrten ihre Münder auf. Man bekam schließlich nicht jeden Tag einen Monarchen leibhaftig zu Gesicht. Gewiss, den Markgrafen selbst, den Herrn ihrer Stadt, den sah man oft genug. Aber was war schon ein Graf im Vergleich zum König von England, der in diesem Augenblick mit seinem prächtigen Gefolge auf dem Weg zur Burg war, wo Wilhelm von Jülich seinen hohen Gast empfangen würde. Wie ein Lauffeuer hatte es sich herumgesprochen, der Zug habe das Nixtor bereits passiert, der König und seine kleine Tochter seien in eine Sänfte gestiegen und näherten sich, flankiert von schwer bewaffneten Rittern, dem Zentrum der Stadt. Eduard, König von England, war auf dem Weg nach Koblenz, wo er auf dem Reichstag seinen Schwager, den Kaiser, zu treffen gedachte. Und Nideggen, Residenzstadt des Jülicher Grafen, hatte er als eine seiner Stationen auf dem Weg dorthin auserkoren.
    Wer von all den Schaulustigen kannte schon die genauen Umstände, die Eduard veranlassten, den Wittelsbacher aufzusuchen? War da nicht Geld im Spiel? Der Engländer benötigte Bares für einen Krieg, den er in Frankreich führte. Undurchsichtige Bündnisverträge mit deutschen Fürsten spielten eine Rolle, ebenso Zahlungsversprechungen, Treueeide und weiß der Teufel noch was. Aber wen interessierte das? Wer durchschaute schon die Politik der Großen? Die machten ohnehin,was sie wollten, es war immer schon so gewesen und würde sich schwerlich ändern. Den Gemeinen blieb nur, den Prunk und den Glanz der Fürsten zu bestaunen, Hälse reckend dem Anmarsch der Macht entgegenzusehen.
    „Sie kommen!“, kreischte ein feistes Weib. Sie saß auf den knochigen Schultern ihres dürren Gatten, der vergeblich versuchte, nicht zu wanken. Sofort kam Bewegung in die Menge.
    „Ruhig, Leute“, befahl einer der Soldaten, während er mit seinen Kameraden die Menschenmenge zurückdrängte. Auf der gegenüberliegenden Seite ging es nicht besser zu. Mühsam war es, eine Gasse offen zu halten, in der sich unbeeindruckt von dem ganzen Tumult zwei Köter rauften.
    Hufgetrappel. Prachtvoll gewandete Ritter auf geschmückten Rössern näherten sich.
    „Sie kommen!“, brüllte das Weib auf ihrem Logenplatz erneut.
    „Wenn du absteigst, dicke Vettel, dann kann ich vielleicht auch was erkennen“, raunzte ein Kerl hinter ihr.
    „Halt die Klappe!“
    „Mutter, ich sehe kackende Pferde“, jubelte ein blond gelockter Knabe, als sei es seine Lebensaufgabe, danach Ausschau zu halten.
    Die Rufe verstummten, als die Reiter die Gasse passierten. Ehrfurchtsvoll sah man zu ihnen hoch, bewunderte das in der Sonne glänzende Metall an ihren Körpern und die mächtigen Schwerter in ihren Scheiden. Die Ritter waren sich ihrer Erscheinung wohlbewusst, starrten ausdrucklos vor sich hin, ohne sich die Blöße zu geben, neugierige Blicke in die Menge zu werfen. Diese Pflicht fiel den königlichen Leibwächtern zu, die, gekleidet in grüne Weidmannstracht und bewaffnet mit Pfeil und Bogen, hinter der stolzen Reitergruppe hermarschierten.
    „Ha, die sehen ja aus wie Waldmänner“, rief der blonde Knabe und erntete eine mütterliche Ohrfeige.
    „Die Sänfte!“, verkündeten ein paar aufgeregte Stimmen. Wieder wurden die Hälse lang. Einige Leute stießen Jubelrufe aus. Andere zogen es vor, das Ganze lieber schweigend zu betrachten. Und niemand achtete auf den Irren in ihrer Mitte.
    Niemand wusste hinterher, woher er gekommen war. Aber urplötzlich stand er auf der Straße, stimmte ein ohrenbetäubendes Kriegsgeheul an, stürmte auf die von acht Dienern getragene Sänfte zu.
    „Tod dem König!“, schrie er. In seiner Hand blitzte ein Dolch. Schon sank einer der Träger zu Boden. Die Sänfte wankte. Ungläubiges Entsetzen in den Gesichtern der Umstehenden.
    Es war einer der Soldaten des Markgrafen, ein blutjunger Kerl, der zuerst reagierte. Der Angreifer hatte bereits mit einer ansatzlosen Bewegung den seidenen Vorhang der Sänfte zerrissen, da traf ihn ein Schwerthieb in den Oberarm. Blut spritzte. Der Verletzte fluchte, stürzte sich wie ein Tobsüchtiger auf den Soldaten. Der aber hüpfte wieselflink einen Schritt zurück und schwang erneut sein Schwert, doch diesmal vermochte er den Attentäter nicht zu treffen. Dem Schlag ungestüm ausweichend, landete dieser nämlich in einem Pulk von Menschen. Ein

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