Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Philipp die Stimme seines Vaters erstaunlich genau. Er zog eine Grimasse, machte eine unwirsche Handbewegung und ließ sich auf einen Hocker nieder. Sah den Dorfherrn dabei an, als wollte er ihn zurechtweisen. „Habt Ihr den Mörder meiner Schwester?“, fragte er geradeheraus. Sein Tonfall glich dem eines wütenden Vaters, dessen Kinder allerlei Unfug getrieben haben.
Mathäus blieb ruhig. „Es gibt Verdächtige. Aber keinem lässt sich der Mord an deiner Schwester nachweisen, Philipp.“
„Ach nein? Und was ist mit Eberhard?“
„Seine Stiefelspuren waren am Tatort. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er Margarethe umgebracht hat. Warum hätte er das tun sollen? Die beiden liebten sich.“
„Pah!“ Philipp schlug mit der geballten Faust auf den Tisch. „Wer weiß das schon? Jedenfalls hab ich den Eberhard noch nie ausstehen können. Wäre der falsche Mann für meine Schwester gewesen.“
„Vor drei Tagen hast du mir erzählt, du wüsstest nicht, wer der Liebhaber deiner Schwester war.“
„Ja, das stimmt.“ Philipp kratzte sich am Kopf. „Hab’s jedoch geahnt.“
„Ist das so? Warum hast du mir deine Ahnung nicht anvertraut?“
„Weil auch ich mir nicht vorstellen konnte, dass er sie umgebracht hat. Wollte ihm trotz allem keine Schwierigkeiten machen. Als ich aber hörte, dass er die Tat dem Teufel höchstselbst in die Schuhe schob, war die Sache klar für mich.“
Mathäus bemühte sich, seine Verärgerung nicht zu zeigen. Paulus’ Leute hatten also dafür gesorgt, dass Einzelheiten der Verhöre an die Öffentlichkeit gedrungen waren.
„Was ist mit Ludwig?“, fragte Albrecht mit heiserer Stimme. In seinen Augen flammte Hass auf.
Mathäus spreizte die Hände. „Er lag krank im Bett an jenem Tag. Sein Gesinde kann es bezeugen.“
„Sein Gesinde! Niemand würde es wagen, gegen ihn zu sprechen.“
„Ich verstehe Eure Zweifel, Albrecht, aber ich habe Ludwig selbst gesehen. Er war in der Tat krank.“
„Und wenn er den Kranken nur markiert hat?“
„Vater!“ Philipp machte eine hilflose Handbewegung. „Ich hasse Ludwig ebenso wie du. Nur ist er leider nicht der Mörder deiner Tochter. Die Fakten sprechen nun mal dagegen, ob uns das passt oder nicht.“ Er sah den Dorfherrn entschlossen an. „Margarethes Mörder heißt Eberhard!“
„Was macht dich da so sicher?“, fragte Mathäus lauernd.
„Er war am Forellenweiher. Wenn er nicht selbst der Mörder war, warum hat er dann nicht gleich erzählt, was wirklich dort geschah? Und außerdem“, Philipp beugte sich vor, „denkt an die steinerne Botschaft, Herr Mathäus.“
„Der Stein mit den Symbolen? Was ist damit?“
„Mit dieser Botschaft hat der Mörder sich doch selbst verraten.“
Mathäus runzelte die Stirn. „Worauf willst du hinaus?“
„Steine lügen nicht!“
„Erklär’s mir.“
„Die Botschaft war signiert mit dem Kopf eines Ebers. Ihr Absender war der Mörder. Steine lügen nicht, ich weiß es sicher. Hätte Moses sonst die Zehn Gebote auf steinernen Tafeln empfangen?“
Mathäus atmete tief durch und erhob sich. „Deine Kombinationsgabe in allen Ehren, Philipp, aber ich muss mich an Realitäten halten. Ich kann den Fall nicht anhand der Heiligen Schrift lösen.“ Er hob eine Hand zum Gruß und schritt zur Tür.
„Herr Mathäus!“ Albrechts Stimme war mit einem Mal hart und klar. Mathäus verharrte im Schritt, wandte sich um.
„Ihr habt uns Euer Wort darauf gegeben, dass der Mörder meiner Tochter seine gerechte Strafe erhält, erinnert Ihr Euch?“
Der Dorfherr nickte steif.
„Ich hoffe, Ihr habt uns nicht zu viel versprochen.“
„Bis morgen weiß ich, wer Eure Tochter ermordet hat“, verkündete Mathäus mit einer Entschlossenheit, die, wie erim Grunde seines Herzens zugeben musste, geheuchelt war. Dann verließ er das Haus.
Heinrich war aufgewacht. Seine Finger umklammerten einen Becher mit dampfendem Sud. Jutta hatte seine Wunde neu verbunden.
„Ich glaube, deine Liebste will mich vergiften, Mätthes. Kümmert sich zwar fürsorglich um meine Verletzung, dann aber zwingt sie mich, dieses elende Gesöff zu trinken. Was denkt sie sich nur dabei?“
Mathäus hob schmunzelnd die Schultern. „So sind sie halt, die Frauen. Wie geht’s dir, Freund?“
„Ich könnte Bäume ausreißen.“ Heinrich unterdrückte einen Schmerzenslaut. „Deine Frauen sorgen ja rührend für mich. He, Maria …!“ Er winkte die Kleine herbei, die sich einmal mehr mit der Dogge über
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